Laetitia Colombani erzählt in ihrem neuen Roman »Das Haus der Frauen« von zwei heldenhaften Frauen - für alle Leserinnen von »Der Zopf«
In Paris steht ein Haus, das allen Frauen dieser Welt Zuflucht bietet. Auch der erfolgreichen Anwältin Solène, die nach einem Zusammenbruch ihr Leben in Frage stellt. Im »Haus der Frauen« schreibt sie nun im Auftrag der Bewohnerinnen Briefe - an die Ausländerbehörde, den zurückgelassenen Sohn in Guinea, den Geliebten - und erfährt das Glück des Zusammenhalts und die Magie dieses Hauses. Doch wer war die mutige Frau, die vor hundert Jahren allen Widerständen zum Trotz diesen Schutzort schuf? Solène beschließt, die Geschichte der Begründerin Blanche Peyron aufzuschreiben.
Ein ergreifender Roman über mutige Frauen und ein Plädoyer für mehr Solidarität.
In ihrem neuen Roman »Das Mädchen mit dem Drachen« (Erscheint am 23.02.2022) erzählt Laetitia Colombani die bewegende Geschichte des Mädchens Lalita und einer Schule am Indischen Ozean – einem hoffnungsvollen Ort, der alles verändert.
"Das Haus der Frauen" handelt von einem Frauenhaus in Paris, das vielen Frauen Zuflucht bietet. Die erfolgreiche Anwältin Solene will nach einem Zusammenbruch ihr Leben ändern und fängt einen ehrenamtlichen ...
"Das Haus der Frauen" handelt von einem Frauenhaus in Paris, das vielen Frauen Zuflucht bietet. Die erfolgreiche Anwältin Solene will nach einem Zusammenbruch ihr Leben ändern und fängt einen ehrenamtlichen Job als "Schreiberin" in der Einrichtung an. Dabei unterstützt sie unterschiedliche Frauen beim Schriftverkehr - von Briefen an die Behörden bis hin zu persönlichen Briefen an die Familie. Dabei wird ihr deutlich, dass ihr Leben dadurch endlich wieder einen Sinn hat. Parallel wird die Geschichte der Gründerin erzählt, die vor hundert Jahren das Haus gegründet hat. Gegen alle Widerstände, mit vielen Hürden, aber großer Leidenschaft von Blanche Peyron, die Gründerin des Hauses. Es zeigen sich viele Parallelen zwischen heute und damals.. ein mitreisender Roman.
Fazit: "Das Haus der Frauen" kann aus meiner Sicht nicht ganz mit dem Auftakt-Roman von Laetitia Colombani (Der Zopf) mithalten, ist aber trotzdem ein herausragendes Werk. Mir gefällt nicht nur ihr Schreibstil, sondern auch die Verbindung von Historie und Aktualität, starken und vermeintliche schwachen Frauen, die Herausforderung von Alltag und der Bruch mit den Konventionen. Definitiv eine Lesempfehlung!
Nach einem Burn-out braucht Solène erstmal eine Pause von ihrem Job als Anwältin und landet als Schreiberin in einem Frauenhaus. Eigentlich nichts für sie, aber die Frauen und ihre furchtbaren Erlebnisse ...
Nach einem Burn-out braucht Solène erstmal eine Pause von ihrem Job als Anwältin und landet als Schreiberin in einem Frauenhaus. Eigentlich nichts für sie, aber die Frauen und ihre furchtbaren Erlebnisse berühren sie dann doch mehr als erwartet und Solène möchte trotz aller Unterschiede von ihnen akzeptiert werden. Sie beginnt mehr und mehr zu sehen, wie wichtig diese Arbeit ist und dass sie es für diese Frauen tun sollte und nicht, um sich selbst besser zu fühlen.
Auch die Geschichte der entschlossenen, leidenschaftlichen Gründerin des sogenannten Palasts hat mir gefallen, es war eine Geschichte über einen Kampf gegen Vorurteile und Einsatz für Menschen in Not. Ihr wurden aber nur wenige Kapitel gewidmet und ich hätte mir da etwas mehr Details gewünscht, so wie es sie bei Solène gab.
An einigen Stellen hatte ich auch das Gefühl, man würde einfach traurige Schicksale aufreihen und sie konnten mich schon berühren, aber so kurz angeschnitten konnten sie mich nicht immer überzeugen. Sie zeigen aber, auf wie viele unterschiedliche Arten das Leben zuschlagen kann, sodass man nicht mehr weiter weiß und auf die Barmherzigkeit Anderer und die Hilfe des Staats angewiesen ist. Und leider gibt es viel mehr Hilfsbedürftige als verfügbare Ressourcen.
