Cover-Bild Die verlorene Schwester
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 09.11.2018
  • ISBN: 9783746634524
Linda Winterberg

Die verlorene Schwester

Roman

Das Leben, von dem wir träumten.

Bern, 1968: Nach dem Tod des Vaters werden die Schwestern Marie und Lena der kranken Mutter von der Fürsorge entrissen. Die Mädchen werden getrennt und an Pflegefamilien „verdingt“, bei denen sie schwer arbeiten müssen. Als eine der beiden schwanger wird, soll ihr das Baby weggenommen zu werden. Doch sie will die Hoffnung nicht aufgeben, mit ihrem Kind in Freiheit zu leben – und auch ihre Schwester wiederzufinden. Jahre später zeigt sich eine Spur, die nach Deutschland führt.

"Die Verdingkinder in der Schweiz sind ein Thema, das betroffen macht und nicht vergessen werden darf." Ulrike Renk, Autorin von "Die Zeit der Kraniche"

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2019

Historischer Roman über ein unbekanntes Thema

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„Doch sie lebte eine Lüge.“

„Die verlorene Schwester“ ist ein historischer Roman von Linda Winterberg. Er erschien im November 2018 im Aufbau-Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bern, 1968: Lena und ...

„Doch sie lebte eine Lüge.“

„Die verlorene Schwester“ ist ein historischer Roman von Linda Winterberg. Er erschien im November 2018 im Aufbau-Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bern, 1968: Lena und Marie sind 11 und 13 Jahre alt, als sie nach dem Tod ihres Vaters von der Fürsorge aus ihrem Elternhaus abgeholt werden. Ihre kranke Mutter ist nach Ansicht des Staates nicht in der Lage, sich um ihre Töchter zu kümmern. Nach der Aufnahme im Heim werden die Schwestern voneinander getrennt und in verschiedene Pflegefamilien gegeben, um dort als „Verdingkinder“ zu arbeiten. Sie versprechen sich, einander zu suchen, sobald sie erwachsen sind, doch werden sie sich wirklich jemals wiedersehen oder wiegt die Last der Vergangenheit so stark, dass ein Wiedersehen unmöglich ist?
Luzern, 2008: Anna Volkmann erfährt, dass sie von ihren Eltern adoptiert wurde und begibt sich auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter auf eine Reise in die Vergangenheit, welche sie an den Ort Hindelburg in der Schweiz führt.

