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Veröffentlicht am 08.10.2024

Glück hat nichts mit Besitz zu tun

Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben
1

Ella wagt einen ganz besonderen Schritt im Leben. Nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen ist und die Söhne ausgezogen sind, beschließt sie, sich von ihren Besitztümern zu trennen und für ein Jahr in ein ...

Ella wagt einen ganz besonderen Schritt im Leben. Nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen ist und die Söhne ausgezogen sind, beschließt sie, sich von ihren Besitztümern zu trennen und für ein Jahr in ein Tiny House, welches sich auf einem Biohof befindet, zu ziehen. Sie ist Journalistin, die sich bis jetzt vorwiegend mit Umweltkatastrophen beschäftigt hat, und will dort über dieses Projekt eine Dokumentation machen – sich auf das Wesentliche konzentrieren, sowohl haptisch als auch mental, darum soll es gehen. Also trennt sie sich von ihrem Haus und allem unnötigen Zeugs darin und geht dieses spannende Abenteuer ein. Dort angekommen wird sie bald auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn vieles ist gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat: Das Haus ist wahnsinnig klein, die Bewohner sind auf dem ersten Blick irgendwie verschroben, das Alleinsein und konsequente Nichtstun bereitet ihr große Probleme. Sie muss sich mit Edgar, ihrem komplizierten Holzofen, abquälen, um ihre Bude warm zu kriegen und so manche Abfuhr von ihrem Nachbarn Jakob, der ihr irgendwie bekannt vorkommt, hinnehmen. Bekanntlich ist ja aller Anfang schwer, doch wird sie hier wirklich glücklich werden, nachdem ihr Auftrag, eine Dokumentation zu produzieren, geplatzt ist, und somit es gar keinen Anlass mehr gibt für dieses Experiment?

Ella ist eine bezaubernde Frau, ich habe sie von Anfang an bewundert für ihren Mut, diesen Schritt der Reduktion zu gehen. Fast jeder kann sich wohl an die eigene Nase fassen, denn wer hat nicht viel zu viel zu Hause und müsste längst mal gründlich ausmisten? Doch das, was Ella da tut, ist ja nicht nur ein gewöhnliches Ausmisten, es ist eine Konzentration auf das Elementare und letztlich auf sich selbst. Es war wirklich sehr spannend, Ella bei diesem Prozess zu begleiten und ich gebe zu, es hat mich wirklich in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken gebracht, das ein oder andere Tiny-House hab ich nun auch schon mal gegoogelt.

Das Cover in seinem Pastellton, mit den Blumen und dem versteckten Häuschen hat mich gleich angesprochen, der Klappentext hat mir dann den Rest gegeben – dieses Buch musste ich einfach lesen! Und ich habe es wirklich nicht bereut! Ich bin so sehr versunken in die Welt von Ella, dass ich die Atmosphäre der Tiny House-Siedlung und ihren Bewohnern schon fast gespürt habe, am liebsten wäre ich dort geblieben!

„Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben“ ist mein zweites Buch von Kristina Günak und ich musste wirklich schmunzeln, als ich im Nachwort wieder die immer gleichlautende Danksagung an ihren Mann gelesen habe. Ich werde sicherlich mal wieder zu einem Buch dieser tollen Autorin greifen, denn sie schreibt einfach wunderbar über die Sonnen- und auch Schattenseiten des Lebens.

Ich kann dieses Buch wirklich uneingeschränkt empfehlen, es entführt die Leserschaft ins richtige Leben, lässt einen manchmal schmunzeln, manchmal aber auch traurig und nachdenklich werden.

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  • Erzählstil
  • Charaktere
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 31.08.2024

„Einfach plätschern lassen!“ – Teenagerlovestory vom Feinsten

Mein Herbst voller Küsse, Chaos und Graffiti
2

Michala Thewes kann mit ihrem Fortsetzungsband „Mein Herbst voller Küsse, Chaos & Graffiti“ zu ihrem Debütroman bei ONE „Mein Sommer voller Flips & Flops“ auf jeden Fall bei der Zielgruppe „Jugendliche ...

