Die Aufmachung
Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Ausgaben von "Die unendliche Geschichte", dass ich nur das Cover der Erstausgabe, in deren Besitz ich bin, bewerten möchte.
Das Cover erinnert mich von der Gestaltung her sehr an ein Märchenbuch, weil es schlicht und altertümlich aussieht. Trotz der nicht sehr aufwendigen Aufmachung mag ich das Äußere des Buches aber wirklich gern, vielleicht sogar gerade deshalb. Es ist mal etwas Anderes, hat einen Wiedererkennungswert und ist nicht so vollgepackt von irgendwelchen grafischen Kunstwerken wie viele andere Bücher der heutigen Zeit - weil so etwas damals schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit war. Was ich jedoch insgesamt recht schade bei diesen älteren Büchern finde, ist die Tatsache, dass es keinen kurzen und knappen Klappentext gibt. Stattdessen ist auf der ersten Seite des Umschlags innen eine Zusammenfassung vorhanden. In dieser Zusammenfassung wird beinahe schon der gesamte Inhalt beschrieben, weshalb ich sie auch hier einmal einfügen möchte, damit ihr alle Gelegenheit habt, sie zu lesen und euch eure eigene Meinung dazu zu bilden.
Auch innen hat das Buch im Gegensatz zu vielen anderen eine wunderschöne Aufmachung. Genau wie das Buch, das Bastian bei Herrn Koriander findet, hat "Die unendliche Geschichte" eine zweifarbige Schrift. Rot ist sie, wenn aus der Menschenwelt berichtet wird, und Grün, wenn die Geschichte gerade in Phantásien spielt.
Um auch ja nicht aus meiner Schwärmerei die Aufmachung betreffend rauszukommen, mache ich auch direkt weiter mit den wunderschönen Anfangsbuchstaben eines jeden Kapitels.
So kunstvolle und aufwendige Zeichnungen findet man heutzutage nur noch sehr selten in Büchern, was meiner Meinung nach eine große Schande ist, da sie einem noch einmal mehr Spaß am Lesen machen können.
Inhaltsangabe
Bastian vertieft sich beim Stöbern in einer Buchhandlung in ein spannendes Buch – "Die unendliche Geschichte". Als er von dem kauzigen Buchhändler dabei überrascht wird, läuft er mit dem Buch davon, immer weiter, bis auf den Dachboden seiner Schule. Dort kann er ungestört weiterschmökern. Zwischen altem Gerümpel vergißt er, daß er Hunger hat, daß es kalt und ungemütlich ist, denn er ist selbst schon mitten drin in der unendlichen Geschichte:
Er kommt nach Phantásien, ins Land der Kindlichen Kaiserin. Von ihr erhält er ein Medaillon als Zeichen seiner unbeschränkten Macht. Die Inschrift "Tu was du willst" deutet er zunächst als "Tu was dir beliebt". Damit gerät er immer tiefer in den Strudel ungezügelter, vergessen-machender Phantasie. Bis er erkennt, daß dieses Motto auch bedeuten kann "Tu, wozu es dich innerlich drängt, was dein eigentlicher Wille ist".
Ohne seinen Freund Atréju hätte er nie wieder herausgefunden aus diesem Land ohne Grenzen. Es gibt nur wenige Menschen, die nach Phantásien kommen und wieder zurückkehren, so wie Bastian …
Der Schreibstil
"Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden."
Dieser Satz taucht des Öfteren in "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende auf. Immer dann, wenn der Erzähler droht, zu sehr vom Thema abzuschweifen, findet man ihn. Nicht immer gleich formuliert, aber vom Inhalt her doch immer identisch. Dadurch wird während des Buches eine Spannung aufgebaut, die es nicht vieler Worte bedarf. Der Leser kann sich selbst seinen Teil dazudenken und ist nicht immer fest an das Geschriebene gebunden. Es bleiben Lücken offen, die der Leser selbst mit seiner Vorstellungskraft füllen kann. In vielen anderen Büchern hätte ich gerade das als störend empfunden, aber so ist es hier nicht. Ich finde es im Gegenteil wirklich interessant, mal neuere Jugendbücher mit älteren zu vergleichen und die groben Unterschiede festzustellen, die so oder so immer vorhanden sein werden.
