Exzellent recherchierte und gut zu lesende Biographie
Das Buch gliedert sich in vier Teile plus Personen- und Literaturverzeichnis, Bildnachweis, Danksagung und einer kurzen Info über die Autorin.
Im ersten Teil lernen wir die Hauptpersonen Edward und Wallis ...
Das Buch gliedert sich in vier Teile plus Personen- und Literaturverzeichnis, Bildnachweis, Danksagung und einer kurzen Info über die Autorin.
Im ersten Teil lernen wir die Hauptpersonen Edward und Wallis kennen die, getrennt voneinander, auf Wallis Scheidung warten. Er lebt in Österreich, sie an der Côte d'Azur, beide bei Freunden die sie, so gut es geht, von der Presse abzuschotten versuchen und die von Wallis und Edward ausgenutzt werden. Die einzige Möglichkeit der Beiden Kontakt miteinander zu halten ist, in Zeiten in denen es noch kein Internet und keine Handys gab, das abendliche Telefonat das sie führen können. Und dies müssen sie sehr oft schreiend tun – die Telefonverbindung war damals nicht die beste... Man bekommt hier schon erste Einblicke in Edwards verwöhnten und egozentrischen Charakter. Es zählt allein das was ihm wichtig ist, andere Menschen interessieren ihn nicht.
Kurz wird die Hochzeitsplanung gestreift dann wird über die Hochzeit selbst und über die Flitterwochen berichtet. Nach dem Honeymoon plant Edward eine Reise nach Nazi Deutschland wofür er heftig kritisiert wurde. Sein Plan ist es, das Wallis dort endlich wie eine Königliche Hoheit behandelt wird (ein Wunsch der sich durch die ganze Geschichte der beiden zieht). Hier macht die Autorin nun einen eleganten Bogenschlag von der Reichspolitik und dem Rassismus in Deutschland hin zu dem alltäglichen Rassismus in Wallis amerikanischer Heimat Baltimore und leitet so zum zweiten Teil des Buchs über. In diesem geht es um die Kindheit und Jugend der späteren Herzogin von Windsor, ihre erste Ehe und die Reise nach China bis hin zur Scheidung und ihrer zweiten Ehe mit Ernest Simpson (den sie übrigens seiner ersten Frau ausspannt). Das Amerika der 1910er und 20er Jahre und der Aufstieg von Wallis in die gehobenere Gesellschaft in Washington aber auch die Erwartungen und Zwänge denen eine junge Frau damals unterworfen war werden sehr gut beschrieben so dass man zumindest verstehen kann warum Wallis so handelt wie sie es tut, was sie mir aber nicht sympathischer werden ließ.
Im dritten Teil des Buches begegnen wir zunächst einer zufriedenen Wallis. Sie ist, nach der Hochzeit mit ihrem zweiten Ehemann auf dem Weg in die Flitterwochen und hat nun was sie immer erstrebte: Finanzielle Sicherheit. Doch irgendwann ist ihr auch das nicht mehr genug. Sie strebt nach Anerkennung durch die höchsten Kreise, lässt sich 1931 bei Hofe vorstellen und sucht mit Hilfe von „guten Freundinnen“ den Kontakt zum Prinzen von Wales den sie ihrer Freundin schließlich ausspannt und der für sie schließlich auf den Thron verzichtet. Die Autorin beschreibt ausdrucksstark in ihrem Buch das diese „größte Liebesgeschichte aller Zeiten“ von den beiden Hauptbeteiligten um jeden Preis aufrecht erhalten wird auch wenn das bedeutet dass sie sich im Restaurant gegenseitig das Alphabet aufsagen damit es so aussieht als würden sie sich unterhalten obwohl sie sich schon längst nichts mehr zu sagen haben...
Das letzte, kürzeste, Kapitel beschreibt dann noch kurz die letzten Jahre des Paares. Zuerst stirbt Edward 1972 und 1986 folgt Wallis ihm. Die „größte Liebesgeschichte“ ist zu Ende. Es ist alles gesagt …
Das Buch ist exzellent recherchiert, der Schreibstiel ist flüssig. Es ist an keiner Stelle langweilig oder belehrend, Informationen werden interessant und unterhaltsam vermittelt. Mir ermöglichte Autorin einen neuen Blick auf Wallis und Edward, abseits der gängigen Bilder die ich von den Beiden im Kopf hatte. Mit der im Buch beschriebenen angeblichen sexuellen Ausrichtung von den Beiden konnte ich nicht richtig warm werden aber die Argumentationskette war schlüssig und nachvollziehbar. Über die Zeit auf den Bahamas war mir bis dato nichts oder nur wenig bekannt, ich fand es interessant darüber zu lesen und nochmal eine andere Seite von Wallis kennenzulernen.
Edwards emotionale Abhängigkeit wird gut beschrieben genauso wie ihr Wahn immer das Bild der großen Liebe hochzuhalten. Das Edward sogar bei einem Besuch seiner Nichte Elisabeth II nur wichtig ist ob seine Frau nun endlich den Titel „Königliche Hoheit“ tragen darf sagt für mich viel über die Beziehung der Beiden aus...
Michaela Lindinger liefert eine gute Charakteranalyse von Wallis mit Erklärungen warum sie so wurde wie sie war ebenso wie über ihr immerwährendes Streben nach finanzieller Sicherheit.
Das Zeitkolorit wurde toll eingefangen und ich konnte mir diese ferne, fremde Zeit beim Lesen gut vorstellen.
Das Buch hat eine hochwertige Aufmachung mit vielen Fotos, was ich sehr gut finde. Ich schaue mir diese beim Lesen immer gerne an und empfinge sich als Bereicherung des Textes. Das einzige was ich mir noch gewünscht hätte wäre eine Zeittafel zum schnellen Nachschlagen gewesen. Ansonsten gibt es von mir eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Fans der englischen Königsfamilie.