Fazit
"Das Haus der Frauen" erzählt eine Geschichte von Frauen, die ihre Bestimmung darin finden, Menschen zu helfen, die ganz unten angekommen sind. Ein berührender Roman, der auch Augen öffnet.
Solène ist eine erfolgreiche Anwältin - aber sehr unglücklich. Nach einem Burnout versucht sie, wieder Fuß zu fassen und erinnert sich an früher.
Sie hat so gerne geschrieben, war sehr begabt, doch ihre ...
Solène ist eine erfolgreiche Anwältin - aber sehr unglücklich. Nach einem Burnout versucht sie, wieder Fuß zu fassen und erinnert sich an früher.
Sie hat so gerne geschrieben, war sehr begabt, doch ihre Eltern haben sie in die Juristerei gedrängt.
Als sie von einem Ehrenamtsjob in einem Frauenhaus erfährt, bei dem sie Schreiberin wäre, also Briefe, Behördenschriftstücke und ähnliches für die Bewohnerinnen verfassen soll, beschließt sie, das auszuprobieren.
Sie bekommt Einblick in viele Einzelschicksale - und sehr bald fragt man sich, wer da eigentlich wem hilft...
Neben den aktuellen Geschehnissen gibt es eine zweite Ebene im Buch - den Rückblick auf das Leben von Blanche Peyron, die das Haus gegründet hat.
Das war sehr interessant, ich habe bislang noch nichts von ihr gehört, dabei war sie eine mutige, selbstlose und tatkräftige Frau, die Unglaubliches erreicht hat. Ebenso ihr Mann, für die Zeit scheinen die beiden eine absolut gleichberechtige Partnerschaft geführt zu haben. Ein kleine Einblick in die Heilsarmee war damit auch verbunden.
Beide Ebenen waren spannend, den historischen Teil hätte ich mir aber etwas ausführlicher gewünscht - aber mit nur 256 Seiten ist es ja ein eher dünnes Buch.
Mein kleiner Kritikpunkt: obwohl die einzelnen Schicksale der Frauen erschütternd sind - so richtig nah an mich herangekommen sind sie nicht. Das liegt vermutlich am schön und flüssig zu lesenden, aber doch eher nüchternen Schreibstil.
Oder daran, dass mit "Der Zopf" die Messlatte bei der Autorin bei mir auch sehr hoch liegt.
Nichtsdestotrotz ein sehr interessantes Buch, bei dem sich das Lesen gelohnt hat.
"Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani ist eine Homage der Kraft und Zähigkeit von Frauen.
Was mir besonders schön an dem Cover gefällt, ist der Wiedererkennungswert der Romane von Laetitia Colombani. ...
"Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani ist eine Homage der Kraft und Zähigkeit von Frauen.
Was mir besonders schön an dem Cover gefällt, ist der Wiedererkennungswert der Romane von Laetitia Colombani. Auch der erste von ihr auf deutsch erschienene Roman "Der Zopf" hat ein ebenso wunderschön gestaltetes Cover mit Gold-Akzenten. Gleich auf den ersten Blick bin ich so auf diesen zweiten Roman aufmerksam geworden und wurde nicht enttäuscht.
Der Schreibstil, die Charaktere und die Gesamtaussage des Buches sind gewohnt stark. Die Autorin arbeitet mit klaren, aber dennoch intensiven Beschreibung.
Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung von Solène. Sie hat ihr bisheriges Leben verbissen als Anwältin gearbeitet, um dem Ideal ihrer Eltern zu entsprechen. Irgendwann fehlt ihr die Kraft, um weiterzumachen und sie erhält einen einschneidenden Rat von ihrem Psychiater: "Sie durchlaufe[n] eine Sinnkrise. [...] In solchen Situationen hilft es, sich selbst aus dem Fokus zu nehmen, sich anderen Menschen zu öffnen, man muss wieder einen Grund finden, morgens aufzustehen. Sich nützlich zu fühlen, sich für eine Sache zu engagieren, anderen zu helfen, könnte einer sein." Solène beginnt auf diesen Rat hin als öffentliche Schreiberin im Haus der Frauen in Paris.