In den 70er Jahren war es in der Schweiz üblich, dass Waisenkinder oder Kinder aus „schlechten“ Familien vom Staat in Pflegefamilien gegeben wurden. Als sogenannte „Verdingkinder“ waren sie gesellschaftlich als niedrigste Schicht angesehen und mussten in der Regel schwer arbeiten und wurden zudem der Willkür ihrer Pflegeeltern ausgesetzt. So kam es leider auch immer wieder zu Missbrauch und Gewalt.
Das Schicksal der „Verdingkinder“ trifft auch die Schwestern Lena und Marie, nachdem ihr Vater stirbt und ihrer Mutter daran zerbricht. Als die Nachbarinnen sie als „verwahrlost“ melden, werden sie von der Fürsorge abgeholt und in Pflegefamilien gebracht.
Während Marie, die ruhigere und besonnenere der Schwestern, die Lage recht schnell akzeptiert und mit ihrer Pflegefamilie ein gutes Los gezogen zu haben scheint, versucht Lena, als die Ungestümere der Schwestern, noch lange aus der ungewollten Situation zu entkommen. Schließlich muss aber auch sie einsehen, dass es zunächst kein Entkommen aus der Pflegefamilie gibt. Beide Mädchen beginnen schließlich, ihr Schicksal zu akzeptieren und fügen sich in ihr neues Leben ein. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen in naher oder ferner Zukunft.
Anna Volkmann erfährt mit 35 Jahren, dass sie ein Adoptivkind ist. Diese Nachricht wirft sie sehr aus der Bahn und sie beginnt nicht nur ihre leibliche Mutter zu suchen, sondern auch damit, ihr bisheriges Leben vollständig in Frage zu stellen. Wer ist sie wirklich? Was wäre gewesen, wenn sie als Regula, wie sie in ihrer Geburtsurkunde heißt, aufgewachsen wäre, nicht als Anna? Die Suche führt Anna schließlich in die Vergangenheit und macht sie auf ein Thema aufmerksam, auf das sie bisher nie geachtet hatte: Verdingkinder.
Dieses Thema ist auch das Hauptthema des Romans. Für mich war es völlig unbekannt und daher wohl noch erschreckender, denn ich hätte mir niemals vorstellen können, das noch in den 70er-Jahren Waisen- und Pflegekinder auf grausamste Art durch den Staat an Pflegefamilien vermittelt wurden und dort ebenfalls Misshandlungen, Ausnutzungen und Willkür ausgesetzt waren. Für mich scheint dies ein Thema zu sein, dass aufgearbeitet und publik gemacht werden sollte. Das erzeugte Leid sollte so gut wie möglich aufgefangen und, so weit möglich, ausgeglichen werden. Mich hat es sehr betroffen gemacht, aber auch dazu gebracht, dankbar zu sein, dass ich heute aufwachse. Mit einer geborgenen Kindheit und einer Familie, die sich immer um mich gekümmert hat. In einem Staat, der sich auch um Waisenkinder würdevoll kümmert und ihnen eine Schuldbildung ermöglicht. Ich hatte bisher von diesem Thema noch nie gehört und fand es sehr interessant, davon zu lesen. Hinzukommt, dass die Autorin das Thema ausführlich recherchiert hat und im Nachwort deutlich wird, dass einige der dargestellten Figuren, Personen aus dem realen Leben entsprechen oder zumindest nachempfunden sind. Dies macht die persönlichen Leidenswege der Verdingkinder noch realer und schrecklicher.
Die Geschichte der Mädchen wird dem Leser jeweils in Form eines personalen Erzählers aus Sicht der jeweiligen Schwester oder Annas erzählt. Der Schreibstil ist flüssig und lädt zum Weiterlesen ein. Der Leser wird in die Handlung eingesogen und auch die Sprünge zwischen den unterschiedlichen Figuren sind gut gewählt und verfolgen einen roten Faden. Durch die Zeitsprünge werden Vergangenheit und Gegenwart hervorragend miteinander kombiniert und ergänzen die Geschichte nach und nach, bis am Ende die Auflösung des Konfliktes eine überraschende Wende bringt.
Die Hauptpersonen machen jeweils eine auffallende Entwicklung durch, welche hervorragend beschrieben und gut nachvollziehbar sind. Die zunächst eher aufmüpfige und wilde Lena, wird zu einer zuverlässigen und fürsorglichen jungen Frau. Sie erreicht ihre Ziele und hat den Mut, Dinge zu verändern und Situationen zu entfliehen. Dabei hilft ihr eine gehörige Portion Glück, doch ohne ihre Initiative und Klugheit wäre wohl auch dieses Glück in weiter Ferne geblieben. Marie, die besonnenere und gewissenhaftere der beiden Schwestern hingegen, lässt sich auf ein Wagnis ein, dass sie nicht nur ihre gute Stellung in der Pflegefamilie verlieren lässt, sondern sie auch in andere misslichen Lebenslagen wirft.
Anna hingegen beginnt sich selbst zu finden. Sie erkennt, dass ihr aktuelles Leben nicht dem entspricht, was sie sich wünscht und fasst nach und nach das Selbstvertrauen, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich eine neue Zukunft aufzubauen.
Durch die gesamte Handlung zieht sich eine gewisse Grundspannung, es tauchen immer wieder neue Konflikte und Wendepunkte auf, bei denen nur langsam klar wurde, was möglicherweise passiert sein könnte.

Mein Fazit: Linda Winterberg schafft es, den Leser zu fesseln und nie zu langweilen. Sie beschreibt dieses unschöne Kapitel der Schweizer Geschichte mit einer atemberaubenden Art und Weise und schafft es, den Leser emotional zu berühren. Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen gelungen und gut recherchierten Roman, der teilweise auf wahren Begebenheiten beruht und zum Nachdenken anregt!

