Deutsch-rumänisches Familiendrama mit fehlendem Spannungsbogen
"Die Kunst kann eine Brücke sein", sagte sie und blies Rauch in die Luft, "zwischen Vergangenheit und Gegenwart, unser Verständnis von Schönheit verändert sich, aber die Dinge, die uns berühren, nicht. ...
"Die Kunst kann eine Brücke sein", sagte sie und blies Rauch in die Luft, "zwischen Vergangenheit und Gegenwart, unser Verständnis von Schönheit verändert sich, aber die Dinge, die uns berühren, nicht. Sie sind immer gleich, egal, wann und wo wir leben."
"Und wenn ich die Vergangenheit vergessen will?", fragte ich. - Buchzitat (S. 160)
"Das Pfauengemälde" ist der Debütroman von Maria Bidian und erzählt die Geschichte von Ana, die zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters nach Rumänien reist, um enteigneten Familienbesitz zurückzuerhalten. Dabei steht für sie vor allem das Pfauengemälde im Vordergrund, ein Familienerbstück, das ihr Vater oft erwähnt hat. Maria Bidian, geboren 1988 in Mainz und aufgewachsen in Wiesbaden, lebt und arbeitet in Berlin und Transsilvanien. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Literarisches Schreiben und arbeitet derzeit als Video-Produzentin und Autorin.
Worum geht’s ?
Ana reist im Sommer nach Rumänien, um den enteigneten Besitz ihrer Familie zurückzuerhalten. Während ihre Verwandtschaft aus verschiedenen Gründen nur am sagenumwobenen Haus interessiert ist, will Ana vor allem das Pfauengemälde wiederfinden, das ihr Vater oft erwähnt hat. Dabei wird sie mit Fragen des Erinnerns und Loslassens konfrontiert. Der Roman ist melancholisch, komisch, politisch und sehr persönlich.
Mein Eindruck
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar angefordert, weil die Geschichte auf den ersten Blick sehr spannend klang. Das Cover ist wunderschön gestaltet, und es ist witzig, dass zeitgleich mit diesem Buch ein weiteres Buch, "Das erste Licht des Sommers" von Daniela Raimondi, erschienen ist. Die Cover sind sich so ähnlich, dass ich zwischendurch verwirrt war, welches Buch welche Geschichte birgt.
Leider habe ich mir vom Inhalt mehr erwartet. Die Geschichte plätschert dahin, und ich konnte keinen wirklichen Höhepunkt ausmachen. Auch wenn ein Roman kein Krimi/Thriller ist, sollte er einen Spannungsbogen haben, den ich hier leider vermisst habe. Ich habe fast eine Woche gebraucht, um das Buch zu lesen, weil sich kein Lesefluss einstellen wollte. Für mich bei der Seitenanzahl ungewöhnlich lang und ein Zeichen dafür, dass es mich wirklich nicht gefesselt hat. Dazwischen habe ich sogar einen Thriller gelesen, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die vielen Personen: Als ich das Buch zwei Tage zur Seite gelegt hatte, wusste ich danach nicht mehr, wer wer ist und welche Rolle die Person in der Familie hat (Tante, Onkel, Cousin, Schwester, Bruder, Großmutter etc.). Hier wäre ein Personenregister sicherlich hilfreich gewesen.
Was spannend war und ich nicht wusste ist, dass viele Menschen in Rumänien sehr religiös sind und Traditionen sowie kulturelle Bräuche einen hohen Stellenwert haben. Das war für mich ein interessanter Einblick und hat mich etwas entschädigt. Besonders gut gefallen hat mir, dass ich mehr über die politische Situation in Rumänien gelernt habe. Ich wusste beispielsweise nicht, dass Italien auch mal in Rumänien eingefallen ist, was die Ähnlichkeiten der Sprachen erklärt.
Der Titel "Das Pfauengemälde" hat Spoiler eine Verbindung zum Inhalt, aber die Auflösung des Rätsels, die erst gegen Ende erfolgt, konnte mich nicht mit dem insgesamt langweiligen Inhalt entschädigen. Zudem sind viele rumänische Wörter im Text, die mich größtenteils nicht gestört haben, da ich mir einiges über das Italienische herleiten konnte. Für Menschen ohne Bezug zur Sprache könnte das jedoch sehr anstrengend sein.
Fazit
Das Buch bietet interessante Einblicke in die rumänische Kultur und Geschichte, leidet jedoch unter einem fehlenden Spannungsbogen und einer Vielzahl an Charakteren, die das Lesen erschweren. Trotz der schönen Sprache und einiger schöner Zitate konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.
Er sagte: "Egal, wo du bist, du kannst überall deine Welt finden." deutete auf seinen Kopf, und zusammen verschwanden sie zwischen den Zeilen, die sie einmal gelesen hatten. - Buchzitat (S. 302)