Cover-Bild Die Unmöglichkeit des Lebens
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer eBook
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 29.08.2024
  • ISBN: 9783426464441
Matt Haig

Die Unmöglichkeit des Lebens

Roman | Vom Autor von "Die Mitternachtsbibliothek"
Sabine Hübner (Übersetzer), Dr. Bernhard Kleinschmidt (Übersetzer), Thomas Mohr (Übersetzer)

Was aussieht wie Magie, ist einfach ein Teil des Lebens, den wir noch nicht verstehen …
Als Grace, eine pensionierte Mathematiklehrerin, von einer fast vergessenen Freundin ein heruntergekommenes Häuschen auf einer Mittelmeerinsel erbt, siegt ihre Neugier. Ohne Rückflugticket, Reiseführer oder einen Plan fliegt sie nach Ibiza. Zwischen den rauen Hügellandschaften und goldenen Stränden der Insel macht Grace sich auf die Suche nach Antworten über das Leben ihrer Freundin – und das Rätsel ihres Todes. Was sie dabei entdeckt, ist merkwürdiger, als sie es sich je hätte träumen lassen. Eine Wahrheit, die unmöglicher kaum sein könnte. Doch um sich auf sie einlassen zu können, muss Grace sich erst ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Eine Geschichte voller Wunder und wilder Abenteuer. Ein Roman über Hoffnung und die lebensverändernde Kraft eines Neuanfangs.
»Grandios. Ein wunderschöner Roman voll lebensbejahender Wunder und Vorstellungskraft.« Benedict Cumberbatch 
"Die Unmöglichkeit des Lebens" – der neue Roman vom Autor des internationalen Millionen-Bestsellers und der TikTok-Sensation "Die Mitternachtsbibliothek"

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2024

Ein Märchen für Erwachsene

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Von dem britischen Bestsellerautor Matt Haig habe ich bisher noch nichts gelesen, auch wenn einige seiner Bücher schon lange auf meiner Wunschliste oder sogar auf meinem SuB stehen ("Die Mitternachtsbibliothek" ...

Von dem britischen Bestsellerautor Matt Haig habe ich bisher noch nichts gelesen, auch wenn einige seiner Bücher schon lange auf meiner Wunschliste oder sogar auf meinem SuB stehen ("Die Mitternachtsbibliothek" zum Beispiel...). Wieso mein erstes Buch des Autors nun ausgerechnet "Die Unmöglichkeit des Lebens" wurde, in dem er uns mit auf eine Reise voller Geheimnisse, Magie und persönlicher Selbstfindung vor der traumhaften Kulisse Ibizas nimmt, kann ich gar nicht genau sagen. Irgendetwas an Klapptext und Cover hat mich einfach angesprochen und so habe ich mich mit Grace auf eine unerwartete und magische Reise begeben, mit der ich in vielerlei Hinsicht nicht gerechnet hätte...

Die erste Überraschung des Buches war die Erzählstruktur: In einer Art Briefroman erzählt die Hauptfigur Grace ihre Erlebnisse und Gedanken per E-Mail an einen ehemaligen Schüler Maurice, der sich mit der Bitte um einen Rat an sie gewendet hat. Die sehr kurzen Kapitel, die von einem kurzen Email-Austausch zu Beginn und am Ende eingerahmt werden, erinnern dabei mehr an reflektierte Tagebucheinträge, in denen Grace die Möglichkeit hat, Maurice direkt anzusprechen, als an eine fortlaufende Erzählung. Diese Form sorgt dafür, dass man sich Grace sehr nah fühlt und direkt ihre Einordnung zu der Handlung mit serviert bekommt, durch Vorgriffe und die Gewissheit des überlebenden Erzählers aber auch ein Happy End früh vorweggenommen wird.

Erster Satz: "Es war einmal eine alte Frau, die führte das langweiligste Leben im ganzen Universum."