Veröffentlicht am 06.05.2019

Verdingkinder in der Schweiz

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Titel: Die verlorene Schwester
Autorin: Linda Winterberg
Seiten: 448 Seiten
Verlag: Aufbau

Zum Inhalt:
Bern, 1968: Nach dem Tod des Vaters werden die Schwestern Marie und Lena der kranken Mutter von ...

Titel: Die verlorene Schwester
Autorin: Linda Winterberg
Seiten: 448 Seiten
Verlag: Aufbau

Zum Inhalt:
Bern, 1968: Nach dem Tod des Vaters werden die Schwestern Marie und Lena der kranken Mutter von der Fürsorge entrissen. Die Mädchen werden getrennt und an Pflegefamilien „verdingt“, bei denen sie schwer arbeiten müssen. Als eine der beiden schwanger wird, soll ihr das Baby weggenommen zu werden. Doch sie will die Hoffnung nicht aufgeben, mit ihrem Kind in Freiheit zu leben – und auch ihre Schwester wiederzufinden. Jahre später zeigt sich eine Spur, die nach Deutschland führt.

Meinung:
Im Buch erfährt Anna im Jahr 2008, dass sie adoptiert ist und macht sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. 1968 lernen wir die beiden Mädchen Marie und Lena kennen, die auf grausame Weise getrennt werden. Ich muss sagen, dass ich sofort im Inhalt des Buches drinnen war. Ich kannte zwar das Verdingen, was oft an vielen Bauernhöfen vorkamen, jedoch wusste ich nicht, dass auch Kinder "verdingt" wurden. Umso mehr zog mich dann das Buch in seinen Bann, weil ich unbedingt mehr über das Schicksal der Verding-Kinder erfahren wollte. Die Geschichte der drei Frauen wurde wirklich toll beschrieben und ich fühlte so sehr mit ...
Alle Charaktere sind wunderbar beschrieben und oft hatte ich Tränen in den Augen.

Fazit: Eine klare 5 Sterne Leseempfehlung von mir.
Danke an den Verlag und netgalley für das Rezensionsexemplar. Das hat meine Meinung nicht beeinflusst.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Auf den Spuren der Vergangenheit

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Dieser Roman schlägt ein dunkles, den meisten wie mir bis dato sicherlich unbekanntes Kapitel schweizerischer Geschichte auf und führt uns in die Schweiz der 60er/70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dort ...

Dieser Roman schlägt ein dunkles, den meisten wie mir bis dato sicherlich unbekanntes Kapitel schweizerischer Geschichte auf und führt uns in die Schweiz der 60er/70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dort wurden wie schon seit dem Jahr 1800 noch immer Waisen- und Scheidungskinder oder negativ aufgefallene Kinder ihren Eltern weggenommen und auf Bauernhöfen o.ä. verdingt, wo sie ohne Lohn und Taschengeld für Zwangsarbeit eingesetzt wurden und oft Erniedrigungen, Gewalt und Vergewaltigungen ausgesetzt waren. Zwei von ihnen sind die Schwestern Marie und Lena, von denen eine schwanger wird und ihr Baby hergeben muss. Sie geben die Hoffnung nicht auf, einander und auch das Baby irgendwann wiederzusehen. In der Gegenwart im Jahr 2008 sucht Maries Tochter nach ihrer Mutter.
Der Roman zeichnet sich durch fundierte historische Kenntnisvermittlung aus. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und lässt wahre Schicksale in die Geschichte einfließen. Die Darstellung der historischen Zusammenhänge erfolgt eingebettet in eine berührende Schwester- bzw. Mutter-Kind-Geschichte. Dass die Geschichte abwechselnd in zwei Zeitsträngen spielt, hält die Spannung gut aufrecht, zumal auch erst am Ende eine Antwort auf die Frage gegeben wird, ob Marie und Lena einander und Maries Tochter ihre Mutter finden werden.

Ein Buch, das ich unbedingt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Erschütternd

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Im Jahr 1968 stirbt der geliebte Vater der Schwestern Lena und Marie. Die Mutter versinkt in einer, zu der Zeit nicht erkannten Krankheit - "Schwere Depression". 

Das Jugendamt der Stadt Bern sieht die ...


Im Jahr 1968 stirbt der geliebte Vater der Schwestern Lena und Marie. Die Mutter versinkt in einer, zu der Zeit nicht erkannten Krankheit - "Schwere Depression". 

