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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2024

Flottes Tempo, spannend und überraschend

Nachtflut
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Eine Naturkatastrophe mitzuerleben muss traumatisierend sein, noch viel mehr, wenn schon vorher eine psychische Schwachstelle vorhanden war. So wie bei Elisa, die nach dem Tod ihrer Schwester Lizzy unter ...

Eine Naturkatastrophe mitzuerleben muss traumatisierend sein, noch viel mehr, wenn schon vorher eine psychische Schwachstelle vorhanden war. So wie bei Elisa, die nach dem Tod ihrer Schwester Lizzy unter Angstzuständen leidet und mehr Tabletten schluckt, als ein Arzt verschreiben würde.
Extrem gut hat Stina Westerkamp die Stimmung während der Sturmflut eingefangen. Der Leser fühlt sich beinahe mittendrinn. Der Orkan, die Wassermassen, der starke Regen sind genauso fühlbar wie die Beklemmung mit Menschen in einem Haus gefangen zu sein, denen man nicht vertrauen kann. Dazu die recht gut beschriebene Verzweiflung von Elisa bei ihrer Suche nach irgendwelchen Tabletten.
Die Figuren sind in ihren Handlungen authentisch, ihre Gedanken und Gefühle meist nachvollziehbar und verständlich. Abwechselnd wird eine der Figuren in den Vordergrund gerückt, und aus ihrer Sicht erzählt, sodass der Leser aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Szenario blicken kann.
Schnell ist klar, dass jede Person ein mehr oder weniger großes Geheimnis mit sich trägt. Dies zu ergründen macht Spaß, vor allem, da es nicht immer das ist, woran man zuerst denkt (zumindest bei mir war es so). Bis zum Ende sind dann die meisten Fragen auch geklärt.
Der Titel „Nachtflut“ war für mich jetzt nicht ganz erklärbar, nur weil auch nachts die Sturmflut wütet? Aber dafür gefällt mir aber das Cover umsomehr.
Grundsätzlich habe ich den Thriller spannend, überraschend, emotional packend, sehr bildhaft beschrieben, flott im Tempo und sprachlich überzeugend empfunden. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.12.2024

Zuerst war die Frau… ist mir neu, aber interessant zu lesen

Carmilla
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Mir ist nicht bekannt gewesen, dass „Carmilla“ der erste weibliche Vampir-Roman gewesen war. Man lernt nie aus. Der irische Autor Joseph Sheridan Le Fanu siedelt die Geschichte in der Steiermark an. Auch ...

Mir ist nicht bekannt gewesen, dass „Carmilla“ der erste weibliche Vampir-Roman gewesen war. Man lernt nie aus. Der irische Autor Joseph Sheridan Le Fanu siedelt die Geschichte in der Steiermark an. Auch das war für mich überraschend.
Erzählt wird der relativ kurze Zeitraum, in dem Carmilla am Schloss Karnstein zu Besuch war, aus der Sicht von Laura. Sie ist die Tochter des Schlossherrn. Aus anfänglicher Freundschaft der jungen Damen wird beinahe Besessenheit, bis sich Laura immer schwächer fühlt und von Albträumen geplagt wird.
Durch die Sprache, die dem damaligen Adel entsprechen dürfte, wird der Leser leicht in die Zeit um 1872 versetzt. Geschickt versteht der Autor auch mit erotischen, lesbischen Andeutungen zusätzlich Spannung aufzubauen.
Laura ist zwar die Erzählerin, bleibt aber im Vergleich zu Carmilla eher eine Nebenfigur. Der Roman ist fließend zu lesen. Die Neuübersetzung von Eike Schönfeld ist in meinen Augen sehr gut gelungen, sodass die Geschichte fesselnd, alt und gruselig auf den Leser wirkt.
Ich habe das relativ dünne Büchlein gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 23.12.2024

Nüchtern, spannungslos, zu viele Zufälle

Mordscoach
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Die Erkenntnis, dass ihr Mann Jakob eine Affäre hat, lässt bei Sophie ein altes Trauma aufbrechen. Plötzlich ist sie eine Mörderin, oder gar Serienmörderin, oder war alles ein Unfall und der Rest hat sich ...

