Cover-Bild Grenzgänger
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 01.10.2018
  • ISBN: 9783426281796
Mechtild Borrmann

Grenzgänger

Roman. Die Geschichte einer verlorenen Kindheit
Wenn Recht nicht Gerechtigkeit ist: Spiegel-Bestseller-Autorin Mechtild Borrmann mit ihrem Meisterwerk "Grenzgänger" rund um ein düsteres Kapitel deutscher Nachkriegs-Geschichte:
Heimkinder in den 50er und 60er Jahren.

Die vielfach ausgezeichnete Autorin Borrmann, die mit ihren Zeitgeschichte-Romanen "Grenzgänger" und "Trümmerkind" monatelang auf der Spiegel-Bestseller-Liste stand, erzählt mit der ihr eigenen soghaft-präzisen Sprache die Geschichte einer lebenshungrigen Frau - ein ehemaliges Heimkind - , die an Gerechtigkeit glaubt und daran verzweifelt.

Die Schönings leben in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Wie die meisten Familien hier in den 50er und 60er Jahren verdienen sich auch die Schönings mit Kaffee-Schmuggel etwas dazu. Die 17jährige Henni ist, wie viele andere Kinder, von Anfang an dabei und diejenige, die die Schmuggel-Routen über das Hohe Venn, ein tückisches Moor-Gebiet, kennt. So kann sie die Kaffee-Schmuggler, hauptsächlich Kinder, in der Nacht durch das gefährliche Moor führen. Ab 1950 übernehmen immer mehr organisierte Banden den Kaffee-Schmuggel, und Zöllner schießen auf die Menschen. Eines Nachts geschieht dann das Unfassbare: Hennis Schwester wird erschossen.

Henni steckt man daraufhin 1951 in eine Besserungsanstalt. Wegen Kaffee-Schmuggels. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Die jüngeren Geschwister, die Henni anstelle der toten Mutter versorgt hatte, kommen als Heimkinder in ein kirchlich geführtes Heim. Wo der kleine Matthias an Lungenentzündung verstirbt. Auch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Spannung und Zeitgeschichte miteinander zu verknüpfen, versteht Borrmann wie keine andere deutsche Autorin. "Grenzgänger" ist ein packender wie aufwühlender Roman, eingebettet in ein düsteres Stück Zeitgeschichte - die 50er und 60er Jahre in Deutschland.

"Als beeindruckende Chronistin durchdringt Mechtild Borrmann vielstimmig die Schattenwelten der deutschen Zeitgeschichte. 'Grenzgänger' handelt von der Suche nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit in einer Zeit der kleinen und großen Lügen - ein starker Roman!" Hamburger Morgenpost

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2018

Wenn Recht nicht Gerechtigkeit ist

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Liest euch den Klappentext vorher bitte NICHT durch!

"Wenn Recht nicht Gerechtigkeit ist"...mit diesem Satz wirbt der Verlag für dieses Buch und ich kann dem zu 100% zustimmen. Was für eine Geschichte! ...

Liest euch den Klappentext vorher bitte NICHT durch!

"Wenn Recht nicht Gerechtigkeit ist"...mit diesem Satz wirbt der Verlag für dieses Buch und ich kann dem zu 100% zustimmen. Was für eine Geschichte! Wow!

Mechthild Borrmann hat ihren neuen Roman in zwei Zeitebenen angelegt. 1970 steht Hanni wegen Mord und Brandstiftung vor Gericht. Sie schweigt jedoch zu den Vorwürfen. Einzig ihre Jugendfreundin Elsa besucht sie jeden Tag während des Prozesses in Aaachen. Sie ist nicht überzeugt von Hennis Schuld und verfolgt den Ablauf gespannt. Dabei wird sie von einem jungen Mann angesprochen, einem Jurastudenten, der sich für den Fall interessiert und auch eine Arbeit darüber schreibt. Er möchte mehr über die Hintergründe der Verurteilung und über Hennis Leben wissen.....

