Gelungener zweiter Teil der Siebenbürgen-Krimireihe
Mit Paul Schwartzmüller bin ich wieder in Siebenbürgen gelandet, diesmal jedoch im tiefsten Winter. Schon der Einstieg in die Siebenbürgen-Krimireihe von Lioba Werrelmann „Tod in Siebenbürgen“ hat mich ...
Mit Paul Schwartzmüller bin ich wieder in Siebenbürgen gelandet, diesmal jedoch im tiefsten Winter. Schon der Einstieg in die Siebenbürgen-Krimireihe von Lioba Werrelmann „Tod in Siebenbürgen“ hat mich für die Reihe begeistert, „Tödlicher Winter“ steht dem ersten Buch in nichts nach.
Der Journalist Paul Schwartzmüller kehrt zurück in die alte Heimat in einen kleinen Ort in Siebenbürgen, der direkt im Herzen Rumäniens liegt. Dort hat er bei seiner Tante Zinzi glückliche Tage verbracht, bis er als 14jähriger mit seinem Vater nach Deutschland ging. Nach Zinzis Tod war er das erste Mal nach langer Zeit wieder da, dabei hat er die nicht sehr gesprächige Maia kennen- und liebengelernt, aber irgendwann musste er dann doch wieder zurück nach Deutschland. Und nun freut er sich auf ein Wiedersehen mit Maia, die er sechs Monate und 13 Tage nicht gesehen hat. Schon allein diese exakte Zählweise zeigt seine Sehnsucht nach ihr.
Der Schock ist groß, als er bei Maia anklopft. Denn nicht sie, sondern ein Kerl öffnet ihm – Petre, Maias Ehemann. Er kommt bei seinem Freund Sorin unter, auch er ist unglücklich verbliebt. Nach einer durchzechten Nacht wird Paul verhaftet, denn Petre ist tot und Paul wird verdächtigt, mit seinem Tod zu tun zu haben. Frau Hatmanu, die Polizistin, sperrt in kurzerhand ins sogenannte Ehegefängnis, einer zugigen Hütte bei der Kirche. Die Lage spitzt sich zu, auch Maia landet dort, es folgen noch etliche Tote, angeblich bei Waldarbeiten verunfallt. Alles sieht eher nach Willkür aus, mithilfe einer Journalistenfreundin aus Deutschland beginnt Paul zu recherchieren.
Nicht nur Paul wird in diesen bitterkalten Winter mit Schneemassen und Schneestürmen direkt hineingesaugt, auch mich lässt das Geschehen nicht los. Seltsame Dinge geschehen, die Autorin nimmt ihre Leser mit in eine sagenumwobene Welt. Wir begegnen etwa den Sântoaderi, das sind übernatürliche Wesen, das Mystische gehört zu diesem Landstrich ebenso wie viele andere Fabelwesen und Schauergeschichten, die Lioba Werrelmann gekonnt in ihre Geschichte einzuflechten weiß. Es geht auch um knallhartes Business, um illegale Abholzung, die mit kriminellen Methoden vorangetrieben werden, es geht um Schmuggel und um noch so einiges, es geht ums Überleben in dieser kargen und zu dieser Jahreszeit ziemlich unwirtlichen Umgebung.
Auch dieses zweite Buch um Paul, den etwas tapsigen, stets aber aufrechten, gutmütigen Protagonisten habe ich sozusagen am Stück genossen. Das Buch kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, es ist in sich abgeschlossen. Es wäre aber so gar nicht verkehrt – so als Tipp am Rande - Paul bei seiner Wiederannäherung an seine alte Heimat kennenzulernen, das erste Buch ist eine spannende Reise ins unbekannte Transsilvanien. Nun zurück zu diesem „Tödlichen Winter“. Auch hier spürt man die Geister Siebenbürgens, das Sagenhafte schwingt immer durch. Daneben lesen wir von skrupellosen Typen, die ohne Rücksicht ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.
Dieser Krimi im bitterkalten Winter hat mich voll erwischt, ich habe mitgezittert, habe gebibbert und gefroren, die Autorin hat mich ins Geschehen gezogen, ihren Charakteren nehme ich ihre Eigenschaften voll ab – von nett und umgänglich bis hin zu verschlangen, gewissenlos und unberechenbar. Eine eisige, frostklirrende, unheimlich-schaurig-schöne Reise ist nun zu Ende, ich habe sie sehr genossen, war direkt mittendrin und nun hoffe ich, dass ich noch mehr von Paul lesen werde, ich freue mich auf seinen nächsten Aufenthalt in Siebenbürgen, wenn es wieder heißt: Paul Schwartzmüller ermittelt.