Cover-Bild Die Mitford Schwestern
Band 6 der Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte"
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 10.10.2024
  • ISBN: 9783462004663
Marie Benedict

Die Mitford Schwestern

Roman
Karen Gerwig (Übersetzer), Marieke Heimburger (Übersetzer)

Der neue Roman der Bestsellerautorin widmet sich den berühmt-berüchtigten Mitford-Schwestern. Im Mittelpunkt stehen die tapferen Bemühungen der Schriftstellerin Nancy Mitford, die Nazis daran zu hindern, Großbritannien einzunehmen. Sie muss sich entscheiden, was ihr wichtiger ist: ihre eigene Familie oder das Weltgeschehen?

Zwischen den Weltkriegen dominieren die sechs Mitford-Schwestern die politische, literarische und gesellschaftliche Szene Englands – eine schöner, brillanter und exzentrischer als die andere. Als Diana sich von ihrem wohlhabenden Ehemann scheiden lässt, um einen faschistischen Führer zu heiraten, und ihre Schwester Unity ihr bis nach München folgt, gerät das Familiengerüst ins Wanken. Es geht das Gerücht um, dass Unity Mitford Hitlers Geliebte sei.

Während die Nazis an Macht gewinnen, wird die Schriftstellerin Nancy Mitford misstrauisch gegenüber den ständigen Besuchen ihrer Schwestern in Deutschland. Als sie beunruhigende Gespräche belauscht und verräterische Dokumente entdeckt, muss Nancy eine schwere Entscheidung treffen, während Großbritannien in den Krieg gegen Deutschland zieht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2024

Extrem spannendes Thema leider sehr langatmig umgesetzt

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In ihrem neuesten Buch erzählt Marie Benedict die Geschichte der drei Mitford Schwestern Nancy, Diana und Unity und beschreibt die Konflikte der Familie während des Erstarken des Nationalsozialismus bis ...

In ihrem neuesten Buch erzählt Marie Benedict die Geschichte der drei Mitford Schwestern Nancy, Diana und Unity und beschreibt die Konflikte der Familie während des Erstarken des Nationalsozialismus bis zum Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und England.

Ich habe schon einige Bücher über die Schwestern gelesen, die für mich zu den interessantesten und skandalträchtigsten Persönlichkeiten ihrer Zeit zählen. Sie waren mit Winston Churchill verwandt und standen ihrem exzentrischen Vater David Mitford, 2. Baron Redesdale, in nichts nach.
Nancy war eine begabte Schriftstellerin verarbeitet in ihren Romanen, was in der Welt und ihrer Familie geschah, auch wenn sie die familiären Bezüge natürlich verfremdete. Trotzdem verstanden ihrer Leser die Anspielungen und Andeutungen genau.
Diana war mit dem Brauereierbe Bryan Guinness verheiratet, verliebte sich dann aber leider in Oswald Mosley, der die British Union of Fascits (BUF) gründete und Bündnisse mit Mussolini und Hitler anstrebte.
1933 reiste Diana mit ihrer jüngeren Schwester Unity und den britischen Delegierten der BUF zum Reichsparteitag, wo Unity Adolf Hitler sah und sich anscheinend sofort in ihn verliebte. Angeblich ging sie sogar Affären mit seinen engsten Vertrauten ein, nur um Informationen über ihn zu bekommen und ihm nahe sein zu können.

Die drei Frauen sind mit ihrer durch die Gesellschaft (und Gott) vorgegebenen Rolle nicht wirklich zufrieden und hadern mit ihrem Schicksal. So sagt Nancy z. B.: „Manchmal wünschte ich mir, mir stünden andere Waffen zur Verfügung als meine scharfe Zunge und meine Schreibmaschine.“ (S. 9) Einerseits liebt sie das Schreiben, andererseits muss sie aber auch arbeiten, weil ihr Mann das Geld lieber vertrinkt als verdient. Dazu kommen die Diskussionen mit ihrer Familie, wenn die sich in ihren Büchern wiedererkennt und nicht mit dem Bild von sich einverstanden ist.
Diana steht gern im Mittelpunkt. Sie sieht toll aus, hat einen reichen Mann und reizenden Kinder. Dann lernt sie Mosley kennen und verfällt seinem animalischen Charme und Charisma. Er ist berühmt für seine Affären und es reicht ihr, zumindest vorerst, eine von vielen zu sein. „Es ist einfach so ermüdend, immer dem Ideal der passiven Frau zu entsprechen. Sie will etwas fühlen, sie will leben und machen und nicht einfach nur herumsitzen und bewundert werden …“ (S. 26) Sie entdeckt das Potential, das in Mosley und seiner Partei steckt und teilt auch seine Überzeugungen. Also lenkt ihn sehr bestimmt und geschickt, ohne dass er es merkt. U.a. setzt sie alles daran, in Hitlers engsten Kreis aufgenommen zu werden und nutzt dazu die ihm verfallene Unity, ohne Rücksicht auf Verluste.
Unity war weder so klug wie Nancy, noch so schön wie Diana, aber sie war besessen von ihrer Liebe zu Hitler, setzte sich wochenlang in sein Stammlokal und lauerte ihm auf, bis sie ihr Ziel erreichte. „Hier, zwischen all den Nazis, hat sie das Gefühl, dazuzugehören, viel mehr, als vor drei Jahren, als sie der Königin von England als Debütantin vorgestellt wurde. Aber diese Führungspersönlichkeiten und ihre Ehefrauen hatten sie erwählt.“ (S. 151)
Nancy beobachte diese ungesunden Entwicklungen und legt sich deswegen mit ihren Eltern an, die das alles nicht so eng sehen. Als sie Beweise für Dianas, Mosleys und Unitys Umtriebe entdeckt, muss sie sich zwischen ihrem Land und ihrer Familie entscheiden.

