Zwischen Sucht und Liebe
Cn: Drogen, Sucht
Isaac und Roxy. Ivy und Addison. Zwei Geschwister und zwei Drogen. Ein Schmerzmittel und ein Medikament, das in therapeutischen Dosen bei ADHS hilft. Bei beiden gehen bei einer Überdosierung ...
Cn: Drogen, Sucht
Isaac und Roxy. Ivy und Addison. Zwei Geschwister und zwei Drogen. Ein Schmerzmittel und ein Medikament, das in therapeutischen Dosen bei ADHS hilft. Bei beiden gehen bei einer Überdosierung erhebliche Suchtgefahren mit einher. Von beiden Paaren wird in „Roxy“ von Neal und Jarrod Shusterman erzählt. Es sind zwei Geschichten von Abwärtsspiralen, immer tiefer in die Abhängigkeit hinein, aus der es nicht für alle ein Entkommen gibt.
Das Alleinstellungsmerkmal dieses Buches ist wohl die Darstellung der Drogen, die sehr stark personifiziert werden, nicht nur eigene Perspektiven erhalten, wie Roxy und Addission und Intermezzos anderer Drogen, sondern auch direkt mit ihren Konsumentinnen kommunizieren. Sie agieren und haben Gefühle, wie Ivy und Isaac. Dadurch wirken die Drogen und Medikamente auf erschreckende Art und Weise nahbarer und nachvollziehbarer, die Leserinnen erleben die chemischen Stoffe, auf eine völlig neue Art und Weise, was sowohl Vorteile, als auch Nachteile mit sich bringt: die Selbstwahrnehmung der Drogen, die sich als Helferinnen verstehen, stehen in einem starken Kontrast zu ihrem Wirken. Der Sucht, die sie Auslösen, dem Tot, zu dem sie durch eine Überdosis führen können. Manch einer mag in die Falle getappt sein und das Ausmaß ihres Wirkens zu Beginn falsch und sie als harmlos eingeschätzt zu haben, was sich jedoch im Verlauf des Buches schnell als Fehlannahme herausstellt.
Trotz der modernen Namen sind die vorkommenden Medikamente und Drogen meist leicht zu identifizieren, wobei Stammbäume ganz zu Beginn ihre Zuordnung erleichtern. Dennoch bin ich nicht drum herum gekommen, die ein oder andere Droge zu googlen, um ihre Wirkungsweise herauszufinden, die sich mir nicht immer sofort aus dem Text heraus erschlossen hat.
Es ist dieses ambivalentes Bild im Buch, dass mich selber vor einer Herausforderung gestellt hat. Denn wie einfach ist es, Drogen pauschal zu verteufeln und ihre helfendes Wirken vollkommen auszublenden?
Das Buch selber besitzt nicht den Suchtfaktor, den ich mir von ihm versprochen habe, da die Handlung doch teilweise recht schleppend war. Dennoch gelingt es denn Autoren grandios, durch ihre Personifizierung, ein umfassendes Bild von Medikamenten und Drogen zu zeichnen, die nicht immer von „Grund auf böse“ sind, sondern als Medikament verwendet wurden/werden, wobei jedoch an keiner Stelle ihr Wirken verharmlost wird und aufgezeigt wird, wie leicht es gehen kann, in eine Abhängigkeit zu geraten.