Die zweite große Überraschung war für mich die genretechnische Einordnung. Auch wenn ich eigentlich ohne Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin, hat die Handlung immer wieder eine andere Richtung eingeschlagen als gedacht. Zunächst hatte ich angenommen, es mit einem typischen Second-Chances Roman zu tun zu haben, in dem eine ältere Frau an einem neuen Ort ein neues Leben beginnt. Als Grace auf Ibiza eintrifft und dort jedoch nur noch mehr Leere und Geheimnisse vorfindet, dachte ich möglicherweise an eine Murder Mystery, in der sie den Tod ihrer Freundin aufklärt. Doch auch wenn beide Ideen grundsätzlich in der Handlung verbaut werden, hat sich Matt Haig doch etwas GANZ ANDERES für seine Geschichte überlegt, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

"Es ist das Gefühl, dass man die ganze Welt auf einmal erlebt. Das Reisen verwandelte die Erfahrung in einen Tesserakt. Ja, das Erleben explodiert in eine vierte Dimension. Und die Erkenntnis, dass es so viele Gegenwarten gleichzeitig gibt, ist verwirrend. Sich vorzustellen, wie viele Taxifahrer weltweit gerade in diesem Moment in ihre Funkgeräte sprechen. Wie viele Frauen in diesem Augenblick gebären! Wie viele Leute in dieser Minute ein Sandwich essen. Oder ein Gedicht schreiben. Oder die Hans eines geliebten Menschen halten..."


Spoilerwarnung[: Denn was als realistischer Selbstfindungs-Roman beginnt, entwickelt sich bald zu einem übernatürlichen Abenteuer mit Aliens, magischen Kräften und einem Kampf ums ökologische Gleichgewicht als Grace bei einem Tauchgang von einer im Seegras wohnenden Präsenz mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet wird, um die Insel vor der Zerstörung durch einen mächtigen Bösewicht zu retten. Ein wenig Magie oder eine fantastische Meta-Ebene ist in vielen von Matt Haigs Romanen enthalten, einen so massiven Fantasy-Anteil hatte ich hier aber nicht erwartet. Da ich generell aber sehr gerne Fantasy lese, fand ich die unerwartete Entwicklung aber nicht grundsätzlich negativ. Kritisch sehe ich nur, dass diese interessante, wenn auch etwas wilde Idee, viel zu einfach aufgezogen und zusätzlich tot erklärt wird. Denn nicht nur läuft Vieles vom Erhalt der magischen Fähigkeiten bis zur Rettung der Insel unglaubwürdig glatt und ohne große Hürden ab, in der spannenden Phase, in denen Grace ihre übernatürlichen Fähigkeiten entdeckt und entfaltet, wird auch jegliche atmosphärische Mystik durch ununterbrochene Dialoge mit Erklärungen, Theorien und Rationalisierungen im Keim erstickt. (hide spoiler)]

"Wir sind alle Sternenstaub. In uns steckt das gesamte Universum. Jedes Element in uns ist in einem Stern entstanden. Stickstoff, Calcium, Wasserstoff, Sauerstoff, Phosphor und das ganze andere Zeug. Wir entstammen den Tiefen des Alls und den Tiefen der Zeit und sind in Supernoven (oder, gehobener: Supernovae) geschmiedet worden."

So konnte mich die Geschichte zwar emotional, aber inhaltlich eher weniger abholen. Was "Die Unmöglichkeit des Lebens" jedoch für mich rettete, ist das herrliche Setting auf Ibiza. Die Insel wird mit all ihrer Vielseitigkeit – von goldenen Strände mit uralten Seegraswiesen, über historische Städte mit traditionellen Cafés bis hin zur vibrierenden Partykultur und modernem Tourismus – so lebendig beschrieben, dass man am liebsten sofort hinfliegen möchte. Die Natur, die Geschichte und das Lebensgefühl der Insel durchziehen den Roman und verleihen ihm eine Atmosphäre, die Lust auf Meer, Sonne, Entdeckungen und ein Abenteuer außerhalb der eigenen Komfortzone macht. Passend dazu verpackt Matt Haig hier eine wichtige Botschaft über die Wichtigkeit des Schutzes der Natur, der Meere und dem Respekt gegenüber allem, was lebt. An manchen Stellen driftet er dabei zwar leicht ins Esoterische, Sentimentale oder Kitschige ab, dem wirken allerdings philosophisch-nachdenkliche Abschnitte entgegen, die sich stimmig in die Geschichte einfügen und enger mit der Realität verknüpfen.

