"Haben all die Mädchen hier versteckte Leidenschaften?"
Wer einen Gesellschaftsroman im "Bridgerton"- u. "Buddenbrooks"-Stil mit sensiblen Themen zur Black Community um die Jahrhundertwende sucht, ist mit "Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle" von Krystal ...
Wer einen Gesellschaftsroman im "Bridgerton"- u. "Buddenbrooks"-Stil mit sensiblen Themen zur Black Community um die Jahrhundertwende sucht, ist mit "Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle" von Krystal Marquis genau richtig. Die Autorin überzeugt mit einem tollen Chicagoer-Setting in den 1910er-Jahren, sympathischen Charakteren u. der Geschichte über vier Frauen/Mädchen, die alle ihren eigenen Träumen nacheifern! Leseempfehlung!
Herzlichen Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Klappentext:
Die Davenports gehören zu den wenigen Schwarzen Familien, die zu Wohlstand und Ansehen gekommen sind. Sie leben in einem Anwesen mit Kristallleuchtern, Dienstboten und großen Festen. Nun werden Olivia und Helen, die beiden Davenport-Töchter, in die Gesellschaft eingeführt. Wie das Dienstmädchen Amy-Rose und die beste Freundin Ruby müssen sie ihren Weg finden.
So unterschiedlich sie sind – von Olivia, die ihr Interesse an den politischen Ungerechtigkeiten ihrer Zeit entdeckt, bis zu Helen, der Automobile wichtiger sind als Partys, vom Dienstmädchen Amy-Rose, die ihr eigenes Geschäft eröffnen will, bis zur Träumerin Ruby, deren Familie finanziell ruiniert ist – im Reigen der unerwarteten Liebe treffen sie sich wieder.
Der Einstieg in die Familiengeschichte der Davenports fiel mir durch den lebendigen Schreibstil der Autorin sehr leicht. Dabei wird die Geschichte abwechselnd aus den vier Perspektiven (personale Sie-Erzählerperspektiven) von Olivia, Helen, Amy-Rose u. Ruby erzählt, wodurch man einen tiefen Einblick in deren Gedanken u. Gefühle erhält u. die Geschichte aus deren Perspektiven mitverfolgen kann.
Olivia u. Helen sind dabei die Davenport-Schwestern, auf die gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird u. die es ihren Eltern rechtmachen sollen, Amy-Rose ist eines der Dienstmädchen im Hause Davenport u. Ruby ist Olivias beste Freundin u. stellt durch die finanziellen Probleme u. das Angestelltentum ihrer Eltern das komplette gesellschaftliche Gegenteil zu den Davenports dar.
Ich mochte die unterschiedlichen Perspektiven u. Charaktere sehr gerne, weil sie auf ihre ganz eigene Art besonders sind u. alle mit unterschiedlichen Erwartungen der Gesellschaft oder mit Druck von außen zu kämpfen haben, obwohl sie selbst eigene Träume haben u. diesen nachgehen wollen. Während Helen als Mechanikerin in der Werkstatt ihres Vaters arbeiten will, soll Olivia in die Gesellschaft eingeführt u. verheiratet werden. Auch Ruby, die Tochter eines Fabrikarbeiters, soll verheiratet werden, aber ausgerechnet mit Olivias Bruder, damit die Familien auf ewig miteinander verbunden sind, während Amy-Rose damit kämpft, als gleichberechtigtes Familienmitglied der Davenports angesehen zu werden, weil sie mit den Davenport-Kindern aufgewachsen ist.
Obwohl manche Szenen für meinen Geschmack etwas langatmig waren, war das Buch insgesamt spannend u. sehr interessant. Besonders gut gefallen hat mir, dass neben Romanzen, Intrigen u. Familiengeheimnissen auch sensible Themen zur Black Community während der Jahrhundertwende aufgegriffen werden, und man deshalb als Leser auch mit den Themen Vorurteile u. Rassismus konfrontiert wird u. dadurch einen Einblick in die Gesellschaftskritik erhält.
Insgesamt deshalb ein gelungener Auftakt, der mich persönlich an eine Mischung aus "Bridgerton" u. "Buddenbrooks" erinnert hat u. auf jeden Fall lesenswert ist! Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen!
Zitat: Krystal Marquis: Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle, S. 151