Michala Thewes kann mit ihrem Fortsetzungsband „Mein Herbst voller Küsse, Chaos & Graffiti“ zu ihrem Debütroman bei ONE „Mein Sommer voller Flips & Flops“ auf jeden Fall bei der Zielgruppe „Jugendliche ab 12/13 Jahren“ punkten, da bin ich mir ganz sicher! Es ist aber auch für erwachsene Leserinnen und Leser geeignet, die Liebesgeschichten mögen.
Charly und Noah sind ein glückliches Teenagerpärchen. Als Charlys Mutter Sina, die Tochter ihrer Freundin, für eine Weile aufnehmen will, freut sich Charly zunächst über den Familienzuwachs auf Zeit. Sie kennt sie bereits von früheren Besuchen und hat sich immer ganz prächtig mit ihr verstanden. Doch von der netten Sina, mit der man durch Dick und Dünn gehen konnte, ist nichts mehr übrig, sie ist ständig schlecht gelaunt und unnahbar für Charly - die Pubertät lässt grüßen oder? In dieser Konstellation müssen sich die beiden Mädels nun für mehrere Monate ein Zimmer teilen und verbringen auch noch den Schultag miteinander, weil Sina in Charlys Klasse kommt. Als einige seltsame Gerüchte über Charly verbreitet werden und Sina dann auch noch in der Graffiti-AG viel Zeit mit ihrem Freund Noah verbringt, gerät Charlys Leben so richtig aus den Fugen. Für sie ist klar, wer die Ursache für all das Chaos ist, aber ist das denn auch wirklich so, wie sie vermutet?
Ich kenne den ersten Band zwar nicht, aber das hat mir überhaupt keine Probleme bereitet, alle nötigen Infos aus dem ersten Band wurden geschickt in den zweiten Band eingearbeitet, sodass man diesen ohne größere Probleme lesen konnte.
Die meisten Charaktere in diesem Buch waren mir sehr sympathisch, sie bieten auf jeden Fall viele Identifikationsmöglichkeiten für jugendliche Leserinnen und Leser. Die Handlung war sehr kurzweilig, es hat Spaß gemacht zu lesen, ich hatte immer wieder das Gefühl, dass ich jetzt unbedingt weiterlesen muss. Auch der Schreibstil war passend und schön. Besonders gut fand ich die wunderschön erzähltechnisch ausgestalteten Passagen mit passenden Adjektiven und Verben sowie schildernden Elementen, die es vielfach in diesem Roman gibt.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen für jugendliche Leserinnen und Leser aber auch durchaus für Erwachsene, die gerne Romanzen lesen. Typische Themenfelder der Jugendlichen sind auf jeden Fall vorhanden, wie z. B. erste Liebe, beste Freundin, Clique, aber auch weniger „schöne“ Themen, wie z. B. Mobbing, Eifersucht, Trennung und Trauer. Mir sind die Protagonisten alle sehr ans Herz gewachsen, gerne möchte ich noch mehr von Charly, Noah und Co lesen und ich hoffe wirklich sehr, dass Michaela Thewes die „Jahreszeitenuhr“ nach ihrem Sommer- und Herbstroman voll macht und wir noch zwei weitere Romane mit Schwerpunkt auf den Winter und Frühling lesen, genügend Stoff für die ein oder andere Fortsetzung ist auf jeden Fall vorhanden!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 31.07.2024

Achterbahnfahrt der Gefühle am Bodensee

Zeit der Schwestern
1

Bei dem Buch „Zeit der Schwestern – Traubenfest“ handelt es sich um den dritten und leider wohl (vorerst?) letzten Band einer Trilogie, bei der die Familie Hohenhausen im Zentrum steht. Jeder Band der ...