Die Autorin hat dieses extrem spannende Thema leider sehr langatmig umgesetzt. Manchmal passiert seitenweise nichts Spanendes und es zu gibt viele zu kurze Wechsel in der Perspektive, da die Schwestern abwechselnd erzählen, das führt auch zu Wiederholungen. Allerdings gefiel mir gut, wie nahe man den Mitfords dadurch kommt. Leider nur 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Schwache Umsetzung

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In ihrem neuesten Roman widmet sich die Autorin Marie Benedict den „verrückten Mitford-Schwestern“. Die 6 Töchter einer britischen Adelsfamilie sorgten in den 20er und 30ern mit ihren Eskapaden stets für ...

In ihrem neuesten Roman widmet sich die Autorin Marie Benedict den „verrückten Mitford-Schwestern“. Die 6 Töchter einer britischen Adelsfamilie sorgten in den 20er und 30ern mit ihren Eskapaden stets für illustre Schlagzeilen. Während eine Schwester politisch aktiv dem Kommunismus nacheifert, wird die nächste zur größten Jüngerin Hitlers.



Im Fokus des Romans stehen die 3 Schwestern Nancy (die älteste), Diana (die mittlere) und Unity (die jüngste), deren Perspektive auf Ereignisse zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen 1932-1941 in wechselnden Kapiteln wiedergegeben wird.



Da ich zuvor noch nichts von den Mitford-Schwestern gehört hatte, war ich sehr neugierig und hoffte auf einen lebhaften historischen Roman, der die geschichtlichen Ereignisse beleuchtet und gleichzeitig eine Erklärung bietet, weshalb die verschiedenen Schwestern in solche politischen Extreme verfallen konnten. Doch Entgegen meiner Hoffnungen blieb die Handlung sehr oberflächlich und die Figuren eindimensional. Die Autorin schaffte es leider nicht, ein Gesamtbild der Familie zu zeichnen und hinreichende Erklärungen anzubieten. Gleichzeitig fehlten der historische Kontext und die Einordnung in die damaligen Verhältnisse. Der Roman las sich für mich wie eine notizhafte Aneinanderreihung der chronologischen Ereignisse, ohne mich emotional mitzunehmen. Leider fehlt zudem im Nachgang eine Kennzeichnung, was erdacht und was wahre Begebenheit ist, sodass hier keine Einordnung ohne Vorwissen möglich ist. Am unangenehmsten fand ich aber die unkritische Betrachtung und Verherrlichung der Nazis durch die Figur Unity - hier wäre eine Einordnung wichtig gewesen!

Ich habe insgesamt deutlich mehr erwartet und finde, dass die Autorin hier viel Potential verschenkt hat.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Glamour, Glitter und Faschismus - ein sehr amerikanisches Buch

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Was hätte das für ein Buch werden können ! Ein Roman über die Mitford-Schwestern, die It-Girls der britischen High Society der 1930er Jahre, als junge adelige Frauen noch ihren Debütantinnenball feierten ...

Was hätte das für ein Buch werden können ! Ein Roman über die Mitford-Schwestern, die It-Girls der britischen High Society der 1930er Jahre, als junge adelige Frauen noch ihren Debütantinnenball feierten und zugleich gesellschaftliche Umbrüche auch vor dem Adel nicht halt machten. Die Familie Mitford scheint dabei alle Extreme in sich vereinigt zu haben. Ein Teil der Familie wendete sich dem Faschismus zu, insbesondere die beiden Töchter Diana und Unity. Die eine heiratet den britischen Faschistenführer Edward Mosley und hat sich bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 nie vom Faschismus distanziert. Die andere ging als Hitler-Bewunderin nach Deutschland und erkämpfte sich einen Platz in seinem unmittelbaren Umfeld. Eine weitere Schwester begeisterte sich für den Kommunismus, nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil und emigrierte schließlich in die USA, wo sie Teil der Bürgerrechtsbewegung wurde. Dann gab es noch zwei Schriftstellerinnen und eine Schwester, die sich ganz klassisch britisch vor allem für Pferde interessierte. Im Mittelpunkt des Buches stehen aber nicht etwa alle sechs Schwestern, wie man es anhand des deutschen Titel erwarten könnte, sondern nur drei davon: Die älteste Mitford-Tochter Nancy, und eben jene faschistischen Frauen Diana und Unity. Kann man den irreführenden Titel noch der Übersetzung oder dem Verlag zuschreiben, gilt dies für den Rest des Buches nicht. Und es kommt wirklich schlimm.