Die Autorin wechselt zwischen verschiedenen Zeitebenen, Personen und Orten. Das erfordert anfangs etwas Konzentration und Aufmerksamkeit, jedoch sollte man dran bleiben, denn schon nach kurzer Zeit kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Der Einstig ist eher ruhig, denn Borrmann hat ihre Geschichte so angelegt, dass man zuerst mit Ennie in ihren Erzählungen in die Vergangenheit zurückreist.
Wir begeben uns in das Dorf Velda nahe der deutsch-belgischen Grenze. Elsa lebt im Nachbarhaus, wo einst Hennis Familie, die Schönings gelebt haben.
Henni ist erst 12 Jahre, als ihr Vater aus dem Krieg zurückkehrt. Der gelernte Uhrmacher ist zum Kriegzitterer geworden und wird arbeitslos. Er wird immer depressiver und wendet sich schlussendlich der Kirche zu. Henni und ihre Mutter beginnen für den Lebensunterhalt zu sorgen, doch es reicht einfach nicht aus. Als auch noch plötzlich die Mutter stirbt, wollen ihr Vater und der Pastor, Henni und ihre Geschwister Matthias, Fried und Johanna ins Heim stecken. Doch Henni hat ihrer Mutter kurz vor ihrem Tod versprochen für ihre Brüder und die Schwester zu sorgen und übernimmt mit ihren 17 Jahren die ganze Verantwortung, während ihr Vater sich dieser entzieht und sich zu einem bigotten, faulen und kalten Menschen entwickelt.
Bald bleibt den Kindern nicht mehr wirklich viel zum Leben und Henni entschließt sich den "Grenzgängern" anzuschließen. Viele aus dem Dorf, das zwischen der Eifel und der belgischen Grenze liegt, schmuggeln Kaffee, den sie gegen Lebensmitteln tauschen. So kommen die Meisten über die Runden. Henni schließt sich den Dörflern an. Einige Zeit geht alles gut, doch nach einem kleinen Zwischenfall wird die gängige Route stärker bewacht und Henni entschließt sich über das Moor zu gehen. Eiinge Wagemutige schließen sich ihr an, doch letztendlich kommt es zu einem tragischen Vorfall. Henni wird daraufhin in die Besserungsanstalt gesteckt und ihre Brüder kommen ins Waisenhaus...und hier fängt erst das richtige Grauen für die Kinder an...

In einem weiteren Erzählstrang in der Gegenwart, die im Roman 1970 spielt, lernen wir den Künstler Thomas kennen. Hennis Bruder Fried bittet ihn als Zeuge auszusagen. Eine Ordensschwester aus dem Kinderheim in dem Matthias, Fried und Thomas waren und deren Willkür sie ausgesetzt waren, ist angeklagt. Durch die Erinnerungen von Thomas an seine schlimme Kindheit, erfährt der Leser mehr über die Zeit im Heim, die Thomas noch heute in seinem Träumen quält.
Auch Elsas Leben wird beleuchtet. Obwohl sie eine wichtige Funktion hat, bleibt sie doch eher eine Nebenfigur.

Mechthild Borrmann hat mit einigen ehemaligen Waisen geprochen, die in diesen meist kirchlichen Institutionen untergebracht waren. Die Zustände waren großteils unbeschrieblich. Grausamkeiten im Namen der Moral und des Glaubens, jedoch jenseits genau dieser Werte. Sogar Folterungen der Kinder waren an der Tagesordnung. Obwohl die Autorin eher sachlich und nüchtern erzählt, sind viele Begebenheiten teilweise so unmenschlich und grausam, dass man es sich gar nicht vorstellen kann.

Auch über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem allgegenwärtigen Hunger, der den Schmuggel und Schwarzhandel förderte, erzählt die Autorin näher.

Schreibstil:
Mechthild Borrmann schreibt hier eher nüchtern, jedoch hätte wohl kein Leser einen sehr bildhaften und emotionalen Schreibstil bei all den Grausamkeiten ausgehalten. Trotzdem ist der Roman atmosphärisch sehr dicht und stimmungsvoll. Mein Kopfkino war immerzu am Laufen....
Besonders entwickelte ich aber eine immer stärkere Abneigung gegen den Vater, die sich beim Lesen zum Hass entwickelte. Dies zeigt von der grandiosen Charakterdarstellung und der Schreibskunst der Autorin.
Die kurzen Kapitel lassen sich angenehm lesen und man fliegt förmlich durch den Roman und bangt um Hennis Zukunft.

Fazit:
Ein Roman, der zwar fiktiv ist, bei dem die Autorin jedoch Missstände in Waisenhäusern aufgreift, die tatsächlich stattgefunden haben. Bewegend und emotional wird hier vom Schicksal einer Familie und ein Stück Zeitgeschichte erzählt. Eine Lektüre auf hohem Niveau! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein Buch, das unter die Haut geht!