Bei dem Buch „Zeit der Schwestern – Traubenfest“ handelt es sich um den dritten und leider wohl (vorerst?) letzten Band einer Trilogie, bei der die Familie Hohenhausen im Zentrum steht. Jeder Band der Trilogie ist wohl einer Tochter der Familie gewidmet, welche jeweils die Hauptperson ist. Ich kannte die Vorgängerbände nicht, jedoch hatte ich keine Verständnisprobleme, was der Autorin schon einmal hoch anzurechnen ist, denn ihr ist es gelungen in diesem letzten Band alles soweit zurechtzulegen, dass ich nicht das Gefühl hatte, etwas nicht zu verstehen.
Die Protagonistin in „Traubenfest“ ist Veronika, auch Veri genannt. Sie ist die älteste Tochter von Georg und Lotte Hohenhausen und eine wahnsinnig sympathische Frau, die sich selten um sich, jedoch ständig um das Wohl anderer sorgt und dabei immer im Einsatz ist. Zusammen mit ihrem Mann Stefan betreibt sie ein Weingut, in ihrer Ehe kriselt es, was Veri zunächst nicht wahrhaben will. Ihre Schwestern Romy und Carolin sind sehr feinfühlig und unterstützen Veri, wo sie nur können. Der familiäre Beistand tut ihr sichtlich gut. Als sie den sympathischen Vater ihres Praktikanten und dessen innovatives Weingut kennen lernt, spielen ihre Gefühle Achterbahn.
Das Cover des Buches mit seinem leicht erhobenen und glänzenden Titel der Reihe sowie den gemalten Weinreben hat mich gleich angesprochen. Ich persönlich mag derart gestaltete Buchcover, v. a. wenn sie auch haptisch was hergeben.
Ich kannte die Autorin bisher noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich in Zukunft noch mehr von ihr lesen werde, weil mich ihr Schreibstil wirklich angesprochen hat. Als geborene Karlsruherin lebt sie nun in München und damit unweit vom Bodensee entfernt. Ihre Liebe zum größten See in Deutschland kommt sicherlich nicht nur in diesem Teil der Reihe, sondern in der gesamten Trilogie zum Ausdruck.
Mir hat der letzte Band der Trilogie sehr gut gefallen, weil er gefühlsgeladen Veris Innenleben und die vielen Herausforderungen ihres Lebens behandelt sowie auf eine wunderbare Weise Einblick in eine Familie gibt, welche wirklich vorbildlich zusammenhält. Ich konnte das Buch kaum weglegen, es ist absolut kurzweilig und Tanja Hutmacher gelingt es, die Atmosphäre des Bodensees in einer derartigen Weise zu beschreiben, dass man richtig Sehnsucht bekommt, dorthin zu reisen. Ich werde auf jeden Fall demnächst den Bodensee mal wieder in meine Urlaubsplanungen einbeziehen und die beiden Vorgängerbände lesen. Unheimlich gerne möchte ich noch länger am Leben der Familie Hohenhausen teilnehmen, gerne noch in einem überraschenden weiteren Band, Stoff für die ein oder andere Fortsetzung ist auf jeden Fall vorhanden.
Ich kann „Zeit der Schwestern – Traubenfest“ denjenigen Leserinnen und Lesern empfehlen, die gerne gefühlsbetonte Bücher lesen. Für mich war dieses Buch auf jeden Fall ein ganz besonderes Lesehighlight in diesem Jahr.

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  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.07.2024

Ninas beeindruckende Lebensgeschichte im Vordergrund, aber nicht eine geheimnisvolle Freundschaft wie mit Cover, Titel und Klappentext suggeriert

Die geheimnisvolle Freundin
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Die Geschichte spielt in den 50er Jahren in Abruzzen. Hauptperson ist Nina, die ihre leiblichen Eltern nie kennen gelernt hat und als Findelkind im Waisenhaus lebt, welches von strengen Nonnen geführt ...

