Das Buch
Autor: Maya Shepherd
Titel: Der schlafende Tod
erschienen: 06.04.2018
Verlag: Sternensand Verlag
Genre: Fantasy
Zeit: Parallelwelt
ISBN: 978-3-906829-72-2
Diesmal ziert das Cover eine schlafende Schönheit. Im Hintergrund ist wieder ein Spiegelrahmen angedeutet, durch den seltsames Licht hereinfällt. Das Bild passt perfekt zu diesem Teil der Geschichte und hat vor allem einen gewissen Wiedererkennungswert in Bezug auf die Teile 1 und 2. Die Buchstaben auf dem Cover sind erhaben und haben eine angenehme Haptik beim Lesen.
Die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen verziert, die einen romantischen Touch haben und die Kapitelüberschriften sind treffend gewählt. Man muss die Vorgängerteile gelesen haben, damit man Spaß an diesem hat.
Warum ausgerechnet dieses Buch?
Wenn man sich auf diese Geschichte einlassen kann und will, dann ergibt es sich von selbst, den 3. Teil zu lesen, weil die Autorin es schafft am Ende jedes Teils genügend Fragen aufzuwerfen und so Neugierde auf den nächsten Teil zu entfachen.
Handlung
Ein goldener Apfel belegt Will mit dem Fluch des schlafenden Todes. So kann er Schneewittchen in ihrem Traum begegnen. Diesmal trifft er die 7jährige Margery an ihrem Geburtstag und erfährt vieles über ihre Vergangenheit. Parallel dazu erzählt Königin Mary ihre Geschichte weiter, wie sie mit Dorian vor dessen Vater Vlad Dracul nach Hamburg flüchtet. Hier begegnen sie Kapitän Blaubart, der sie mit auf die sieben Weltmeere nehmen soll.
Perspektiven
Die Autorin bleibt bei ihren unterschiedlichen Erzählweisen (Mary in der ich-Form, Wills Teil in der 3. Person). Das gefällt mir gut, da man sich nach 3 Teilen an diese Erzählweise gewöhnt hat. Darüber hinaus ist Will in Schneewittchens Traum ja auch eher nur Beobachter, während Mary den Leser eher mit auf ihre Reise nimmt. Von daher passen die gewählten Perspektiven gut zur Geschichte.
Figuren
Anfänglich hasste Will Märchen. Sein Vater ist ihm gehörig auf den Geist gegangen, wann immer dieser mit diesen blöden Märchen anfing. Langsam scheint sich dies aber zu ändern. Zwar lässt sich Will am Anfang dieses Teils auch noch gern von Joe beeinflussen, der alles mit Logik zu erklären versucht, obwohl in dieser Geschichte gar nichts logisch ist. Zu Schneewittchen baut er langsam eine persönliche Beziehung auf und findet dies gar nicht mehr seltsam. Ich kann ihm da nur all zu gut folgen und der Charakter büßt nichts von seiner Sympathie ein. Auch ist es für mich nachvollziehbar, dass er die junge Margery mag. Einzig der Angriff auf Joe könnte Will und den Leser daran hindern sie zu mögen. Je länger man aber in Margerys Geschichte bleibt, desto sympathischer wird das kleine Mädchen mit dem Schicksal, dass sie keineswegs selbst gewählt hat.
Dennoch bleibt man irgendwie immer in Habacht Stellung und ich warte ein bisschen darauf, dass sie auch Will angreifen wird – irgendwann. Obwohl sie sich von ihm ja Hilfe erhofft. Außerdem müsste Will in einem tiefen Zwiespalt sein. Rumpelstein will, dass er Schneewittchen tötet und sie will seine Hilfe. Dieser Zwiespalt kommt ein bisschen zu kurz, denke ich.
Mary ist mir zu zögerlich, zu naiv und nach wie vor erscheint es mir etwas übertrieben mit ihrer Liebe – oder der immer wiederkehrenden Erwähnung des Gefühls – zu Dorian. Natürlich hat sie noch nichts von der Welt gesehen und kann nicht vieles wissen, aber so langsam könnte sie anfangen Dorian tatsächlich zu vertrauen – so wie sie es ja immer wieder behauptet. Eigentlich mag ich Mary... aber hin und wieder ist sie einfach nervig.
Schreibstil
Nach wie vor mag ich den Schreibstil der Autorin. Er ist gleichbleibend flüssig und leicht zu lesen. Hin und wieder findet sich mal ein Kommafehler oder ein fehlendes Wort. Dennoch kann man der Geschichte sehr gut folgen. Die Sätze sind kurz und Shepherd schreibt nicht detailverliebt. Eher lässt sie Raum für eigene Interpretation, was ich sehr mag.
Setting
Die beiden Hauptstränge dieses Teils liegen einerseits im Schloss, in dem die kleine Margery ihren 7. Geburtstag feiert, und andererseits auf der Flucht von Mary und Dorian. Man kann sich gut in die Situationen hineinfinden. Die Autorin schafft es, dass man sich die Örtlichkeiten bildlich vorstellen kann und dazu benötigt sie nicht übermäßig viele Worte.
Vor der Geschichte / Nach der Geschichte
Auch diesmal liefert die Autorin am Beginn des Buches eine kurze Zusammenfassung des voran gegangenen Teils und am Ende des Buches einen kurzen Einblick in ihre Recherchen. Ersteres sorgt dafür, dass man sich erinnert, auch wenn man etwas Zeit zwischen den Teilen verstreichen lassen hat und letzteres ist einfach nur interessant, weil sie Informationen liefert, die vermutlich keiner so ohne weiteres parat hätte.
Schmunzeln musste ich über die Danksagung in diesem Teil. Während diese im ersten Teil etwa 2,5 Seiten einnahm, im 2. Teil dann schon deutlich kürzer ausfiel, liefert sie hier nur noch eine Liste von Namen. Aber sie hatte ja auch versprochen, dass sie nicht mehr so ausschweifend sein wolle. Gefällt!
Fazit
Dieses Buch schließt nahtlos an den 2. Teil an, zeigt dem Leser die nette Seite von Schneewittchen und erzählt weiter in der Geschichte von Dorian und Mary. Es endet mit vielen Fragen, die im 4. Teil hoffentlich beantwortet werden können. Wer Märchen mag, ist mit diesem Buch bestens beraten. 4 von 5 Sternen.