Von der Chica zur Capitana
tarke Frauenfiguren mit Grips sind in Narco-Thrillern eher die Ausnahme. Meist nur schmückendes Beiwerk oder in der Opferrolle, ohne das nötige Selbstvertrauen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. ...
tarke Frauenfiguren mit Grips sind in Narco-Thrillern eher die Ausnahme. Meist nur schmückendes Beiwerk oder in der Opferrolle, ohne das nötige Selbstvertrauen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Erfrischend anders ist Lola Vasquez aus South Central L.A., ein Bad Ass wie sie im Buche steht und die „Capitana“, die Anführerin der Crenshaw Six Drogengang. Lola ist tough und fordert Loyalität von ihrem Umfeld, skrupellos, auch gegen sich selbst, wenn es darum geht, ihre Fußsoldaten zu beschützen. Aber unter ihrer rauen Schale steckt ein weicher Kern. Sie ist verletzlich, was ihren Kindheitserlebnissen geschuldet ist, Gewalt gegen Kinder und Frauen kann und will sie nicht tolerieren, ein absolutes No-Go.
Doch genau das bringt sie in ernsthafte Schwierigkeiten, als ihre Mutter auftaucht und sie bittet, einer schwangeren Frau aus der Nachbarschaft zu helfen, die immer wieder auf’s gröbste von ihrem Mann misshandelt wird. Nur gut, dass er momentan im gleichen Knast wie Lolas Bruder Hector eine Haftstrafe absitzt, denn im Gefängnis lassen sich solche Probleme ziemlich leicht erledigen. Doch als der Auftrag erteilt ist erfährt Lola, dass man sie angelogen hat. Der Typ ist kein Schläger, aber er gehört zu einem mexikanischen Kartell. Ein Rückzug ist nicht mehr möglich, und ehe sie sich versieht, steckt sie mitten in einem blutigen Bandenkrieg und droht, alles zu verlieren, was ihr wichtig ist.
Eine dichte, von hohem Tempo getriebene Story, eine trockene, schnörkellose Sprache, ein unverstellter Blick auf ein heruntergekommenes Viertel in L.A., eine sympathische, starke Hauptfigur, die aus dem Rahmen fällt, all dies macht „Capitana“ zu einem spannenden, empfehlenswerten Lesevergnügen.