Cover-Bild Von Norden rollt ein Donner
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 287
  • Ersterscheinung: 31.10.2024
  • ISBN: 9783406822476
Markus Thielemann

Von Norden rollt ein Donner

Roman Shortlist Deutscher Buchpreis 2024
SHORTLIST DEUTSCHER BUCHPREIS 2024

Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes – wie schon sein Vater und sein Großvater – täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie – und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.

Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über die Flächen der Lüneburger Heide. Doch es herrscht eine gärende Unruhe in der Gegend, der Wolf ist zurück. Es mehren sich Schafsrisse und mit ihnen Konflikte im Dorf, die schnell politisch werden. Während völkische Siedler versuchen, das Thema für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen, die Situation sich zuspitzt und in Selbstjustiz der Bevölkerung zu eskalieren droht, flüchtet sich Jannes zu seinen Schafen in die Heide. Doch dort wird durch eine gespenstische Begegnung plötzlich die düstere Ortsgeschichte aufgefächert, die ihren langen Schatten in die Gegenwart wirft. Markus Thielemann schreibt mit seinem Anti-Heimatroman das Psychogramm einer Sehnsuchtslandschaft und zeigt auf ebenso subtile wie fesselnde Weise, wie sich ein Idyll in sein Gegenteil verkehren kann.

  • „Ihm kommt ein absurder Gedanke: Vielleicht ist es das Land, das ihm etwas sagen will, das ihm etwas antun will, vielleicht ist es die Heide.“
  • Eine literarische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und politischen Klima in der westdeutschen Provinz
  • Über Heimat und Gewalt, Verdrängung und Schweigen, Tradition und Verantwortung

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2024

Anti-Heimatroman, der eine Region kontextualisiert

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Zu einem umfassenden “Anti-Heimatroman” gehört, tief reinzugehen in die Wunden dieser widersprüchlichen Landschaft und ihrer Bevölkerung und das schafft Thielemann hier meiner Meinung nach gut. Er zeigt ...

Zu einem umfassenden “Anti-Heimatroman” gehört, tief reinzugehen in die Wunden dieser widersprüchlichen Landschaft und ihrer Bevölkerung und das schafft Thielemann hier meiner Meinung nach gut. Er zeigt Kontinuitäten der Heide auf, die sich von Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute spannen: Vom antis%mitischen Hermann Löns, der “Heidedichter”, der den “Mythos Heide” maßgeblich geprägt hat und dessen Werk im N_tionalsozialismus ein Bestseller war, über Jannes Großvater, sich die “alte Zeit” zurückwünscht, bis hin zu v°lkischen Siedlern, die ihre Ideologie auf diesem Nährboden anschlussfähig verbreiten können.

Es ist nicht der stetige Donner, die Schießübungen vom nahegelegenen Truppenübungsplatz, der nicht in der Heide akzeptiert wird, nicht die ansässige Rüstungsindustrie. Auch nicht der Fakt, dass die Heide als von Menschenhand erschaffene Kultur- und Tourismuslandschaft definitiv nicht “natürlich” und schon gar nicht “ursprünglich” ist. Nein, der Wolf ist der angeblich unnatürliche, bedrohende Feind, der ausgerottet gehört. Und Jannes? Jannes lässt sich als 19-jähriger natürlich komplett beeinflussen von Familie, Freunden und Nachbarn.

Stilistisch fand ich viel gut, anderes nur okay. Manchmal hat es sich ein bisschen gewollt gelesen. Von mir aus hätte alles noch ein Tick unbequemer sein können; wobei diesen Eindruck die wunderbar natürlichen Dialoge und der realistische Dialekt fast schon wett gemacht haben.

Ich fand Von Norden rollt ein Donner super interessant, weil es einer der ersten deutschsprachigen Romane für mich war, die den Themenkomplex "Natur", Landwirtschaft, Ländlichkeit usw. kritisch eingeordnet und in Kontext eingebettet haben.

Am Ende bleibt uns ein Protagonist, der keinen Platz bekommt, eine andere, bessere Zukunft zu imaginieren. Und weil wir (auf dem Land lebenden Personen) das dringend brauchen: für den nächsten Buchpreis wünsche ich mir einen Anti-Heimatroman, der sich um die Zukunft kümmert und einige Themen, die hier angerissen und offen geblieben sind, weiterspinnt.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Kein Heideidyll

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Mit "Vom Norden rollt ein Donner" hat Markus Thielemann einen Anti-Heimatroman aus der idyllischen Heidelandschaft zwischen Celle und Uelzen geschrieben. Der 19-jährige Jannes ist Schäfer in der dritten ...