Damit entfaltet sich ein eindrucksvoller, zweiter Handlungsstrang um Blanche und Albin Peyron. Nach und nach erfährt man beim Lesen, wie die beiden im Jahr 1925 gekämpft haben, um den Palais de la femme zu eröffnen. Geschickt werden hier fiktive Figuren und Ereignisse mit realen zu einer stimmigen Geschichte verwoben. Neben Blanche und Solène, den beiden Frauen, die unverkennbar im Fokus stehen, werden auch einige weitere Frauen vorgestellt und ihre tragischen Schicksale geschildert. Die Darstellung erfolgt dabei eher nüchtern und kurz, so dass ich emotional nicht so ergriffen war, wie es hätte sein können. Leider fehlt in der gesamten Erzählung nahezu völlig die direkte Rede und die Ich-Perspektive, was es schwer machte, sich emotional den Charakteren intensiv zu nähern. Dennoch regt das Buch mit den tragischen Schicksalen der Frauen, dem großen Mut und dem Einsatz von Blanche und Albin, der allmählichen Veränderung von Solène an, sich selbst einmal aus dem Fokus zu nehmen und Dinge gerade nicht nur intellektuell wahrzunehmen, sondern sich auch emotional einzufühlen. Der Leser selbst ist gefragt, die Geschichte für sich umzusetzen und zu intensivieren.
Die Botschaft des Buches ist eine wichtige: "Man darf nicht unterschätzen, was kleine Gesten oder ein Lächeln vermögen, sie haben große Wirkung." Wenn jeder ein wenig über sein Umfeld hinausblickt und nur ein wenig Zeit und Kraft opfert, ohne dafür die Hand aufzuhalten, kann das enorme Auswirkungen für eine andere Person haben.
"Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani lässt zwar an Tiefe, Emotion und Ausführlichkeit noch einiges an Luft, setzt aber dennoch deutlich das versprochene "Plädoyer für mehr Solidarität". Ich kann eine Leseempfehlung für Leser aussprechen, die sich mit sich und ihrem Umfeld einmal kritisch auseinandersetzen und sich zu kleinen Veränderungen motivieren lassen möchten.
Die Anwältin Solène funktioniert zwanzig Jahre lang hervorragend in ihrer Kanzlei bis zu einem Nachmittag, an dem ein Mandant sich vor ihren Augen das Leben nimmt, weil er für schuldig befunden und verurteilt ...
Die Anwältin Solène funktioniert zwanzig Jahre lang hervorragend in ihrer Kanzlei bis zu einem Nachmittag, an dem ein Mandant sich vor ihren Augen das Leben nimmt, weil er für schuldig befunden und verurteilt wurde. Sòlene rast in ein Burn-Out, eine so tiefe Hoffnungslosigkeit und Leere, dass sie keinen Sinn mehr in ihrem Leben findet.
Mit psychologischer Hilfe wird ihr ehrenamtliche Arbeit nahe gebracht und so landet sie schließlich im Palast der Frauen in Paris, einem der größten Frauenwohnheime Europas. Einmal die Woche bietet sie dort an, im Namen der Frauen zu schreiben. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um offizielle Schreiben oder vertrauliche Briefe handelt. Schnell taucht sie tief in die Geschichten der Frauen ein, hinterfragt ihr eigenes Leben und findet Stück für Stück zurück.
Die Autorin Laetitia Colombani erzählt abwechselnd aus Sòlenes heutiger Perspektive und aus Paris ab dem Jahre 1925. Wir begleiten nicht zur Sòlene und die heutigen Bewohnerinnen sondern auch Blanche und ihren Ehemann Albin Peyron, die der Heilsarmee angehören und ihr ganzes Leben lang dafür kämpfen, Bedürftigen und vor allem Frauen in Nöten einen Platz und Perspektiven zu geben. Dabei stützt sich Colombani auf historische Fakten, denn Blanche und Albin haben wirklich gelebt und aufopferungsvoll um den Palast der Frauen gekämpft, der seit nun mehr als 100 Jahren in Paris Gutes tut. Die Mischung fand ich sehr gelungen und äußerst spannend. Von Blanche Peyron hatte ich bisher leider noch gar nichts gehört, nun habe ich mir ihren Namen und ihr beeindruckendes Werk tief eingeprägt!
Auch Sòlene als Protagonistin hat mir extrem gut gefallen. Wie sie langsam immer mehr abtaucht, zuhört, realisiert und nach einigen Rückschlägen ins Handeln kommt, fand ich sehr authentisch und schön zu begleiten. Berührend waren vor allem die vielen verschiedenen Schicksale und Geschichten der Bewohnerinnen, die sehr wahrscheinlich nur einen ganz minimalen Einblick in die Millionen von Frauenleben geben.
Das Haus der Frauen hat mir auch stilistisch sehr gut gefallen. Colombani kommt direkt auf den Punkt, es gibt wenig Schnörkel und jedes erzählte Detail ist exakt platziert. Sie gibt den Frauen genügend Raum und lässt ihre Erlebnisse einfach wirken. Das hat mich tief berührt, ebenso wie die Gemeinschaft und der Zusammenhalt, die aus so vielen verschiedenen Menschen und Schicksalen entstanden ist.
Ein wundervoller Roman, der nicht wegschaut und einer wahren Heldin ein Denkmal setzt.