Die Geschichte spielt in den 50er Jahren in Abruzzen. Hauptperson ist Nina, die ihre leiblichen Eltern nie kennen gelernt hat und als Findelkind im Waisenhaus lebt, welches von strengen Nonnen geführt wird. Der Leser lernt sie im Alter von etwa vier Jahren kennen und kann anhand ihrer Lebensgeschichte miterleben, wie unglaublich schrecklich sich das Leben in einem Waisenhaus zur damaligen Zeit abgespielt hat. Ziel eines jeden Kindes ist es, am Vorstellungstag von einem kinderlosen Paar entdeckt und von diesen adoptiert zu werden. Im Alter von sieben Jahren trifft sie auf die etwa gleichaltrige Lucia, die nach dem Tod ihrer Eltern ins Waisenhaus aufgenommen worden ist. Nina ist sehr bemüht, dass Lucia den Verlust überwindet. Durch einen besonderen Umstand, bei dem Nina eine Rolle spielt, hat das Waisenkind schließlich das Glück, in eine Familie zu kommen. Nina verbleibt bis zur ihrem Auszug weiter im Waisenhaus. Dank Marcella, einer Leidensgenossin aus dem Waisenhaus, bekommt sie einen Job in einer Tabakfabrik. Sie erlebt hier einen Aufstand der Tabakfrauen mit, sie wirkt mit und entwickelt sich dadurch enorm. Irgendwann tritt Lucia wieder in ihr Leben.

Die Autorin Simona Baldelli war mir bis zur Leserunde nicht bekannt, in meiner Recherche habe ich erfahren, dass sie schon mehrere Frauenromane geschrieben hat und teilweise auch schon Literaturpreise für ihre Werke bekommen hat. Auch in diesem Buch geht es vornehmlich um Frauen, insbesondere um Nina. Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht auf deren Leben, das im Waisenhaus ganz und gar nicht glücklich gewesen ist. Es hat mich zutiefst berührt, von den teilweise brutalen und unmenschlichen Zuständen im Waisenhaus zu lesen. Mit dem zweiten Handlungsstrang (Leben als Arbeiterin in der Tabakfabrik), der teilweise etwas seltsam mit dem ersten Handlungsstrang (Kindheit im Waisenhaus) verwoben ist, konnte ich zunächst wenig anfangen, dieser hat mich sogar sehr verwirrt. Natürlich war es sehr aufbauend, mitzuverfolgen, wie Nina in dieser Lebensphase an Selbstbewusstsein gewinnt, jedoch hatte ich mir von diesem Buch aufgrund des Covers, des Titels, des Klappentextes sowie der Leseprobe etwas ganz anderes vorgestellt. Von dem starken freundschaftlichen Band zwischen Nina und Lucia, von welchem im Klappentext gesprochen wird und welches auch das Cover suggeriert, habe ich leider nicht viel mitbekommen, als wahre Freundin entpuppt sich eher Marcella oder auch Carla, aber die können laut Klappentext mit dem Titel „Die geheimnisvolle Freundin“ nicht gemeint sein. Deshalb muss ich zugeben, dass ich aufgrund meiner Erwartungen von dem Buch enttäuscht war. Ich würde mir einen passenderen Titel und Klappentext wünschen und ich glaube damit hätte ich einen ganz anderen Blick auf dieses Buch gehabt.

An sich lässt sich das Buch aber gut lesen, es war spannend und der Erzählstil hat mir also gefallen, etwas störend waren für mich jedoch die Zeitensprünge, die meiner Meinung nach etwas unverhofft kamen. Nicht nachvollziehbar war für mich das Alter von Nina, sie kam mir immer wesentlich älter und reifer vor, als sie tatsächlich gewesen ist. Außerdem lassen sich einige Dinge für mich nicht logisch nachvollziehen, z. B. die „zufälligen“ Begegnungen mit Lucia, die Geschichte um Paola oder auch Schwester Immacolatas Rolle am Ende des Romans. Überhaupt hat die ganze Geschichte einige Versatzstücke, die irgendwie nicht optimal zusammenpassen und zu Ende gebracht worden sind, was ich wirklich schade finde.
Das eigentliche Anliegen der Autorin wird im Nachwort klar und hat mich noch einmal in meiner Meinung bestärkt, dass Titel, Cover und Klappentext einfach nicht gut zum Inhalt passen.

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Margas wundersame Reise zu sich selbst

Das Lied der Biene
2

Die weibliche Protagonistin in „Das Lied der Bienen“ ist die Anfang vierzigjährige Marga. Sie möchte eigentlich ihren langjährigen Job als Haushaltshilfe bei Paul kündigen. Doch als dessen Lebensgefährtin ...

