Ein VW-Beetle, die Autobahn Richtung Osten, eine Reise zu viert, eine Familie. Erstmals seit ihrer Vertreibung wagen sich die Eltern in die Dörfer ihrer Kindheit, die Söhne dagegen in eine geheimnisvolle Welt, ein Gespinst aus Erzählungen und Vorstellungen. Die Spurensuche an Orten und in verdrängten Erlebnissen beginnt. Ob in der Enge des Autos oder bei Schweinebauch und Kraut, immer erkennbarer wird das Erinnern zum Verstehen und die Fahrt zu einer Suche nach Grenzlinien, die nur auf dieser Entdeckungsreise überschritten werden können, jetzt und nur noch ein einziges Mal. Oder nie!
Eindringlich, bildhaft und voller Leben, in mitreißenden Gegensätzen, gewürzt mit entlarvendem Humor erzählt Markus Mittmann eine Geschichte von heute, wirft dabei die unausweichliche Macht der Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft in einen Topf und rührt kräftig um. Eine Geschichte, die bewegt, weil sie so tief in uns verwurzelt ist.
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Das Buch beschriebt die Reise einer Familie in ihre Vergangenheit. Die Eltern wurden beide als Kinder aus ihrer Heimat in Schlesien vertrieben. Nun wollen sie noch einmal in ihre alte Heimat zurückkehren ...
Das Buch beschriebt die Reise einer Familie in ihre Vergangenheit. Die Eltern wurden beide als Kinder aus ihrer Heimat in Schlesien vertrieben. Nun wollen sie noch einmal in ihre alte Heimat zurückkehren und begeben sich zusammen mit ihren beiden erwachsenen Söhnen auf eine Reise in die alte Heimat und auch ihre Vergangenheit.
Man begleitet die Familie auf ihrer Reise in dem kleinen gelben Auto und bekommt einen Einblick in die Gefühlswelt des Erzählers, dem jüngeren Sohn. Man erfährt, was die damalige Vertreibung mit den Eltern gemacht hat, aber auch was für Auswirkungen das auf das Leben der Söhne hat.
Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten in die Geschichte reinzukommen, da sich das Gefühlschaos auch in der Erzählung wiederfindet. Wenn man diesen Teil überwunden hat, hat man einen wirklich schönen, sehr emotionalen und tiefgründigen Roman vor sich, der zum Nachdenken anregt. Man stolpert immer wieder über schöne Zitate und bekommt noch mal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Zeit damals nach dem zweiten Weltkrieg.
Ein wirklich tolles Buch, für das man sich Zeit zum Lesen nehmen sollte!
In Markus Mittmanns Buch " Wodka mit Grasgeschmack" wird man eingeladen, auf dem Rücksitz des gelben Käfers des älteren Sohnes der Protagonisten eine Reise anzutreten, die für die ältere Generation sowohl ...
In Markus Mittmanns Buch " Wodka mit Grasgeschmack" wird man eingeladen, auf dem Rücksitz des gelben Käfers des älteren Sohnes der Protagonisten eine Reise anzutreten, die für die ältere Generation sowohl schmerzhaft als auch heilend anzusehen ist.
Ob die Reise nun in echt oder per Google oder als Kopfkino angetreten wird, überläßt der Autor der Fantasie der Leser.
Es geht ins damalige Schlesien, wo Vater und Mutter aufgewachsen sind. Sie wollen noch einmal hin, um zu spüren, wie sich Heimat anfühlt, denn sie wurden gleich nach Kriegsende von dort vertrieben, auf einen langen, leidvollen Weg in eine ungewisse Zukunft.
Auf der Reise zu den einzelnen Orten kommen viele Erinnerungen hoch, die bislang nie ausgesprochen wurden. Aber auch eine unklare Enttäuschung macht sich breit, weil doch vieles verschwunden ist, anderes nicht mehr so, wie es in der Erinnerung war.
Und auch die beiden Söhne erleben Überraschungen, sei es die noch erhaltenen Fragmente in der nun polnischen Küche, oder die guten Mehlspeisen und Kuchen.
Und natürlich Wodka mit Grasgeschmack, alias Likör.
Auf 254 Seiten wird man sicher fündig, eigene oder überlieferte, gehörte oder geträumte Erinnerungen gibt es hier in allen Facetten.
Ein grasgrünes Cover mit einer Wodkaflasche lädt zum Anstoßen ein!
Ein Buch, das in die Tiefe geht, den Leser sehr beansprucht und nachdenklich, wenn nicht gar melancholisch macht. Zwei Brüder fahren mit ihren alten Eltern zurück in deren alte Heimat nach Schlesien, von ...