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"Grenzgänger", die Geschichte einer verlorenen Kindheit, ist der erste Roman, den ich von der Spiegelbestsellerautorin Mechtild Borrmann gelesen habe. Ein Roman, der unter die Haut geht.

Der Inhalt: Familie ...

"Grenzgänger", die Geschichte einer verlorenen Kindheit, ist der erste Roman, den ich von der Spiegelbestsellerautorin Mechtild Borrmann gelesen habe. Ein Roman, der unter die Haut geht.

Der Inhalt: Familie Schöning lebt in einem kleinen Dorft an der deutsch-belgischen Grenze. Alles verändert sich als der Vater vom Krieg heimkehrt. Er vergräbt sich in der Bibel. Henni ist mit ihrer Mutter für den Lebensunterhalt der Familie verantwortlich. Dann stirbt die Mutter überraschend und die 17jährige Henni übernimmt die Verantwortung für ihre Geschwister. Da sie an der Grenze leben, verdient sich Henni ihr Geld mit Kaffeeschmuggel. Doch dann passiert ein großes Unglück und die Familie bricht auseinander. Henni kommt in eine Besserungsanstalt und die Jungen in ein Kinderheim. Dort stirbt Hennis Bruder Matthias. Davon erfährt Henni jedoch erst viele Jahre später. Dann nimmt sie den Kampf um die Wahrheit vor Gericht auf ...

Noch jetzt bin ich tief erschüttert. Die Geschichte berührt einen wirklich bis tief in die Seele, lässt einen ratlos und nachdenklich zurück. Die Autorin, deren Schreibstil erstklassig ist, hat mit diesem Roman ein Meisterwerk geschaffen. Wir tauchen ein in die Nachkriegszeit, erfahren viel über die Geschichte der damaligen Zeit. Die herausragende Lektüre ist spannender als ein Roman, eine unfassbare Familiengeschichte, die unter die Haut geht. Wir lernen die junge Henni kennen, die sich redlich bemüht ihren Geschwistern die Mutter zu ersetzen. Einen Vater, der sich scheut Verantwortung zu übernehmen und seine Kinder zu guter Letzt abschiebt. Und welches Schicksal die Jungen in dem Kinderheim erfahren mußten, ist unverständlich. Man wird durch das Lesen des Buches wirklich wachgerüttelt. Und auch Hennis Prozess habe ich kopfschüttelnd verfolgt. Es fehlen einem einfach die Worte. Und dafür kämpft Henni ja wirklich nur um die Wahrheit, Gerechtigkeit und Würde.

Ein gigantischer Roman, der für viele berührende Momente sorgt. Diese Geschichte wird mich sicher noch länger beschäfitgen. Ein Meisterwerk der Extraklasse. Selbstverständlich vergebe ich hier 5 Sterne und werde mir gleich den ersten Roman der Autorin "Trümmerkind" kaufen

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein Roman, der sich liest wie ein Krimi und doch auch ein Teil deutscher Sozialgeschichte erzählt. Auf den nächsten Roman von Mechthild Borrmann darf man gespannt sein.

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Mechthild Borrmann, Grenzgänger, Droemer 2018, ISBN 978-3-426-28179-6

In ihrem 2016 erschienenen Bestsellerroman „Trümmerkind“ schilderte die schon mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnete Mechthild ...

Mechthild Borrmann, Grenzgänger, Droemer 2018, ISBN 978-3-426-28179-6

In ihrem 2016 erschienenen Bestsellerroman „Trümmerkind“ schilderte die schon mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnete Mechthild Borrmann in einer Geschichte aus der deutschen Vergangenheit die schmerzliche Suche einer Frau nach der Wahrheit. Eine Frau, die erkennen muss, dass und wie ein Verbrechen auf schicksalhafte Weise mit der Geschichte ihrer Familie verbunden ist. Ich habe diesen sehr gelungenen Roman damals geradezu verschlungen.

Entsprechend gespannt war ich auf ihren gerade erschienenen neuen Roman „Grenzgänger“. Wieder siedelt sie den einen Teil der Handlung in den Nachkriegsjahren an und den anderen in das Jahr 1970. Und wieder schafft sie es mit einer ausgefeilten Sprache ihren Leser wie in einem Sog sofort an sich zu binden mit einem Plot, der die Geschichte einer lebenshungrigen Frau erzählt, die trotz einer langen und brutalen Vergangenheit als Heimkind an die Gerechtigkeit glaubt und fast daran zerbricht.