"Alles kann schön sein, wenn man das richtige Augen und das richtige Ohr dafür hat, Maurice. Jedes Genre von Musik. Jeder Kummer und jede Freude. Jedes Einatmen und jedes Ausatmen. Jedes Gitarrensoli. Jede Stimme. Jede Pflanze am Straßenrand."

Ein weiterer Faktor, der die Geschichte erdet, wenn sie zu sehr abzuheben droht, ist die Hauptfigur. Die 72jährige Mathematiklehrerin ist eine zutiefst rationale Person, die einen angenehmen Gegenpol zur Handlung bildet. Außerdem macht sie während der 400 Seiten eine beeindruckende Entwicklung durch, die zu begleiten großen Spaß macht! Am Anfang noch schwer von ihrer eigenen Vergangenheit mit Verlust, Trauer, Einsamkeit und Anhedonie belastet, findet sie in dem Abenteuer auf Ibiza nicht nur Antworten über ihre verstorbene Freundin, sondern auch über sich selbst. Sie lernt, mit ihren Schuldgefühlen und Trauer umzugehen, und entdeckt eine neue Perspektive auf das Leben, neuen Sinn und neue Kontakte, die ihr Frieden bringen. Allerdings hätte das Buch sich für meinen Geschmack gerne mehr auf diese Entwicklung und weniger auf ihre mystische Mission konzentrieren dürfen...

"Vielleicht war es das eigentlich Absurde, dass wir angesichts der schieren Unwahrscheinlichkeit des Lebens auf diesem Gesteinsbrocken, der durchs All kreist, nicht einmal mit der Wimper zucken. Wir sind aus dem Nichts geboren, das ganze Universum ist aus dem Nichts geboren, und doch sind wir hier, das unmögliche Etwas, das aus dem Nichts zum Sein gekommen ist. Die Unmöglichkeit des Lebens."


Zuletzt noch ein paar kurze Worte zur Gestaltung des Buches. Sowohl das Covermotiv als auch der Titel des Buches orientieren sich an einem im Roman vorkommenden Sachbuch der Nebenfigur Alberto Ribas, der darin die unerklärlichen Vorkommnisse im Meer rund um Ibizas vorgelagerter Felseninsel Es Vedrà schildert. Passend dazu ist auf kräftig blauem Grund ein Umriss einer Frau auf einem Fischerboot vor einem schroffen Felsen zu sehen, den ein geheimnisvolles Leuchten erhellt. Auch die Buchinnenklappen der gebundenen Ausgabe sind mit einer bunten Karte Ibizas wunderbar dem Thema folgend gestaltet. Gestaltungstechnisch ein Volltreffer!


Fazit
:

In "Die Unmöglichkeit des Lebens" hat Matt Haig ein Märchen für Erwachsene geschrieben, das irgendwo zwischen Mystik, Krimi, Fantasy, und persönlicher Selbstfindung rangiert. Zwar verliert die Handlung an einigen Stellen etwas die Bodenhaftung, die lebensbejahende Botschaft und die authentische Hauptfigur machen das Buch aber dennoch lesenswert!

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Veröffentlicht am 22.11.2024

Naturschutz

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Zum Cover kann ich nicht all zu viel sagen, das sehe ich eher neutral, es ist recht unspektakulär.
Die Hauptfigur, Grace, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist finde ich recht amüsant und ich mag sie ...

Zum Cover kann ich nicht all zu viel sagen, das sehe ich eher neutral, es ist recht unspektakulär.
Die Hauptfigur, Grace, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist finde ich recht amüsant und ich mag sie irgendwie. Ob sie realistisch ist, ist schwer zu sagen, da die Geschichte ansich ja nicht wirklich realistisch ist. Allerdings musste ich bei dem Buch oft lachen oder schmunzeln, was auch einer der Gründe war, warum ich es bis zum Schluss durchgelesen hatte.
Zu den anderen Figuren kann ich nicht viel sagen, nur dass ich Christina irgendwie nicht mochte.
Der Schreibstil des Buchs ist sehr locker und lustig, das hat mir am besten gefallen, da die Geschichte ansich recht unspektakulär und wenig glaubwürdig war. Manche Passagen waren mir allerdings etwas zu langatmig. Und etwas, das ich unbedingt anmerken möchte, da ich selbst Taucherin bin: man taucht nicht mit Sauerstoffflaschen. Ich weiß nicht, ob dies der Übersetzung geschuldet ist oder in der Originalfassung so schon war. Auch wenn das die landläufige Meinung ist, finde ich persönlich es immer schade, wenn man da nicht genauer ist und das ändert.
Ansonsten gibt es bestimmt einige Punkte, wo das Buch einen zum Nachdenken anregt.
Fazit: Ein durchaus lustiges Buch für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Zuversichtlicher, mutmachender Roman mit einer recht großen Portion Übersinnlichkeit

