Stellt euch einen Jungen im Süßigkeitenladen vor. Er hat den anderen vorgeschwindelt, er sei ein fieser Kerl, aber komischerweise sieht man ihn nie bei bösen Taten. Stattdessen lebt der Junge in Nebelschwaden sein Leben. Und steht nun im Süßigkeitenladen. Und greift zu. Immer und immer wieder greift er tief in die Dosen mit den Köstlichkeiten, weil tief nie tief genug und eng nie eng genug ist. Er liebt die Frau, die ihm die Tür zum Süßigkeitenladen geöffnet hat, weil sie ihn nicht nur anhimmelt, sondern auch Probleme hat, unter denen er wenig leidet und die er nicht einmal lösen muss. Und so führt unser Junge ein wahres Wunderleben im Süßigkeitenladen. Und am Ende rettet der die Menschheit.
Worum geht es?
Harper mag Max, hat jedoch ein Problem mit ihrem Vater, der ihr nur Geld, aber keine Liebe gab. Max wiederum hat ein Problem mit seiner Tochter, die bisher bei ihrer Mutter lebte, welche nun mit ihrem Mann in die Schweiz zieht. Max muss daher zwischen seinem Arbeitsort New York und Conneticut pendeln, um sich um das pubertierende Mädchen zu kümmern. Die beiden treffen sich und aufeinander und ineinander.
Charaktere
Harper arbeitet als Analystin, aber leider erklärt die Autorin nicht, warum. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist schlecht - er hat ihr Geld angeboten, das sie nicht wollte. Gleichzeitig wartet sie darauf, dass er ihr einen Job in seinem Unternehmen anbietet. Harper vermutet, dass es daran liegt, dass sie eine Frau ist. Harper nimmt viele Dinge sehr ernst und wenn ich Max wäre, hätte ich ständig Angst, etwas Falsches zu sagen. Sie ist fleißig und betrinkt sich gern aus Liebeskummer. Harper ist eine typische, oberflächliche Protagonistin in Liebesromanen.
Max ist ein Boss, den man haben will - er wird als fies beschrieben, ist es aber wenig. Meist beobachtet man ihn dabei, wie er versucht, gute Taten zu vollbringen und es Harper recht zu machen. Max hat etwas Eigenes, weil er seine Meinung vertritt. Aber er wirkt zu soft, um ein Bad Boy zu sein. Und er mag es, wenn Harper ihm beim Akt beim Namen nennt.
Themen
Verhältnis zur Tochter: Im Klappentext wurde gepriesen, dass Max und Tochter Amanda im Mittelpunkt stehen und ich hatte erwartet, dass das enge Verhältnis beider deutlich wird. Dem war nicht so. Es gibt nur wenige Szenen mit beiden und bis zum Schluss bleibt das Verhältnis etwas distanziert. Ich kann das aus der Handlung gut ableiten, weil bisher die Mutter die Bezugsperson war. Trotzdem hätte es mich interessiert, weil die beiden ihre Beziehung aufbauen und Amanda mit der neuen Frau klarkommt. Ich hatte das Gefühl, dass Amanda Max nicht braucht, weil sie in Conneticut Max' Schwestern und ihre Großeltern hat. Die Thematik des Erwachsenwerdens fand ich jedoch witzig umgesetzt - Max möchte nicht, dass Amanda zu freizügung zum Schulball geht.
Verhältnis zum Vater: Dramaturgisch gut aufgebaut ist, dass Max/Amanda als positives Gegenstück zu Harpers Familie fungieren. Leider löst sich der Konflikt am Ende sehr schnell. [Spoiler] Harpers Vater handelt nicht aus Sexismus, sondern aus Schuldgefühlen. Seine Tochter hat ihn zurückgewiesen, hat den Kontakt abgebrochen, und er akzeptierte das. Ich fand das sehr interessant. Leider vertragen sich die beiden nach einem Gespräch relativ schnell. Wenn man über lange Zeit verletzt wurde, bleibt das negative Gefühl, auch wenn sich der andere entschuldigt hat ... [/Spoiler]
Erotik: Die Autoren-Biografie notiert, die Autorin schreibe "sexy und romantisch" - leider hat sie Quantität und Qualität verwechselt. Nachdem die Liebenden ineinander gefunden haben, schlafen sie häufig miteinander. Max liebt es, in Harper zu "stoßen", was ich nach einiger Zeit ab-stoßend fand. Selbst im Epilog ist die Erotik wichtiger als die Handlung. [Spoiler] Immerhin hat es einen "Sinn" - die beiden werden nach erfolgreicher Paarung zweimal in kurzer Zeit Eltern [/Spoiler] Unschön fand ich auch, dass die Szenen oft aus Max Perspektive gezeichnet sind und Harper wenig fühlt, bis auf die Genugtuung, dass sie mit Max schläft. In einige Szenen ergreift sie die Initiative, was ich nett fand. Aber mir war die Erotik zuviel. Allerdings notiert der Roman auch, dass sich beide noch in der Verliebtheits-Phase befinden. Dennoch: Sie reden nur wenig und worauf die Beziehung gründet, ist nicht klar.
Schreibstil und Spannung
Der Roman lässt sich gut lesen und ich habe keine Stolpersteine gefunden.
Fazit
"King of New York" ist ein klischeehafter Liebesroman, der weniger hält, als der Klappentext verspricht. Ich finde es schade, dass das interessante Grundthema untergeht und nur wenig anderes bleibt als Akte.