Das Jugendamt der Stadt Bern sieht die Gefahr einer Verwahrlosung der Kinder und bringt die zwei in ein Kinderheim, später in ein von Nonnen geleitetes Erziehungsheim.


Für die zuerst 13 und 11 Jahre alten Mädchen beginnt ein Martyrium sondergleichen.

Für die Gesellschaft sind sie wertlos, Abschaum, sie werden gehänselt, gedemütigt, geschlagen. Selbst von den Nonnen!

Und zu allem Unglück werden die Schwestern dann ohne Vorwarnung getrennt und als Verdingkinder in verschiedenen schweizer Familien untergebracht.

Zuerst sieht es für Marie noch gut aus, ihre Pflegefamilie ist tief gläubig und behandelt sie gut. Doch nach einer vermeintlichen Verfehlung wandelt sich das Bild und verkehrt sich komplett.

Lena ist in einer Art Vorhölle gelandet. Sie muss auf einem Bauernhof Schwerstarbeit leisten, von ihrer Pflegemutter wird sie regelmäßig brutal verprügelt, von deren Sohn mehrfach vergewaltigt.

Für beide scheint es dann aber nach langer Zeit des Elends ein klein wenig Hoffnung zu geben...


2008 entdeckt die junge Anna, dass sie adoptiert wurde. Anscheinend war ihre Mutter ein ehemaliges Verdingkind!

Mit der Hilfe einer engagierten Journalistin versucht sie ihre Mutter zu finden und erfährt nach und nach Einzelheiten aus einem dunklen Teil schweizer Geschichte!


Die Geschichte von Marie, Lena und Anna wird abwechselnd erzählt und nimmt einen fast sofort komplett gefangen.

Beim lesen über den Alltag der Verdingkinder musste ich mehrfach tief Luft holen. Wie konnte so etwas in Europa, Mitte des 20. Jahrhunderts überhaupt möglich sein?

Ich habe so sehr mit Marie und Lena gelitten, dass ich regelrecht dankbar war wenn ein Abschnitt über Annas Suche nach ihrer Mutter kam, und ich etwas durchatmen konnnte.

Aufgrund des Prologes war klar, Lena und Marie haben sich aus den Augen verloren und über 50 Jahre nicht gesehen. 

Ich war mir jedoch sicher, dieses Buch wird sie am Ende zusammenbringen. Auch wenn die Realität in der Regel wohl eine andere war...

Auch zeichnet sich schnell ab, Anna ist die Tochter einer der Schwestern. Nur von welcher?


Die Erzählweise ist sehr intensiv, die Beschreibungen unglaublich bildhaft und empathisch.

Die ganze Geschichte hat mich tief berührt!

Der Gedanke, dass heute in der Schweiz Tausende Verdingkinder mit einer ähnlichen traumatischen Vergangenheit leben (müssen) macht sprachlos und betroffen!

Ich bin sicher, dieses Buch und die Geschichte der Verdingkinder werden mich nicht so schnell loslassen.

Veröffentlicht am 30.01.2019

Traurige Geschichte

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Dieses Buch thematisiert die Verdingkinder der Schweiz anhand von zwei Schwestern, die früh von ihrer Mutter getrennt wurden und auseinandergerissen wurden. Beide kamen in unterschiedlichen Familien unter. ...

Dieses Buch thematisiert die Verdingkinder der Schweiz anhand von zwei Schwestern, die früh von ihrer Mutter getrennt wurden und auseinandergerissen wurden. Beide kamen in unterschiedlichen Familien unter. Dieses Thema hat mich sehr bewegt, habe ich doch noch nie von Verdingkindern gehört. Ums so erstaunlicher ist dies, da das Schicksal dieser Kinder noch gar nicht so lange her ist. Hier hat Linda Winterberg ein gutes Werk getan, dieses Thema bekannt zu machen. Sie beschreibt die Situation der Kinder eindringlich und gefühlvoll, so daß man innerlich sehr bewegt ist. Man bekommt automatisch Mitleid mit diesen Kindern. Dadurch, daß die Charaktere der beiden Schwestern gut getroffen werden, wird ihr Schicksal noch erschütternder.