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„Man wird dir erzählen, Ibiza sei eine magische Insel. Du wirst seltsame Geschichten und Mythen hören. Nicht alle sind wahr. Aber es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns träumen lassen. Und ...

„Man wird dir erzählen, Ibiza sei eine magische Insel. Du wirst seltsame Geschichten und Mythen hören. Nicht alle sind wahr. Aber es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns träumen lassen. Und mehr in unserer Seele, unserem Geist, als uns bewusst ist.“

Grace, eine ehemalige Mathematiklehrerin, erfährt völlig überraschend, dass sie von ihrer früheren Kollegin Christina ein Haus auf Ibiza geerbt hat. In Ibiza angekommen, begibt sie sich auf eine besondere Spurensuche. Diese Reise wird ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen.

In kurzen Kapiteln mit ungewöhnlichen, die Neugier weckenden Überschriften schildert Matt Haig, was Grace in Ibiza herausfindet und erlebt. Sie erzählt ihre Geschichte vorwiegend in der ersten Person einem ehemaligen Schüler, der sich vorher in einem Brief verzweifelt an sie gewandt hat. Der Schreibstil ist angenehm, bildhaft und flüssig. Viele der Sätze lesen sich schön und sind so treffend formuliert, dass ich sie mit Lesezeichen markiert habe, um sie noch einmal genießen zu können.

Bevor Grace von ihrem unverhofften Erbe erfährt, ist sie verzweifelt. Über den Verlust ihres Sohnes Daniel ist sie nie richtig hinweggekommen. Auch der Tod ihres Mannes bekümmert sie noch sehr. Grace hat also nichts zu verlieren, wagt den Aufbruch in ein neues Leben. Sie fliegt nach Ibiza, ohne ein Rückflugticket zu buchen. Grace ist zu sehr in ihrem eigenen Leben gefangen, ist als Mathematiklehrerin zu sehr der Rationalität und Logik verpflichtet, um an Wunder und Übernatürliches zu glauben. Sie lernt auf Ibiza einen ganz speziellen Bekannten Christinas kennen, der ihre Einstellung komplett verändert.

Grace findet auf Ibiza etwas, von dem sie nie auch nur im Entferntesten geglaubt hat, dass es möglich wäre. Sie erfährt Heilung.
Matt Haig erzählt von Trauer und Verlust, Kummer und Ausweglosigkeit. Diese Gefühle lässt er bei seinen Figuren zu, um sie letztlich überwinden zu lassen. Schließlich geht es auch um Rettung, Neuanfänge, Zuversicht und all die Wunder des Lebens. Die Botschaft des Romans ist zweifelsohne eine sehr positive und lebensbejahende. Dass der Roman ins Übernatürliche, Esoterische abdriftet, habe ich bereits vor dem Lesen gewusst. So sehr ich es versucht habe, konnte ich mich jedoch nicht so recht darauf einlassen. Denn gerade durch die Einbeziehung des Übersinnlichen, verliert die Hauptaussage des Romans für mich persönlich an Bedeutung, entkräftet die positive Botschaft. Was der Autor beschreibt, mag eine schöne Vorstellung sein, aber letztlich für Leser mit Graces rationaler Weltsicht eben nur eine nette Phantasie.
Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und mich an seinen vielen schönen Sätzen gefreut, restlos überzeugen konnte es mich leider nicht.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Zwischen Realität und Mystik

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"Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig (erschienen im August 2024 bei Droemer Knaur) ist ein Roman, der stark polarisiert und die Leserschaft in unterschiedliche Lager spaltet. Die Geschichte handelt ...

"Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig (erschienen im August 2024 bei Droemer Knaur) ist ein Roman, der stark polarisiert und die Leserschaft in unterschiedliche Lager spaltet. Die Geschichte handelt von Grace Winter, einer pensionierten Lehrerin, deren Leben von Verlust und Einsamkeit geprägt ist. Nach dem Tod ihres Mannes Karl und des gemeinsamen Sohnes Daniel, der bereits im Kindesalter bei einem Unfall ums Leben kam, zieht sich Grace aus dem sozialen Leben zurück. Ihr Alltag ist von tiefen Schuldgefühlen und der Trauer um Daniel überschattet, die sie auch nach über 30 Jahren nicht loslassen. Besonders Daniels Tod scheint eine unerträgliche Last zu sein, die sie täglich auf den Friedhof führt. Während sie Karl an dessen Grab noch von ihren Gedanken erzählen kann, bleibt sie an Daniels Grab wortlos.

Eines Tages erhält Grace eine Nachricht, die ihr monotones Leben für immer ändern sollte: Christina, eine entfernte Bekannte, die sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, hat sie in ihrem Testament bedacht und hinterlässt ihr ein Haus auf Ibiza. Kurzentschlossen beschließt Grace, ihrem eintönigen Leben in Großbritannien den Rücken zu kehren und nach Ibiza zu reisen. Dort hofft sie, Antworten auf die Frage zu finden, warum ausgerechnet sie dieses Erbe antritt. Doch statt Klarheit stößt Grace auf immer mehr Rätsel und Widersprüche.

Der Roman beginnt mit einer eindringlichen Schilderung von Grace’ Leben und den tiefen emotionalen Wunden, die der Verlust ihres Sohnes und Ehemannes hinterlassen haben. Im Abschnitt des Buches entsprach die Erzählung vollkommen meinen Erwartungen. Matt Haig schafft es, die Trauer und Einsamkeit der Protagonistin einfühlsam und poetisch zu vermitteln. Seine Sprache ist klar und dennoch bildhaft, fast schon lyrisch, was dem emotionalen Thema eine besondere Tiefe verleiht. Besonders aufgefallen hat mir die Botschaft des Romans in diesem Teil: Egal in welchem Lebensabschnitt wir uns befinden, wir haben immer die Möglichkeit, unser Leben zu verändern und neue Wege zu gehen. Grace’ Mut, einen Neuanfang zu wagen, nachdem sie so lange in ihrer Trauer gefangen war, ist bewundernswert und inspirierend.

Doch ab einem bestimmten Punkt schlug der Roman für mich eine unerwartete Richtung ein. Die Handlung driftet zunehmend in eine esoterische und spirituelle Dimension ab, die sich stark vom bisherigen Erzählton unterscheidet. Dieser Wechsel empfand ich als abrupt und schwer nachvollziehbar. Statt der erhofften Antworten auf die vielen offenen Fragen, die Grace nach Ibiza führten, wurde die Geschichte immer mystischer und mit übernatürlichen Elementen durchzogen. Diese Wendung war für mich schwer zu greifen und entsprach nicht dem, was ich ursprünglich erwartet hatte.

Ich glaube, dass Leserinnen und Leser, die sich für spirituelle und esoterische Themen interessieren, hier auf ihre Kosten kommen werden. Für mich persönlich ging es jedoch zu weit in diese Richtung, weshalb ich mich sehr schwer damit getan habe, das Buch fertigzulesen. Vermutlich hätte es mir besser gefallen, wenn ich mit einer anderen Erwartungshaltung an die Lektüre herangegangen wäre. Die spirituellen und metaphysischen Themen, die im Verlauf des Buches aufgeworfen werden, waren für mich nicht die Aspekte, die ich mir von der Geschichte erhofft hatte.

"Die Unmöglichkeit des Lebens" ist ein Roman, der sicherlich nicht jedem gefallen wird – was das Buch aber gleichzeitig auch zu einem spannenden Gesprächsstoff macht. Die poetische Sprache und die kraftvolle Botschaft über Mut und Veränderung sind starke Punkte, die das Buch lesenswert machen. Für Leserinnen und Leser, die offen für spirituelle und mystische Themen sind, bietet der Roman eine interessante und ungewöhnliche Perspektive. Wer jedoch, wie ich, eine eher realistische Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Verlust und Neuanfang erwartet, könnte sich von der esoterischen Wendung enttäuscht fühlen.