Ansonsten erinnert mich der Schreibstil sehr an meine frühe Kindheit, in denen ich diverse Klassiker sowohl von Michael Ende, als auch von Astrid Lindgren und Otfried Preußler vorgelesen bekommen habe. Somit war dieses Buch für mich nicht nur eine Reise in das wundervolle Phantásien, sondern auch in meine Vergangenheit, und manchmal hat es sich durch den Erzähler auch so angefühlt, als hörte ich der Geschichte nur zu, anstatt sie selber zu lesen. Generell ist das Buch sehr gut zum Vorlesen geeignet, wie ich nach einem kurzen Test herausgefunden habe. Dazu nahm ich mir einfach dieses Buch und ein neueres des gleichen Genres in die Hand und las beide laut vor mich hin. Dabei fiel auf, dass ich die ausführliche und seichte Sprache Michael Endes viel besser vorlesen konnte als die modernere, in der wir alle aufwachsen.
Die sehr bildliche Sprache hat zudem bewirkt, dass ich immer ein genaues Bild vor Augen hatte wie Phantásien gerade aussah, je nachdem, in welchem Kapitel ich mich gerade befand. Ich musste meine Gehirnzellen nicht anstrengen, indem ich mir den Schauplatz möglichst richtig vorstellen konnte, sondern das Bild vor Augen war einfach da, ohne, dass ich großartig darüber hätte nachdenken müssen.
Trotzdem hat sich die Geschichte aufgrund dieses sehr ausführlichen Schreibstils auch manchmal ein wenig gezogen, was dem ganzen dann wieder die zuvor aufgebaute Spannung genommen hat. Groß geschadet hat das der gesamten Geschichte rund um Bastian und Atréju jedoch nicht.
Idee und Umsetzung
Die Idee von "Die unendliche Geschichte" finde ich wirklich faszinierend, obwohl sie mich sehr an die Tintentrilogie von Cornelia Funke erinnert hat - wenn also das eine vom anderen inspiriert wurde, muss Cornelia Funke später mit der Idee eines Buches in einem Buch aufgekommen sein, da "Die unendliche Geschichte" ja eher geschrieben wurde.
Trotzdem hat es mich nicht gestört, mit diesem Buch im Buch. Im Grunde genommen war es sogar gut, dass ich diesen Vergleich zur Tintentrilogie gezogen habe, weil mir dadurch noch mal die großen Verschiedenheiten zu den beiden Jugendbüchern vor Augen geführt wurden.
Die Umsetzung der Idee war ebenfalls sehr gut gelungen. Besonders die vielen unterschiedlichen Namen, die im Laufe der Story auftauchen und dann wieder verschwinden, lassen mein Hobbyautoren-Herz höherschlagen. Ich persönlich finde es immer super schwer, Namen zu erfinden und ihnen dann einen Charakter und eine Person zuzuordnen, weshalb ich hier nur Respekt empfinden kann vor Michael Ende.
Die ganze geheimnisvolle Geschichte, die anfangs sowohl in Phantásien als auch in der Menschenwelt spielt, hat mich schon nach den ersten Seiten in seinen Bann gezogen, als Bastian "Die unendliche Geschichte" bei Herrn Koriander fand. Leider wusste ich aber vorher nicht so viel damit anzufangen, weshalb ich erst ein wenig enttäuscht war von den ersten Kapiteln. Woran genau das lag, kann ich noch immer nicht so genau sagen, aber wahrscheinlich war es die Umstellung der Sprache und auch die Tatsache, dass zuerst fast vollkommen aus Bastians Perspektive erzählt wurde, bis hinterher noch Atréju hinzukam. Aber auch das dauerte seine Zeit, da ja auch die Vorgeschichte Phantásiens erklärt wurde.
Das verpasste der Geschichte einen kleinen Dämpfer, was mich jedoch im Nachhinein nicht groß gestört hat.
Fazit
Abschließend kann ich nur sagen, dass dieses Buch ein wahnsinniges Must-Have für alle ist, die im Genre Fantasy gern zu Kinder- und Jugendbüchern greifen. Die Geschichte umfasst eine wundervolle Welt und eine sehr gesellschaftskritische Moral, die man nicht vergessen sollte: Das Wichtigste ist, seine Identität und seine Erinnerungen nicht zu vergessen, da diese das Einzige sind, das einen ausmacht.
Aufgrund des lockeren Schreibstils ist das Buch sowohl für Jugendliche im Alter von 12 Jahren zu empfehlen, als auch für Kinder zum Vorlesen.
Insgesamt konnte mich das Buch wirklich von sich überzeugen und nur der manchmal etwas schleppende Schreibstil und der etwas schwierige Anfang verpassten ihm einen kleinen Dämpfer.