Marie Benedict wirft uns als Lesende mitten hinein in das Jahr 1932. Schauplatz ist der Debütantinnenball von Unity Mitford 1932. Nach und nach lernen wir die wichtigsten Personen kennen, was aufgrund deren Zahl und der historisch belegten Verwendung der Spitznamen eine kleine Herausforderung darstellt. Ich habe mir Notizen gemacht, da ein Personenregister fehlt. Auch ein Stammbaum wäre hilfreich und interessant gewesen.

Es wird eigentlich keine fortlaufende Geschichte erzählt, sondern wir erhalten Einblick in jeweils ein Ereignis, dass dann aus der Sicht von Nancy als Ich-Erzählerin, Diana und Unity beleuchtet wird. Wobei sich die Kapitel im Schreibstil nicht wirklich unterscheiden. Es wäre interessant gewesen, die jeweilige Sicht mit einem eigenen Stil zu untermalen. Das hat Benedict aber offenbar gescheut bzw. nicht in Erwägung gezogen.

Neben familiären Ereignisse spielt die Hinwendung von Unity und Diana zum Faschismus die Hauptrolle. Beide wirken dabei wie Groupies, die eine fixiert auf den fernen Adolf Hitler, die andere dem britischen Faschistenchef Oswald Mosley völlig verfallen. Benedict beschreibt recht ungefiltert die Euphorie der beiden Frauen, wobei ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob es sich dabei um ein bewusstes Stilmittel oder ein Mangel an Haltung handelt. Was mir fehlt, ist eine Einbettung der Ereignisse in die soziale und politische Situation der damaligen Zeit. Bröckchen davon werdenzwar immer wieder erwähnt, aber nicht vertieft. Die Autorin bleibt mit ihrer Erzählung an der Oberfläche. Eine gesellschaftliche oder politische Einbindung unterbleibt, was man bei dieser Thematik erst einmal schaffen muss. Dass Unity und Diana sich dem Faschismus zuwenden, wird genauso selbstverständlich erzählt, wie der Kauf eines Kleides oder ein Debütantinnenball. Viel zu oft finden sich klischeehafte Darstellungen, bei denen ich mir zunehmend die Frage gestellt habe, was daran noch historisch belegt oder eben allein der Feder der Autorin entsprungen ist.

Auch der familiäre Hintergrund bleibt blass. Der Vater taucht nur ganz am Rande auf, die Mutter nur um ein paar psychologische Pünktchen für die Beweggründe ihrer Töchter zu liefern. Sie wird eindimensional dargestellt, so wie überhaupt die Protagonist*innen sich im Laufe des Romans kaum entwickeln. Ich hätte mir gewünscht, mehr über die familiären Hintergründe zu erfahren. Schlussendlich habe ich mich dann parallel selbst informiert und bin auf immer mehr Ungereimtheiten und historische Ungenauigkeiten gestoßen. Und Benedict hält es nicht einmal für nötig, in ihrem Nachwort darüber aufzuklären, wo die Wahrheit endet und die Fiktion beginnt. Viel schlimmer noch, da keine Einbettung, keine Klarstellung, keine Positionierung durch die Autorin erfolgt, trägt sie aus meiner Sicht zu einer Verharmlosung des Faschismus bei. Adolf Hitler bleibt ein charmanter Mann, der zum Tee bittet und Eclairs anbietet.

An einer Stelle des Buches fragt sich die Protagonistin Nancy: "Mein Gott, denke ich, wie konnte es passieren, dass meine Familie zu einem Sprachrohr für Hitler geworden ist?" (S. 267)
Die Antwort bleibt Benedict uns leider schuldig.

Zunehmend hat mich im Lesefluss dann auch das Pathos gestört, mit dem Benedict ihre zögerliche Heldin Nancy über den auf dem Klappentext angekündigten Gewissenskonflikt schwadronieren lässt. Auch dabei relativiert sie immer wieder die historischen Ereignisse. Am Ende des Buches war das kaum noch zu ertragen. Vielleicht erklärt sich das tatsächlich durch die Nationalität der Autorin.

Dies war der erste Roman, den ich von Marie Benedict gelesen habe, und mit Sicherheit auch der letzte! Eine Leseempfehlung kann ich nicht wirklich aussprechen. Ich vergebe 1,5 Sterne (aufgerundet auf 2 Sterne) allein deshalb, weil sich das Buch trotz allem ganz fluffig liest. So handelt es sich einfach um ein sehr amerikanisches Stück Trivialliteratur.

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