Insgesamt ist das Buch trotz meiner gemischten Gefühle ein mutiges Werk, das den Leser herausfordert, seine Sichtweisen zu hinterfragen. Vielleicht ist es genau diese Vielschichtigkeit, die das Buch so polarisierend macht.

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Die Unmöglichkeit...

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Die Umöglichkeit...des Lebens? Oder der Geschichte? Oder La Presencias?

Dieses Buch lässt mich unglaublich zwiegespalten zurück. Ich habe zu ihm gegriffen, da ich "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt ...

Die Umöglichkeit...des Lebens? Oder der Geschichte? Oder La Presencias?

Dieses Buch lässt mich unglaublich zwiegespalten zurück. Ich habe zu ihm gegriffen, da ich "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt Haig geliebt habe, ein Buch mit durchaus "unwirklichen Bestandteilen", aber der Schreibstil war einfach so zauberhaft und auch die Geschichte selbst hatte ihren Reiz, so dass ich durchaus bereit war, mich wieder auf diesen Autor einzulassen und auch ein Genre in Kauf zu nehmen, in dem ich eigentlich nicht Zuhause bin, das Übersinnliche, sciencefiction-hafte.

Alles beginnt damit, dass Grace, eine ü70-jährige Britin, einen Brief ihres ehemaligen Schülers Maurice erhält und dies zum Anlass nimmt, ihm zu antworten, in dem sie ihm ihre Geschichte erzählt. Von Maurice hört man an dieser Stelle dann auch zum letzten Mal in diesem Buch, seine Geschichte wird keine Rolle spielen.

Die Kerngeschichte des Buchs muss ich nicht weiter wiedergeben, steht diese doch im Klappentext. Was nur sehr kryptisch im Klappentext steht ist, dass Grace auf der Suche nach ihrer Freundin Christina in Kontakt mit La Presencia kommt, ein seltsames Licht unter dem Meeresspiegel, welches Auserwählten übernatürliche Kräfte verleiht.
Und darum dreht sich eigentlich das gesamte Buch. Leider auch oftmals so detailliert, dass es mich nach manch ausführlicher Beschreibung der gelesenen Gedanken von für die Geschichte unwichtigen Leuten auf der Straße anfing zu stören, dass sich hier wirklich sehr viel um die telepathischen Fähigkeiten von Grace geht.

Ich muss zur Verteidigung des Buchs sagen, dass der Schreibstil jederzeit wunderbar flüssig war und es mich trotz des teilweise etwas skurrilen Inhalts nie davon abhielt weiterlesen zu wollen, das zeichnet Matt Haig wohl irgendwie aus. Leider hat mich die Geschichte an sich dann aber nicht abgeholt, zu viel Fragen blieben am Ende. Zum Beispiel warum auch Menschen, die nichts Gutes im Sinn haben, von La Presencia auserwählt wurden und wie es denn entschieden wird, welche telepathischen Fähigkeiten jetzt mehr wiegen (z. B. Art gg. Grace).

Dabei ist der Kern der Story wirklich schön, die traurige Grace stellt sich ihrer Vergangenheit und findet auf Ibiza wieder neuen Lebensmut und -sinn, die Menschen auf Ibiza stellen sich gegen gierige Geschäftsleute, die nur aus finanziellen Gründen geschützte Sphären dieser Insel gefährden, Gut gewinnt gegen Böse und dass es immer gut ist, die Welt auch mal mit anderen Augen zu betrachten und mit den neuen Perspektiven auch für sich selbst wieder einen Weg zu finden.

Ich war selten so zwiegespalten, was eine Bewertung eines Buchs angeht. Schreibstil und Quintessenz sind für mich eigentlich fünf Sterne, die Story selbst eher 1-2 - bleiben in der Mitte drei Sterne :)

Wenn man sich auf Übersinnliches einlassen kann, kann man hier sicher mindestens einen Stern mehr geben, mir fiel das leider sehr schwer, vielleicht war meine Erwartung an Grace Geschichte auf Ibiza auch eine andere.