Die Familie Schöning, um die es geht, lebt in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Dorf nahe der deutsch-belgischen Grenze. Dort blüht der Kaffeeschmuggel, ohne den viele Menschen dort nicht überleben könnten. Auch die 17- jährige Henni, die nach dem frühen Tod der Mutter die Familie führt und die jüngeren Geschwister versorgt, macht bald dabei mit und kann mit den Erlösen des Schmuggels den totalen Ausfall des Vaters mehr als ausgleichen. Der hatte sich, nachdem er aus der Gefangenschaft heimkehrte, keine Arbeit gesucht, auch zuhause nichts gemacht und -fromm geworden- seine ganze Zeit in der Kirche und bei dem katholischen Priester verbracht, der im Laufe der Handlung noch eine sehr unrühmliche Rolle spielen wird.

Als dann aber irgendwann eine Schmugglergruppe erwischt wird, wandern die Erwachsenen ins Gefängnis und Hennis Vater will sie mit der Unterstützung des Priesters in ein Heim geben und die anderen Kinder mit dazu. Doch noch kann Henni das verhindern, indem sie heimlich erst allein und dann auch mit ihren Geschwistern und anderen alte Schmugglerouten durch das tückische Moorgebiet der Hohen Venn nutzt.

Lange geht das gut und Henni kann für ihre Geschwister sorgen, doch eines Tages werden sie erwischt und ihre jüngere Schwester wird von einem Zöllner erschossen, der im Dorf wohnt. Henni wird daraufhin, 1951, in eine Besserungsanstalt gesteckt und ihre Geschwister werden vom Vater mit tatkräftiger Unterstützung der Pfarrers in ein kirchliches Kinderheim in Trier gegeben.

Der Roman schildert eindrucksvoll und bewegend die Zustände sowohl in der Besserungsanstalt, wo Henni geduldig wartet bis sie volljährig ist, als auch in dem kirchlichen Heim in Trier, in dem ihr Bruder Matthias nach einer wahren Folterbehandlung an Lungenentzündung stirbt.

Nachdem Henni nach ihrer Entlassung bei der Familie eines Landtagsabgeordneten als Haushaltshilfe unterkommt, ruht sie nicht, Kontakt mit ihren Geschwistern aufzunehmen. Als sie vom Tod des Bruders erfährt, dreht sie fast durch und sucht verzweifelt nach Gerechtigkeit.

Auch als sie schon verheiratet ist, gibt sie die Suche nicht auf. Immer gegen den Willen ihres Vaters, der sich immer noch weigert, sich um seine Kinder zu kümmern. Als der bei einem Brand seines Hauses ums Leben kommt, wird Henni angeklagt. Und viele frühere Freunde trauen sich aus der Deckung um ihr zu helfen.

Mechthild Borrmann erzählt eine unter die Haut gehenden Geschichte, in der sie Tausende von Opfern gerade kirchlicher Kinderheime in den Jahrzehnten nach dem Krieg so etwas wie Gerechtigkeit erfahren lässt. Man kann es aus heutiger Sicht kaum glauben, welche brutalen und menschenunwürdigen Zustände dort unter dem Deckmantel der Religion herrschten und kleine Menschenkinder für ihr ganzes Leben zerstörten.

Ein Roman, der sich liest wie ein Krimi und doch auch ein Teil deutscher Sozialgeschichte erzählt. Auf den nächsten Roman von Mechthild Borrmann darf man gespannt sein.






Veröffentlicht am 15.10.2018

Konnte mich mitreißen und war so fesselnd wie dramatisch.

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Aachen 1970: In diesem Jahr steht Henni, Ende dreißig, verheiratet und zweifache Mutter, angeklagt des Mordes und der Brandstiftung mit Todesfolgen vor Gericht. Ihre Jugendfreundin Elsa kann die Anschuldigungen ...

Aachen 1970: In diesem Jahr steht Henni, Ende dreißig, verheiratet und zweifache Mutter, angeklagt des Mordes und der Brandstiftung mit Todesfolgen vor Gericht. Ihre Jugendfreundin Elsa kann die Anschuldigungen nicht glauben und besucht die Prozeßverhandlungen regelmäßig. Ein Jurastudent möchte über diesen Prozeß eine Seminararbeit schreiben und befragt Elsa nach den Hintergründen. Elsa erzählt ihm von Henni, ihren Familienverhältnissen und der schwierigen Zeit nach dem Krieg. Die Menschen versuchten mit Kaffee-Schmuggel über das Große Venn ihre Haushaltskasse etwas aufzubessern. Auch Henni brachte damit ihre drei Geschwister und ihren Vater über die Runden. Doch sie wurde gefasst und landete in einer Besserungsanstalt.

