Ein Buch über Raubkunst, Habgier und die Bürde der Väter
Die Erscheinung von Waldinneres habe ich schon Monate im Voraus mit Spannung erwartet. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es hieß, dass ich für die Lovelybooks-Leserunde ausgewählt wurde und mich mit ...
Die Erscheinung von Waldinneres habe ich schon Monate im Voraus mit Spannung erwartet. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es hieß, dass ich für die Lovelybooks-Leserunde ausgewählt wurde und mich mit anderen Lesern dazu austauschen konnte.
Wie ich der Vorankündigung entnehmen konnte, geht es in dem Roman um einen echten Klimt, den Gottfried Messmer von seinem Vater erbt und dazu einen Brief mit einem Geständnis. Da ich nicht wusste, dass es sich bei dem Austragungsort der Geschichte um Zürich handelt, bin ich davon ausgegangen, dass Gottfried Messmers Vater in den dunklen Zeiten des Dritten Reiches selbst an der Requirierung von jüdischen Kunstsammlungen beteiligt war und dass er seine Rolle in der Geschichte vor seinem Tod bereut hat. Ich dachte, dass in dem Brief, der bei dem Klimt im Bankschließfach lag, ein Schuldeingeständnis ist. Aber hier verhält sich die Geschichte ganz anders: Gottfrieds Eltern waren Schweizer, die Juden geholfen haben, von Österreich aus über die Schweizer Grenze zu flüchten und unterzutauchen. Nun ist bei der Fluchthilfe etwas ganz furchtbar schief gelaufen, der Flüchtige hatte sich nämlich einen Beinbruch zugezogen und Gottfrieds Vater zog los, um Hilfe oder wenigstens Verbandszeug zu holen. Um schneller voran zu kommen, nahm er den Spazierstock des Flüchtlings mit und als er, leider mit leeren Händen an die Stelle zurückkehrte, an dem er den Verletzten zurück gelassen hatte, war dieser spurlos verschwunden. Den Spazierstock jedoch hatte Gottfrieds Vater, der dann später herausfand, dass sich im Inneren ein kleines, etwa postkartengroßes Gemälde steckt, dass Gustav Klimt gemalt und auf den Namen "Waldinneres" getauft hat. Und diesen Spazierstock vermachte er seinem Sohn zusammen mit der Bitte, den rechtmäßigen Besitzer des Bildes zu finden. Da Gottfried nicht weiß, wie er mit der Suche nach dem rechtmäßigen Besitzer beginnen soll, hängt er das Gemälde in seiner Kneipe auf, in der Hoffnung, dass es vielleicht jemand wiedererkennt und ihn auf die richtige Spur bringen kann. Doch damit tritt er ungewollt eine Lawine los, die ihn mit allerhand Ärger überrollt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war interessant zu sehen, wie viel Ärger und Leid Raubkunst auch heute noch verursachen kann und dass die Suche nach den rechtmäßigen Besitzern eine spannende Recherche sein kann, an deren Ende mit viel Glück die rechtmäßigen Besitzer stehen, die Erben der damals bestohlenen Juden. Mir würde mir so eine Recherarbeit wahnsinnigen Spaß machen, ich glaube, da habe ich leider den falschen Beruf gewählt. Ich glaube, dafür hätte ich Kunsthistorikerin werden müssen. Naja, vielleicht im nächsten Leben. 🤷🏻♀️