Mit "Vom Norden rollt ein Donner" hat Markus Thielemann einen Anti-Heimatroman aus der idyllischen Heidelandschaft zwischen Celle und Uelzen geschrieben. Der 19-jährige Jannes ist Schäfer in der dritten Generation eines Familienbetriebs, seine Eltern und sein Großvater arbeiten ebenfalls mit den Schafen. Doch die Idylle ist gleich mehrfach getrübt. Da ist zum einen die Angst vor dem Wolf. Gerüchte schwirren, auch wenn ihn noch keiner gesehen hat. Aber alle sind sicher, auf den nahegelegenen Truppenübungsplätzen wachsen Wölfe heran, die eine Bedrohung für die Schafe der Landwirte sind.

Auch Jannes ist immer nervös, wenn er mit der Herde durch die Heide zieht. Doch er spürt auch andere Ängste. Da sind zum einen die Aussetzer seines Vaters, der vergesslich wird oder manches ständig wiederholt. Sind es die gleichen Anzeichen wie bei der dementen Oma, obwohl keine Blutsverwandtschaft besteht und der Vater viel jünger ist?

Und auch Jannes fürchtet um seinen Verstand, denn er hat Visionen von einer verwahrlosten Frau, deren Gegenwart er spürt und die er manchmal sieht, gefolgt von einem Zusammenbruch, den er sich nicht erklären kann. Ist der Wahn ein Familienfluch? Und wieso erwähnt die Unbekannte einen Namen, den er von seiner Oma hörte, wenn diese jemanden suchte, der nicht zu existieren schien? Hat sie etwas zu tun mit der Kriegs- und Nachkriegszeit, mit den Lagern für Zwangsarbeiter? Spuken die Geister gequälter Menschen - auch das Konzentrationslager Bergen-Belsen lag in der Heide-Idylle - nach Jahrzehnten in die Gegenwart? Gibt es womöglich in der eigenen Familie Geheimnisse und dunkle Taten?

Ein Spuk ganz anderer Art kommt scheinbar harmlos daher, der neue Nachbar mit seiner seltsam altmodisch ausstaffierten Rede und Sprüchen über Volk und Heimat, über Wurzeln und Siedelei, Ausgerechnet Jannes´ Vater, dem schon der Schützenverein seines Schwiegervaters mit seinen kernigen Bemerkungen zuwider war, freundet sich mit dem Nachbarn an.

Thielemann schafft zwischen Angst vorm Wolf und wahnhaften Visionen eine düstere Atmosphäre und räumt nebenbei mit dem unkritischen romantisch-verklärten Bild des Heidedichters Hermann Löns auf. Ganz entschieden kein Heideidyll, aber ein faszinierend dunkler Heideroman.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Nicht schlecht!

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„Von Norden rollt ein Donner“ ist ein Anti-Heimatroman, der mich besonders aus drei Gründen interessierte: Zum einen empfand ich den Klappentext als sehr aktuell und interessant. Zum Anderen komme ich ...

„Von Norden rollt ein Donner“ ist ein Anti-Heimatroman, der mich besonders aus drei Gründen interessierte: Zum einen empfand ich den Klappentext als sehr aktuell und interessant. Zum Anderen komme ich aus Hannover und auch der Autor ist Hannoveraner und die Lüneburger Heide ist seit der Kindheit immer wieder teil meines Lebens und ein Ausflugsziel meines Herzens.💕 Und: Es steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.

Der 19-jährige Jannes soll den Hof seiner Familie weiterführen. Er kämpft mit Unsicherheiten, ob das der richtige Lebensweg für ihn ist, mit Sorgen um die Gesundheit der eigenen Familie und sich selbst und vor allem mit den Ängsten aller, weil wohl ein Wolf in der Region aktiv ist. 🐺 Die Geschichte von Jannes ist sehr zeitgemäß, sie spielt im Jahr 2014/15 und ich war in diesen Jahren im gleichen Alter und konnte mich in vielen Szenen wiederfinden. Dazu im Kontrast steht dann aber Jannes‘ Alltag als Schäfer, welcher eher unüblich ist. 🐏 Spannend umgesetzt fand ich die Gesamte Thematik um den Wolf und die Vergangenheit von Jannes Großvater und dem Ort generell. Es geht im Ort das Gerücht um, dass ein Wolf sein Unwesen treiben würde - gesichtet wurde er jedoch noch nicht. 👀 Trotzdem machen sich viele Bewohner des Dorfes große Sorgen und werden immer radikaler in ihren Maßnahmen zum scheinbaren Schutz. 😬 Jannes Vater steigert sich hier besonders hinein. Parallel dazu gibt es auch einige Bewohner im Ort, die scheinbar rechtes Gedankengut haben und immer wieder doppeldeutige Kommentare fallen lassen. Das Ziel beider Seiten: Heimatschutz, notfalls auch mit Gewalt. 🙄 Thielemanns Buch hat eine enorme politische Kraft, die sich nach und nach beim Lesen entfaltet. Zusätzlich beeindruckt er durch eine starke und poetische Sprache, voller Dramatik und mythischer Atmosphäre.🖤