Dieser Roman spielt in der Deutschen Nachkriegszeit ab 1945 und führt bis in die 70er Jahre hinein.

Es offenbahrt sich eine belastende Geschichte um die Familie Schöning, die in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze lebt. Der Vater ist aus dem Krieg zurückgekehrt und ist nicht mehr der Alte, die Mutter verstirbt früh und Henni übernimmt mit gerade mal 17 Jahren die Verantwortung für die Geschwister und die Ernährung der Familie. Sie macht beim Kaffeeschmuggel mit, die Einkünfte braucht sie dringend. Sie führt andere Schmuggler durch die Route mitten durch das gefährliche Moor.

Es kommt zu einem tragischen Ereignis, Hennies Schwester begleitet sie und wird von Zöllnern erschossen. Ihr Vater macht Hennie dafür verantwortlich und sie landet in einer Besserungsansatalt.

Die Vorgänge sind sehr bedrückend geschildert, das gezeigte Elend in den Kinderheimen spiegelt grausame Unmenschlichkeit wider und ich war beim Lesen sehr betroffen und konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Die Einblicke in Hennies Vergangenheit bringen immer mehr Klarheit. Elsa ist von Hennies Unschuld überzeugt und tut alles, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Doch das ist nicht so leicht, es gibt einige Umstände, die der Gerechtigkeit nicht zum Sieg verhelfen.

Mechtild Borrmanns klare und präzise Sprache zeigt die Ereignisse so realistisch auf, dass man in den Sog dieser Geschichte gerät und von ihr gefangen wird.

Die gefühlslose Grausamkeit, die hier den Kindern im Heim geschieht, das empfindungslos Verhalten des Vaters und anderen Erziehungsbeauftragten ist zutiefst verstörend zu lesen und geht sehr ans Herz. Und doch gibt es immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, mit denen man die Figuren mit Bangen begleitet.

"Grenzgänger" hat mich nicht nur während des Lesens im Griff gehabt, es wirkt auch noch darüber hinaus lange nach.

Recht ist nicht Gerechtigkeit, wenn die Wahrheit nicht gesiegt hat.

Dieser Roman ist mitreißend und vollkommen fesselnd. Er enthüllt eine ergreifende Geschichte, die mit einer Kriminalhandlung die Nachkriegszeit zum Leben erweckt und für Erschütterung beim Leser sorgt. Uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses Buch!

Veröffentlicht am 09.10.2018

Bewegend, berührend und realistisch

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Aachen im Jahr 1970, vor Gericht steht Henni, Ende dreißig, verheiratet und zweifache Mutter. Dieser werden Verbrechen vorgeworfen, die äußerst kalt und grausam klingen. Ihre Freundin seit Kindertagen ...