Die Erkenntnis, dass ihr Mann Jakob eine Affäre hat, lässt bei Sophie ein altes Trauma aufbrechen. Plötzlich ist sie eine Mörderin, oder gar Serienmörderin, oder war alles ein Unfall und der Rest hat sich eben so ergeben müssen um aus der Sache rauszukommen?
Sophie erzählt aus ihrer Sicht was sie erlebt. Warum sie welche Handlungen setzen muss und der Leser erfährt, mit welchen Argumenten sie ihre Taten vor sich selbst rechtfertigt. Ja, sogar schön redet.
Der Schreibstil von Lilli Pabst ist leicht zu lesen, dafür hat die Geschichte zum Ende hin, ein paar Längen. „Mordscoach“ habe ich mit Freude zur Hand genommen. Die Kurzbeschreibung versprach mir ein interessantes Buch. Leider konnte sich meine Begeisterung nicht lange halten. In meinen Augen gab es mit der Zeit einfach zu viele Zufälle, am Ende auch noch einen inkompetenten Kommissar und zur Krönung scheint die Geschichte einfach mittendrinn zu enden. Irgendwie ist das nicht einmal ein offenes Ende. So als würde man sagen, es ist genug und legt den Stift zur Seite.
Für all dies muss ich Punkte abziehen. Positiv finde ich den flüssigen Schreibstil, die Idee dahinter hat mir ebenfalls gut gefallen, genauso wie das Cover. Das jedenfalls passt zum Inhalt des Buches.

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Veröffentlicht am 17.12.2024

spannend verwoben, ungewöhnlich aufgebaut, hat mich sofort gefangen

Wackelkontakt
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Das Cover verursacht beim Ansehen fast einen „Wackelkontakt“ der Augen. Und genau das hat mich das Buch näher betrachten lassen. Die Kurzbeschreibung hört sich witzig, mit einer interessanten Grundidee ...

Das Cover verursacht beim Ansehen fast einen „Wackelkontakt“ der Augen. Und genau das hat mich das Buch näher betrachten lassen. Die Kurzbeschreibung hört sich witzig, mit einer interessanten Grundidee an. Und ich muss sagen, dass das Buch der Kurzbeschreibung nicht nachsteht.
Die beiden Leben von Franz Escher und Elio Russo beginnen gemächlich und scheinen eher lau zu sein. Doch die Verquickung der beiden durch die Bücher macht das Lesen zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ohne Kapitel, ohne größere Ankündigung als ein paar Worte, dass jetzt die aktuelle Figur im Buch weiterlesen will, wechselt Wolf Haas die Stränge von Franz Eschers Gegenwart zu Elio Russos und umgekehrt. Trotzdem bleibt der Leser klar und kann problemlos der jeweiligen Lebensgeschichte folgen.
Je weiter sich die Geschichten entwickeln, desto spannender und verwobener werden die Figuren und ihre Wege. Bis die Stränge in einem nicht vorhersehbaren Höhepunkt enden und sich alle Geheimnisse auflösen erleben die Protagonisten eine Achterbahn der Gefühle, fesselnde Entwicklungen und emotionale Momente.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich von den ersten Seiten an gefangen genommen, sodass ich es innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Von mir gibt es aus all diesen Gründen eine volle Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Gemeinsam einsam oder doch zufrieden bis glücklich

Akikos stilles Glück
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Akiko wird von Kento gefragt ob sie den Moment kenne, an dem ihre Geschichte begonnen hat. Das ist eine der Fragen, die Akiko zum Überdenken ihres Lebensweges bewegt. Die Geschichte der beiden Protagonisten ...

Akiko wird von Kento gefragt ob sie den Moment kenne, an dem ihre Geschichte begonnen hat. Das ist eine der Fragen, die Akiko zum Überdenken ihres Lebensweges bewegt. Die Geschichte der beiden Protagonisten Akiko und Kento laufen parallel, sie berühren sich immer wieder, sie sind sich teilweise Stütze und Hilfe. Einerseits leben beide in einer gewissen Einsamkeit, und doch scheint zumindest Akiko zufrieden oder sogar glücklich zu sein. Doch gerade der Hikikomori Kento schafft es, dass sie sich wichtige Fragen stellt und versucht Antworten zu finden, sodass sich „Akikos stilles Glück“ mehr und mehr entfalten kann.
Mit diesem Roman bringt Jan-Philipp Sendker den Leser, oder zumindest mich, in eine Rolle des neugierigen Beobachters. Einerseits will ich wissen, wie das Leben von Akiko weitergeht, welche Fragen sie sich beantworten kann und welche nicht. Andererseits läuft die Geschichte völlig ruhig ab, fast schon zu ruhig. Ich fand keinen wirklichen Höhepunkt und doch passt es zu dieser Art von Geschichte, obwohl ich das sonst nicht mag. Genauso wie das offene Ende.
An beiden Figuren kann man eine Entwicklung feststellen. Für mich sind noch viele Fragen offen geblieben, auch wenn sich eine Richtung abzeichnet.
Sehr gut gefallen hat mir das Glossar am Ende des Buches. Da immer wieder japanische Wörter verwendet werden, kann der Leser dort schnell eine Erklärung finden.

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