Ein grandioser Roman mit schwachem Ende
Zusammenfassung:
Sal ist ein 13 Jahre altes Mädchen. Gemeinsam lebt sie mit ihrer kleinen Schwester Peppa in einem Wald. Ein Jahr lang hat sie sich darauf vorbereitet, von zuhause abzuhauen und in der ...
Zusammenfassung:
Sal ist ein 13 Jahre altes Mädchen. Gemeinsam lebt sie mit ihrer kleinen Schwester Peppa in einem Wald. Ein Jahr lang hat sie sich darauf vorbereitet, von zuhause abzuhauen und in der Wildnis zu leben. Seit dem Moment als der Freund von ihrer Mutter gedroht hat, mit Peppa das Gleiche zu tun, was er scheint seit geräumiger Zeit mit Sal tat. Nun muss Sal beweisen, dass sie Peppa und sich durchbringen kann und nicht zu zimperlich ist, um ein kleines Kaninchen zu erschießen. Doch wie lange kann dieses Leben gut gehen?
Meine Meinung:
Im Vorfeld hatte ich ein paar Bedenken. Ich hatte Angst, dass mir der Roman zu sachlich geschrieben ist. Immerhin geht es um das Überleben in einem Wald. Emotionen habe ich nicht erwartet. Allerdings wurde ich ziemlich schnell überrascht. Obwohl die Protagonisten ziemlich nüchtern agiert haben und Sal als Hauptfigur wenig emotionale Gedanken hatte, konnte der Autor mit Rückblenden eine traurige Stimmung in mir hervor rufen. Immer wieder wurde dem Leser vor Augen geführt, was Sal und Peppa in ihren jungen Jahren schon alles durchmachen mussten. Diese Mischung aus nüchternen Beschreibungen über das Überleben und emotionalen traumatisierenden Rückblenden fand ich perfekt gewählt.
Neben der Sachlichkeit, hatte ich auch Angst vor dem Schreibstil. Allerdings hat mich der Autor mit einem super fließenden Schreibstil abgeholt. Mick Kitson hat es geschafft, dass ich mich in die sachlichen Beschreibung der Natur Schottlands verliebt habe. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, Sal und Peppa dabei zu begleiten, wie sie Angeln gehen, obwohl mich das Angel an sich überhaupt nicht interessiert.
Was die Spannung angeht, finde ich, dass der Autor ein passendes Maß gewählt hat. Anfangs fing es langsam an, welches sich durch den ersten Teil der Geschichte zieht. Nachdem die Beiden aber auf Ingrid treffen, steigt die Spannung allerdings ein bisschen und man selbst fängt an mitzufiebern und sich Gedanken zu machen, ob nicht alles „zu gut ist um wahr zu sein“. Das Ende war nur so voller Spannung, obwohl mich das letzte Kapitel sehr enttäuscht hat. Dazu aber später mehr.
Die Charaktere fand ich ganz gut ausgearbeitet. Sal empfinde ich als sehr interessant. Sie musste sehr früh erwachsen werden und hatte überhaupt keine Kindheit, was ich sehr schade finde. Deshalb hat es mich sehr froh gemacht, wenn sie hin und wieder mit Peppa lachen konnte. Mich beeindruckt es sehr, wie gut Peppa die Situation verkraftet. Sie hegt ein Urvertrauen in Sal und würde ihr überall hin folgen. Diese bedingungslose Schwesternliebe gibt diesem Roman ein Herz und die Emotionen, die er benötigt.
Was ich so ein bisschen schade finde, waren einige lange Erzählungen. Peppa erzählt Sal von ihrem Buch, welches sie liest. Diese verbale Zusammenfassung zieht sich über einige Seiten. Leider konnte ich keinen Zusammenhang zwischen dem Buch, welches Peppa liest, und der eigentlichen Geschichte ziehen. Ebenso schade finde ich es, dass Ingrid ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. An einigen Stellen war diese wirklich interessant. Aber hat auch diese Geschichte nichts zu der Realität von Sal und Peppa beigetragen. Da ist der Autor leider etwas abgedriftet.
Das Ende hat mich sehr enttäuscht. Es ging alles sehr schnell. Vieles passierte in kürzester Zeit und alle Charaktere haben nicht das Ende bekommen, was sie verdient hätten. Ich als Leser weiß jetzt nicht, wie es mit Sal weitergeht. Wie es um Ingrid steht, ist ungewiss. Es wurde viel zu wenig Wert darauf gelegt, was aus den Charakteren wird. Stattdessen wurde wieder zwei Seiten lang über Sozialarbeiter geredet, die nichts zu der Geschichte beigetragen haben.
Fazit:
„Sal“ von Mick Kitson repräsentiert einen Roman, welcher für Geschwisterliebe, das Überleben in der Wildnis, traumatisierende Erlebnisse in der Kindheit und die Hoffnung auf ein besseres Leben steht. Neben fließenden Beschreibungen über das Leben im Freien, kommt der Leser auch mit berührenden Rückblicken in Kontakt. Ein wirklich grandioses Buch, leider mit einem schwachen Ende.