Aachen im Jahr 1970, vor Gericht steht Henni, Ende dreißig, verheiratet und zweifache Mutter. Dieser werden Verbrechen vorgeworfen, die äußerst kalt und grausam klingen. Ihre Freundin seit Kindertagen aus dem kleinen Dorf Velda in der Eifel, Elsa, jedoch kann kaum glauben, dass es wirklich Henni war, die diese Verbrechen begangen haben soll. Täglich fährt sie von der Eifel bis nach Aachen, um der Verhandlung beizuwohnen. Dort wird sie von einem jungen Mann angesprochen, ein Jurastudent, der sich für Hennis Geschichte brennend interessiert. Elsa lädt ihn zu sich nach Hause ein und dort erzählt sie ihm von Henni und deren Zeit nach dem Krieg und wie sie wirklich ist.
Meine Meinung
Ich habe bereits Trümmerkind von Mechtild Borrmann gelesen, doch was sie hier mit dieser Geschichte erzählt, hat mich tief berührt und bewegt. Doch beginnen wir von vorne: das Cover passt sehr gut zur Geschichte und spiegelt die Zeit, teilweise, wieder, in der die Handlung des Buches spielt. Der Einstieg in den Roman ist noch sehr ruhig gestaltet und zunächst hatte ich keine Ahnung, wohin die Autorin mit mir wollte. Dabei bleibt sie sprachlich sehr klar, beinahe schon sachlich und doch wirkt das Buch dadurch realer, auch wenn die eigentliche Geschichte hier fiktiv ist. Trotzdem werden durch die Worte der Autorin die Ereignisse klarer, deutlicher und man kann sich als Leser ebenfalls ein sehr konkretes Bild schaffen. Für mich war diese Art des Erzählens genau richtig, denn Borrmann versteht es ausgezeichnet durch ihre Art, den Leser zum Nachdenken und Mitdenken zu bringen. Ich habe gestern noch lange über das gegrübelt, was mir hier vermittelt wurde.
Nach dem der Einstieg noch eher ruhig war, wurde es immer spannender und bald schon war ich so gefesselt, dass ich das Buch erst wieder aus der Hand gelegt habe, als ich es beendet hatte. Was für mich persönlich noch ein Highlight ist, ist das die Geschichte in der Eifel und in Aachen spielt und da ich selbst nicht weit davon entfernt lebe, konnte ich mir alles noch einen Tick genauer und lebhafter vorstellen. Die Atmosphäre der Gegend hat Borrmann hier auf jeden Fall sehr gut und sehr deutlich getroffen.
Erzählt wird hier von Elsa im Jahre 1970, dabei ist diese gar nicht unbedingt die Protagonistin des Buches, auch wenn sie eine sehr wichtige Rolle einnimmt. Elsa erzählt Hennis Geschichte beginnend in der Kriegszeit bis hin ins Jahr 1970. Sowohl Rückblenden und die Gegenwart um 1970 wirkten glaubhaft und ich konnte beobachten, wie es Henni erging.
Ganz deutlich wird hier wieder, was der Krieg aus den Menschen macht, welche Nöte er auslöst. Hennis Familie bestand aus ihr, drei Geschwistern und den Eltern, doch ihr Vater wird einberufen und sie müssen schauen, wie sie ohne diesen zurechtkommen. Doch als der Vater wieder nach Hause kehrt, ist er nicht mehr der Alte, seine Hände zittern, so dass er seinen Beruf beim Juwelier nicht mehr ausüben kann. Hennis Mutter und sie selbst als Älteste beginnen für die Familie das Geld zu verdienen. Doch ihre Mutter verstirbt plötzlich und unerwartet und ab da beginnt das Schicksal seinen Lauf zu nehmen.
Auch wenn Hennis Geschichte reine Fiktion ist, so ist die Entstehung dieser doch auch auf wahre Begebenheiten geschrieben worden. Mechtild Borrmann hat hier sehr gut recherchiert, seien es die Orte in der Eifel, wie Monschau oder das hohe Venn, aber auch über etwas, was mich hier richtig erschreckt hat, nämlich wie es damals in den katholischen Kinderheimen von statten ging. Das ließ mich doch schaudern bis hin zu wütend werden, allerdings möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten, denn diese Momente sollte jeder Leser auf sich wirken lassen.
Die Charaktere hat die Autorin sehr glaubwürdig und authentisch dargestellt. Gerade Henni, dieses noch so junge Mädchen, habe ich für ihren Mut und ihre Stärke bewundert. Genauso sehr habe ich den Vater regelrecht verachtet. Er hat mit Sicherheit sehr unter den Folgen des Krieges und einem Kriegstrauma gelitten, doch er entzieht sich hier jeglicher Verantwortung und lässt nach dem Tod seiner Frau alles in der Hand seiner Tochter.
Auch wenn es Elsa ist, die hier sehr viel von der Vergangenheit erzählt, bleibt sie eine Randfigur, wenn auch eine wichtige. Neben Elsa gibt es auch noch einige weitere wichtige Personen, die für den Fortgang und die Entwicklung der Handlung sorgen.
Mein Fazit
Wieder eine Rezension, bei der ich mir gar nicht sicher bin, ob ich meine Eindrücke der Geschichte wirklich in Worte fassen konnte oder zumindest in die richtigen Worte. Ich hätte gerne sehr viel mehr erzählt, doch eigentlich möchte ich, dass jeder Leser hier die Chance bekommt, selbst über das Gelesene nachzudenken. Ich bin tief beeindruckt von dem Werk der Autorin, die mich sehr berührt und nachdenklich zurück gelassen hat. EIn Buch, das ich sehr sehr gerne weiterempfehle.