Ein Buch, das in die Tiefe geht, den Leser sehr beansprucht und nachdenklich, wenn nicht gar melancholisch macht. Zwei Brüder fahren mit ihren alten Eltern zurück in deren alte Heimat nach Schlesien, von der sie 1946 vertrieben wurden. Es ist eine Rückkehr voller Schmerzen, Wut und Enttäuschung. Was ist aus den Dörfern ihrer Kindheit geworden, den idyllischen Wiesen, den dunklen Wäldern? Ihre Heimathäuser stehen noch, werden von Fremden bewohnt. Es kehren Erinnerungen an die Zeit vor dem Krieg zurück, dann die schrecklichen Erlebnisse, die Angst während des Krieges und dann die Vertreibung, an die niemand glauben wollte und wo sie nur so viel von ihrem Besitz mitnehmen konnten, was sie tragen konnten. Der Schmutz, die Krankheit, das Sterben während sie einer neuen Heimat zugeführt wurden. Die Eltern erzählen ihren Söhnen bruchstückhaft, es wird sehr viel dabei geweint. Sie erleben aber auch die Gastfreundschaft, das typisch schlesische Essen müssen die Söhne ja probieren. Der Friedhof, wo die Gräber der Ahnen eingeebnet wurden. Ich bin selbst ein Kind von Vertriebenen. Beide Eltern hatte ihre Heimat verloren. Bei uns zuhause wurde darüber vor uns Kindern nie gesprochen. Der Autor beschreibt die Rückblende in diese Zeit sehr wortgewandt. Die einzelnen Kapitel führen uns tief in die Kindheit der Eltern, die einzelnen Kapitel sind mit der passenden Überschriften versehen. Und obwohl das Buch schicksalhaft und sehr nahe gehend ist, versteht es der Autor, auch wieder witzige und entspannende Elemente unterzubringen, die dann das ganze Geschehen etwas auflockern und uns schmunzeln lassen. Eine Lektüre, die auch in der Schule angewandt werden könnte, um so der Enkel- und Urenkelgeneration der Vertriebenen das Schicksal der Vorfahren näher zu bringen. Am Ende befinden sich die einstig deutschen Städte mit den jetzigen polnischen Namen. Ich werde über den Inhalt noch lange nachdenken müssen. Das Cover selbst macht einen freundlichen und frischen Eindruck. Eine saftig grüne Wiese und darauf eine aufgemalte weiße Flasche.
Wir begleiten eine Familie auf eine Reise in die Vergangenheit der Eltern. Zwei Söhne machen sich zusammen mit den Eltern in einem Auto auf den Weg nach Schlesien. Zu den Orten, an den die Eltern ihre ...
Wir begleiten eine Familie auf eine Reise in die Vergangenheit der Eltern. Zwei Söhne machen sich zusammen mit den Eltern in einem Auto auf den Weg nach Schlesien. Zu den Orten, an den die Eltern ihre Kindheit verbracht haben und hautnah die Gräueltaten aus dem 2. Weltkrieg erlebt haben.
Das Buch ist in einer sehr poetischen und tiefgründigen Art geschrieben, die die Worte im Kopf noch nachhallen lassen. Die Begegnung der Eltern mit deren Vergangenheit ist so emotionsgeladen und bildlich beschrieben, dass man direkt mitfühlt. Unglaublich.
„Wodka mit Grasgeschmack“ von Markus Mittmann ist – was man aufgrund des Titels wohl nicht vermuten würde – ein Buch, das zum Nachdenken anregt, trotz Tiefe Humorvolles in sich trägt. Für mich entpuppte ...
„Wodka mit Grasgeschmack“ von Markus Mittmann ist – was man aufgrund des Titels wohl nicht vermuten würde – ein Buch, das zum Nachdenken anregt, trotz Tiefe Humorvolles in sich trägt. Für mich entpuppte sich der Roman als das erste Lese-Highlight des Jahres.
Worum geht es?
Zwei Söhne fahren mit ihren Eltern, die nach dem Ersten Weltkrieg aus Schlesien vertrieben wurden, nach Polen, um deren Heimatorte zu besuchen. Viele schmerzhafte Erinnerungen kommen hoch, und die Söhne erfahren Erlebnisse der Eltern, von denen diese noch nie erzählt haben.
Das Cover ist ansprechend, wirkt frisch und fröhlich. Man würde nie vermuten, welche Ernsthaftigkeit sich dahinter verbirgt. Wobei der Klappentext schon mehr erahnen lässt. Das Buch erschien 2019 und spielt in der nicht näher datierten Gegenwart. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, mit Überschriften versehen, nicht nur passend zum Inhalt, sondern auch den poetischen Schreibstil unterstreichend. Zwei Komponenten machen diesen Roman zu etwas ganz Besonderem: die bildhafte Erzählweise des Autors und die Thematik, die einen einfach berührt und nachdenklich stimmt.
