Spannende Suche nach der Wahrheit...
England 1958:
Die siebzehnjährige Liz liebt ihre Mutter über alles. Doch diese leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit und schwindet vor Liz Augen, Tag für Tag, ein wenig mehr dahin, was Liz das Herz ...
England 1958:
Die siebzehnjährige Liz liebt ihre Mutter über alles. Doch diese leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit und schwindet vor Liz Augen, Tag für Tag, ein wenig mehr dahin, was Liz das Herz bricht. Denn ihre Mutter, war vor ihrer Krankheit ein so lebenslustiger Mensch; ganz anders, als ihr steifer, strenger Vater, zu dem sie ein eher schwieriges Verhältnis hat. Ein paar Wochen vor Liz siebzehnten Geburtstag, als die Sommerferien hereinbrechen, beschließt Liz Mutter daher, ihre Tochter zu einer guten Freundin, die mit ihrer Familie am Meer in einem glamourösen Herrenhaus lebt, zu schicken, damit Liz ihr Leben zumindest für eine kurze Zeit wieder genießen kann. Liz ist unglücklich über den Beschluss ihrer Mutter, doch die lässt sich von ihrem Plan nicht abbringen und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich schweren Herzens von ihrem Vater ans Ziel bringen zu lassen. Obwohl Liz eigentlich die Zeit am Meer keinesfalls genießen will, weil sie ein schlechtes Gewissen ihrer Mutter gegenüber hat, taut sie doch, nach und nach, auf und freundet sich mit den Kindern der Familie und deren Freunden an. Und sie verliebt sich zum ersten Mal. Doch dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu…
London 2000:
Addie kann es immer noch nicht fassen. Ihre Mutter, zu der sie ein eher schwieriges Verhältnis hatte, ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Und mit ihrem Tod hinterlässt Liz viele ungelöste Fragen. Während Addies Vater sich immer mehr verschließt und in seiner Trauer gefangen ist, nimmt Addie ausgerechnet am ersten Todestag ihrer Mutter einen rätselhaften Telefonanruf an. Anscheinend hatte ihre Mutter, vor deren Tod, eine Detektei beauftragt, doch wieso? Nur wenig später steht eine junge Frau vor ihrer Haustür, die behauptet Liz Tochter zu sein. Phoebe, wie sie heißt, gibt als Geburtsdatum den 14. Februar 1960 an. Doch das ist Addies Geburtstag. Wie kann das sein, oder sagt Phoebe gar nicht die Wahrheit?
Ich habe den Inhalt bewusst etwas knapp gehalten, damit ich nicht aus Versehen zuviel im Vorfeld verrate. „Zeit der Schwalben“, ist ein Roman, der die Geschichten von Liz und ihrer Tochter Addie erzählt. Während man Liz durch ihre Tagebucheinträge besser kennenlernt, erzählt Addie ihre Geschichte in der „Ich-Form. Liz und Addie haben ein schwieriges Verhältnis miteinander. Stets glaubte Addie, sie könne es ihrer Mutter nie recht machen und wäre bloß, im Gegensatz zu ihren anderen Geschwistern, eine Enttäuschung für Liz. Und in der Tat war Liz dazu stets in sich gekehrt, in Addies Nähe. Nun, nach dem Unfalltod ihrer Mutter, hat Addie ihre Trauer in sich verschlossen, damit sie stark sein kann, für ihren trauernden Vater und ihre stets recht fordernde, schwangere Schwester Venetia. Und sie leidet immer noch unter starken Selbstzweifeln, weiß nicht, ob sie jemals den Mut aufbringen wird, etwas Eigenes im Konditorenbereich auf die Beine zu stellen. Und in diesem Moment tritt plötzlich die überschwängliche Phoebe in Addies Leben und wirbelt es völlig durcheinander. Auf der Suche nach der Wahrheit, lernt Addie dann jedoch nicht nur ihre Mutter besser kennen, sondern findet auch zu sich selbst.
Ich mochte den manchmal fast poetisch anmutenden Schreibstil von Nikola Scott sehr, wenn sie etwa Örtlichkeiten oder Gefühle ihrer Protagonisten beschreibt. Mir gingen die Empfindungen der beiden Hauptakteurinnen direkt unter die Haut, denn sie wirken sehr echt und ungekünstelt dargeboten. Man kann sich daher gut in Liz und Addie hineinversetzen, ihre Ängste nachvollziehen, genauso wie auch Addies Selbstzweifel. Auch die besondere Beziehung zwischen der jungen Liz und deren kranker Mutter fand ich sehr berührend und, ich gebe es freimütig zu, die angesprochenen Romanpassagen haben mir einige Tränen beim Lesen entlockt. Allerdings kommt der Roman völlig ohne Kitschfaktor aus und wartet mit real wirkenden Problemen und Figuren mit Ecken und Kanten auf. Es ist eine Mischung aus Selbstfindungsroman, Familiensaga und spannender, geheimnisvoller Suche, bei der ich bis fast zuletzt nicht ahnte, wie alle Puzzleteilchen zusammengehören. Obwohl ich fand, dass Liz Erlebnisse in ihrer Jungendzeit am Meer leider (zu) kurz und knapp abgehandelt wurden, was auch für ihre Romanze gilt, möchte ich dennoch keinen Punkt abziehen, weil ich den Roman ansonsten einfach perfekt geschrieben fand.
Kurz gefasst: Spannende Suche nach der Wahrheit und Selbstfindungsroman in einem. Ein emotionaler Roman der mir direkt unter die Haut gegangen ist und auch nach dem Lesen noch eine Weile in mir nachhallte.