Beschert nicht nur schöne und interessante Lesestunden, sondern auch einen Ohrwurm: la lalalalala la
„Das Glück muss man mit Tränen bezahlen“ (Edith Piaf)
1944: Nach der Befreiung Paris' wird Edith Piaf der Kollaboration mit den Nationalsozialisten verdächtigt, unsichere Zeiten beginnen für die Chansonette, ...
„Das Glück muss man mit Tränen bezahlen“ (Edith Piaf)
1944: Nach der Befreiung Paris' wird Edith Piaf der Kollaboration mit den Nationalsozialisten verdächtigt, unsichere Zeiten beginnen für die Chansonette, ein Auftrittsverbot droht. In dieser Zeit lernt sie Yves Montand kennen, einen aufstrebenden Sänger, den sie unter ihre Fittiche nimmt, ihn protegiert und sich in ihn verliebt. Für diese Zeit steht ihr Lied „La vie en rose“.
Im letzten Jahr las ich Michelle Marlys Coco-Chanel-Roman, und war begeistert. Umso gespannter war ich auf ihr neues Werk, und wieder wurde ich sehr gut unterhalten, der Roman über Edith Piaf hat mich womöglich sogar noch ein kleines bisschen mehr begeistern können.
Die Autorin hat einen wunderbaren Erzählstil, der den Leser sofort in das Geschehen zieht, schon der Start in den Roman ist sehr atmosphärisch, man meint fast, selbst dabei zu sein. Kursive Passagen kennzeichnen Erinnerungen Piafs, an ihre Kindheit, ihre Anfänge als Sängerin, an ihre früheren Weggefährten. Auch sie selbst wurde protegiert und von der kleinen Straßensängerin zu einem Star aufgebaut. Was sie gelernt hat, gibt sie weiter und hat Einfluss auf die Karrieren einer ganzen Reihe Sänger.
Ich bin zwar in einem Alter, in dem die Namen Edith Piaf und Yves Montand noch geläufig sind, habe aber dennoch beide gegoogelt, mir ihre Lieder angehört, und mir einen Ohrwurm eingehandelt, „La vie en rose“ wird mich wohl noch eine Zeit begleiten. Der Roman ist interessant zu lesen, er zeigt nicht nur einen Ausschnitt aus Piafs Leben, er hat auch einiges an Zeitkolorit und bringt dem Leser zudem die Kunst der Chansons näher. Zu lesen, wie Montand geschult wird, wie ein Konzert geplant wird, wie man aus den Reaktionen des Publikums lernt und das Programm entsprechend anpasst, ist kein bisschen dröge. Die Perspektive der Piaf ist ständig vorhanden und macht das Geschehen authentisch.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, wie es mit der Sängerin weiterging, leider endete deren Leben relativ früh, und auch über ihre Intuition, den Roman so zu schreiben, wie ihn der Leser nun lesen kann. Ich bin sehr gespannt, wer im nächsten Roman Michelle Marlys im Mittelpunkt stehen wird.
Ein sehr lesenswerter Roman, der den Leser mit in das Paris der Zeit nach der Besetzung der Nationalsozialisten nimmt, und einen Ausschnitt aus dem Leben der berühmtesten französischen Chansonette erzählt, authentisch, interessant und mit viel Zeitkolorit. Michelle Marlys Hoffnung auf der letzten Seite des Nachwortes, mich gut unterhalten zu haben, kann ich absolut bejahen. Ich kann den Roman uneingeschränkt empfehlen und vergebe volle Punktzahl.