Am Ende gibts einen Showdown, der mich jedoch noch mit vielen Fragen zurückgelassen hat. In einigen Punkten, wie z.B. bei der Demenz von Jannes’ Vater, hätte ich mir mehr Aufklärung gewünscht. Dennoch hat mich dieses Buch sehr beeindruckt und auch nostalgisch von der Heide träumen lassen.
4/5⭐️

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Die Heide - wirklich ein Idyll?

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Dieser Roman gehört – durchaus verdient - zur Auswahl von insgesamt sechs Romanen, die auf der Short-List zur Nominierung für den deutschen Buchpreis 2024 stehen. Für sehr lesenswert halte ich die Schilderung ...

Dieser Roman gehört – durchaus verdient - zur Auswahl von insgesamt sechs Romanen, die auf der Short-List zur Nominierung für den deutschen Buchpreis 2024 stehen. Für sehr lesenswert halte ich die Schilderung des Arbeitslebens des Protagonisten Jannes und seiner Familie als Schäfer seit Generationen in der Lüneburger Heide. Sehr bildhaft wird deren harte Arbeit in der Natur beschrieben, deren wirtschaftlicher Ertrag von so vielen Faktoren abhängt. Sie steht diametral zur so oft anzutreffenden Verherrlichung der Heidelandschaft, die ihren Ursprung in den Liedern und Gedichten des Heidedichters Hermann Löns hat. Interessant war, wie eine aktuelle Entwicklung in die Geschichte eingearbeitet wurde, nämlich die Rückkehr des Wolfes in die Heide. Anhand von Großvater und Schwiegersohn werden die gegensätzlichen Argumente dargestellt, die es auch allgemein zur Wolfspolitik gibt. Die Romanfiguren werden passend zu ihrer Arbeit gezeichnet, wortkarg und schlicht. Die Beschreibung eines von ihnen hat mich den Roman allerdings letztlich nicht mit einer Bestnote bewerten lassen. Es handelt sich gerade um Jannes. Wenig altersentsprechend wird er mit seinen 19 Jahren als zu ernst und grüblerisch dargestellt. Er macht sich Gedanken um eine vermutete Alzheimer-Erkrankung seines Stiefvaters und dann auch um seine eigene geistige Gesundheit, die nicht realitätsgerecht wirken. Als ihm dann immer häufiger ein Geist einer früheren Bewohnerin der Gegend erscheint, war für mich der Punkt erreicht, an dem mir alles zu sehr abdriftete. Das konnte die am Ende erfolgende Erklärung des Ganzen nicht ausgleichen.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Sind da wirklich Wölfe ?

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Markus Thielmann führt uns in seinem Roman, Von Norden rollt ein Dimmer, in die Lüneburger Heide zu den Heidschnucken
Er beschreibt die Arbeit des jungen Schäfers Jannes ruhig und detailliert.
Jannes ...




Markus Thielmann führt uns in seinem Roman, Von Norden rollt ein Dimmer, in die Lüneburger Heide zu den Heidschnucken
Er beschreibt die Arbeit des jungen Schäfers Jannes ruhig und detailliert.
Jannes ist 19 Jahre alt und durch die Schafzucht seiner Familie, von klein auf gewohnt. Die Geschichte der Familie ist interessant.
Da ist der Großvater, seinen Schwiegersohn nimmt er nicht für voll. Seine Tochter muss auch ordentlich mitmachen und dann kommt Jannes. Seine Großmutter ist erkrankt und lebt in einem Heim, die hatte immer nach Rose gerufen und spricht von Puschen.
Dann entsteht das Gerücht, das die Wölfe kommen, das ist jetzt oft der Fall.
Jannes scheint mir etwas naiv, aber ist ganz nett. Nur das er an Visionen glauben soll, das stört mich in dem Roman.
Der Roman ist etwas langatmig.