Markus Mittmann verfügt über eine phänomenale Beobachtungsgabe, einen ausgezeichneten Blick für Details und beschreibt sehr poetisch und atmosphärisch. In einzigartiger Weise verbindet er bei dieser ungewöhnlichen Fahrt die alltäglichen Reiseeindrücke mit den nach und nach aufkommenden Erinnerungsfetzen der Eltern. Da ist einerseits die Leichtigkeit, die Banalität der Vorkommnisse, die bei einem Ausflug, einem Urlaubsaufenthalt geschehen – man sagt Belanglosigkeiten, tankt, geht essen, probiert landläufige Kost, besichtigt Sehenswürdigkeiten, erfährt so manches über die schlesische Kultur, und andererseits tauchen aus dem Unterbewusstsein des Elternpaares erschütternde, grauenhafte und beklemmende Szenen auf, die wiederum zu tiefgründigen Überlegungen führen, inwieweit das Erlebte auch die Nachkommen prägt.
Anfangs irritierten mich die Zeitsprünge ein wenig. Bis ich erkannte, wie authentisch diese Szenen sind. Auch in der Realität vermischen sich die Eindrücke der Gegenwart, wenn man z.B. während einer Autofahrt aus dem Fenster blickt, mit den Gedanken, denen man nachhängt. Nach wenigen Seiten hat man das Gefühl, mit in diesem VW Beetle zu sitzen, so lebensnah und lebendig sind die Schilderungen. Unwahrscheinlich detailreich und gefühlsstark. Als der Protagonist einen Keks kostete, meinte ich, selber zu spüren, wie zart und köstlich dieser schmeckte. Und das ist nur eine von zahlreichen Stellen in diesem Buch. Es schwingt auch stets ein wenig Tristesse mit hinein, die Trauer um Vergängliches. Das wird sichtbar an zerstörten Städten, die zwar wieder hergestellt wurden, aber deren seinerzeitige Pracht dennoch verloren ging.
Je näher die Familie dem Ziel kommt, desto fühlbarer werden die Emotionen, von denen sie gerüttelt werden. Alles fließt ineinander. Es ist nie zu traurig. Es wechseln erschütternde Szenen, die Gänsehaut verursachen, mit Szenen der Gegenwart, mit Szenen, die Hoffnung aufkeimen lassen, wo Menschlichkeit zutage tritt. Der gastfreundliche Empfang der jetzigen Bewohner des seinerzeitigen Elternhauses des Vaters gab dem Buch auch den Titel „Wodka mit Grasgeschmack“. Unzählige Sätze haben mich beeindruckt. Aber DER Kernsatz für mich war: «Es gibt keine Nationalitäten! Es gibt nur Menschen und einen Himmel über diesen Menschen».
Die Charaktere sind in ihrer Verschiedenheit sehr gut dargestellt. Vater und Mutter reagieren ganz unterschiedlich auf die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit. Der Vater wesentlich emotioneller als die Mutter, deren Überlebensstrategie es war, stets nur nach vorne zu blicken. Bei beiden kommen Erinnerungen hoch, die sie jahrzehntelang verdrängt hatten. Es ist eine schmerzhafte Reise. Verlorenes Glück der Kindheit, Grauen der Flucht, unmenschliche Behandlung, Hunger, Armut, Kälte. Wie die Eltern, so gehen auch die Söhne mit der Situation anders um. Während der eine mit schnoddrigen Bemerkungen den Coolen mimt, stellt der zweite Fragen, beobachtet die Reaktionen seiner Eltern genau und versucht, sich das Gesehene einzuprägen. Er erkennt, dass die Erlebnisse der Vorfahren sich auf die Nachkommen auswirken, dass es wichtig ist, seine Wurzeln zu kennen. Demgemäß bindet er nach der Reise auch seinen Sohn in die Recherchen über die Vergangenheit mit ein.
„Wodka mit Grasgeschmack“ hat mich von Anfang an gepackt, schon allein der Erzählstil hat mich so sehr begeistert. Je mehr ich las, desto faszinierter war ich von der Art und Weise, wie diese doch traurige Thematik mit Leichtigkeit und Humor verpackt wurde. In mir wird dieser Roman noch lange nachhallen, hat mich viel über die eigenen Großeltern und Eltern nachdenken lassen. Sie haben, wie so viele ihrer Generation, nicht viel erzählt. Und leben nicht mehr. Abgesehen von den eigenen Wurzeln, kam man bei dieser Lektüre auch nicht umhin, an den Krieg in der Ukraine zu denken, wo Tausende und Abertausende zurzeit auch vertrieben werden, eine zerstörte Heimat verlassen müssen. Für jeden Krieg wo auch immer passt dieses Zitat: „Wie kann eigentlich jemand vom Gewinnen eines Krieges sprechen? Gewalt kommt immer zurück, trifft jeden und fragt nicht nach Schuld. Es gibt nur Opfer. Und nicht Deutsche, Polen oder Russen erlebten den Krieg, sondern Menschen mit gleichen Empfindungen. Die Welt von Ängsten, Trauer oder Wut kannte auch damals keine Grenzen. In allem lag die Zerstörung. Nur Leid und Verlust.“ (S. 219).