Ich nehme es mal vorweg: „Days of Blood and Starlight“ war für mich keine einfache Lektüre. Zum Einen lag das diesmal tatsächlich am Erzählstil der Autorin. Ich hatte das Gefühl, dass Laini Taylor ihre Leser zu oft allein lässt. Zwar gibt sie detailliert und mit vielen Beschreibungen die Handlung wieder, aber sie erklärt die Ereignisse nicht. Diese Aufgabe überlässt sie ihrem Leser. Die Puzzleteilchen, die er angeboten bekommt, muss er selbst zusammensetzen. Und es sind viele Puzzleteilchen, da die Handlung zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her springt. Im Gegensatz zum ersten Teil „Daughter of Smoke and Bone“ folgt der allwissende Erzähler nicht mehr nur Karou und Akiva. Stattdessen gibt es hier viele weitere Einzelschicksale, die näher ins Auge gefasst werden. Und das betrifft nicht nur Zuzana oder den Weißen Wolf. Stattdessen werden einige neue Charaktere eingeführt und genau beobachtet. Die Handlung springt so zwischen mehreren Orten, aber auch zwischen mehreren Figuren. Dabei den Überblick zu behalten, ist nicht ganz leicht. Man muss schon sehr konzentriert lesen, teilweise auch zwischen den Zeilen. Und sich wie gesagt so manche Erklärung selbst suchen. Wenn Laini Taylor ihrem Leser Erklärungen an die Hand gibt, dann in Form von Rückblicken. Das Ergebnis einer bestimmten Handlung weiß man dadurch schon, bevor von der betreffenden Handlung selbst erzählt wird. Ich will nicht sagen, dass mir diese Erzählweise nicht gefallen hat. Aber ihr war doch nicht ganz einfach zu folgen.
Der andere Punkt, warum „Days of Blood and Starlight“ für mich keine einfache Lektüre war, ist die Stimmung des Buches. Es herrscht eine deprimierende und drückende Endzeitstimmung. Sowohl die Chimären als auch die Seraphim sind ständig mit Kriegsvorbereitungen beschäftigt, es werden Schlachten geschlagen, es fließt Blut, es gibt Tote. Die Handlung spielt nun nicht mehr in dem verzauberten und irgendwie mystischen Prag, sondern in Eretz, der Welt der Seraphim und Chimären, die noch nie ein Mensch betreten hat, mit all seiner Einöde, seiner Trostlosigkeit. Hier habe ich mich überhaupt nicht wohlgefühlt. Aber Menschen sind hier ja auch nicht erwünscht.
Trotz dieser beiden Punkte habe ich die Lektüre von „Days of Blood and Starlight“ genossen. Und das liegt einfach an dem Ideenreichtum von Laini Taylor und der Lebendigkeit der Charaktere. Es ist faszinierend, wie die Autorin es schafft, sich immer wieder neue Wendungen für die Handlung auszudenken, die total gut durchdacht sind und den Leser dennoch überraschen. Und gleichzeitig schafft sie es, sich ihren Figuren mit absoluter Hingabe zu widmen und jedem von ihnen eine Seele einzuhauchen. Die altbekannten Charaktere wachsen dem Leser noch mehr ans Herz, die neuen Charaktere wecken sofort das Interesse und rufen Sympathie oder Abscheu hervor. Denn in diesem Buch gibt es auch jede Menge „böse“ Charaktere, von denen man sich lieber fernhält. Aber auch ihnen wird der ihnen zustehende Raum gewährt, sie können sich entfalten mit all ihrer Bösartigkeit und so für enorme Spannung sorgen.
Zu echten Sympathieträgern haben sich für mich in diesem zweiten Teil Zuzana und Mik gemausert. Während ich sie im ersten Teil „nur“ ganz nett fand, haben sie doch hier immer wieder für herzhafte Lacher gesorgt und es mit ihrer lockeren, irgendwie naiven, aber auch einfach nur liebevollen Art geschafft, die Schwere und die Düsternis des Buches kurzzeitig zu vertreiben.
Ein wenig haben mir die Szenen mit Karou und Akiva gefehlt. Es gibt zwar ein paar davon, aber dieses Knistern aus Band 1 fehlt einfach. Klar, das wäre hier auch völlig fehl am Platz und es ist einfach nur logisch, dass es hier keine Weiterentwicklung gibt. Aber ich hatte doch so gehofft, die beiden würden sich einander etwas mehr annähern. Aber: Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Schließlich wird es noch einen weiteren Band geben.
Mein Fazit:
Trotz bedrückender Stimmung schafft es Laini Taylor erneut, mit ihren Charakteren und ihrem Ideenreichtum zu begeistern. Band 3 – wo bist du?!