Die weibliche Protagonistin in „Das Lied der Bienen“ ist die Anfang vierzigjährige Marga. Sie möchte eigentlich ihren langjährigen Job als Haushaltshilfe bei Paul kündigen. Doch als dessen Lebensgefährtin unerwartet stirbt, ändert sie ihre Meinung, auch, weil sie Paul nun nicht im Stich lassen möchte in dieser schwierigen Zeit der Trauer. Da sie selbst schon einen geliebten Menschen verloren hat und deshalb sehr gut nachvollziehen kann, was Paul durchmacht, schreibt sie ihm anonym eine Email, in der sie ihn tröstet und ihm schöne Worte schenkt. Er ist zunächst irritiert, antwortet dann aber doch. Langsam entwickelt sich durch den sehr emotionalen Schriftverkehr eine regelrechte Annäherung zwischen den beiden, ohne dass Paul weiß, wer sich als Absenderin hinter den Emails verbirgt. Beiden tut der Austausch gut, doch es kommt, was kommen muss: Durch einen dummen Zufall erfährt Paul, dass Marga die Emails geschrieben hat, und ist völlig außer sich, das unsichtbare Band, das sich zwischen beiden entwickelt hat, scheint zu zerreißen…
Marga ist eine wundervolle Frau, die oftmals im Leben einfach nur funktionieren musste. Dabei hat sie sich selbst vergessen, sie ist lange Zeit untätig und lässt ihr Leben an ihr vorbeiziehen, ohne selbst aktiv zu werden, doch das ändert sich im Laufe der Geschichte aus unterschiedlichen Gründen und das ist richtig gut! Paul ist auch ein sehr liebenswürdiger Mensch, der sehr gefühlvoll sein kann, wenn er aus seiner Haut kann.
Neben Marga und Paul spielen auch noch weitere Personen eine große Rolle. Conny, die Tochter von Marga, ist eine selbstbewusste Frau, die ihren Weg gehen und sich von ihrer Mutter nichts sagen lassen will, auch wenn es nur gut gemeinte Tipps sind. Sie wirft ihrer Mutter Trägheit vor und verachtet deren langweiliges Leben. Das ist ziemlich hart, jedoch macht sich Marga viele Gedanken, was u. a. dazu führt, dass sie langsam, aber sicher aus ihrem Schneckenhaus herauskommt und sich so einiges traut. Inga, die Stieftochter von Paul, mischt die Geschichte auch ganz schön auf, sie wiederum bringt ihren Stiefvater ganz schön ins Straucheln. Amüsiert habe ich mich über Kirsten und Eva, zwei Freundinnen von Marga, die unterschiedlicher nicht sein können, aber liebevoll sind, v. a. wenn es darum geht, sich gegenseitig zu unterstützen – solche Freundinnen wünscht man sich fürs Leben.
Das Cover mit seiner warmen Farbgebung und seiner Haptik sticht im Buchhandel gleich raus und hat mich direkt angesprochen. Das Titelbild hat mich gedanklich sofort in den Sommer versetzt und ich finde, dass das Buch auch gut in die Jahreszeiten Frühling und Sommer passt. So unscheinbar die Biene auch auf dem Cover ist, sie spielt in dem Buch durchaus eine große Rolle!
Der Schreibstil hat mich sehr angesprochen. Meistens wird aus der Sicht von Marga erzählt, jedoch gibt es auch ab und zu einen Perspektivenwechsel, was ich sehr interessant finde. Die Kapitel haben eine schöne Länge und das Buch liest sich wirklich ganz toll. Es sind viele wirklich sehr schöne Sätze enthalten, die einem regelrecht unter die Haut gehen, wie z. B. „Das Leben schenkt uns einen weiteren Tag“ sowie die Geschichte dahinter.
Gabriela Groß war mir bis dahin unbekannt, aber ich habe durch dieses Buch einen richtigen „Zugang“ zu ihr bekommen und es wird sicherlich nicht das einzige Buch sein, das ich von ihr lese. Ihre Art zu schreiben hat mich absolut fasziniert. Sie ist so feinfühlig und emotional und genau das bringt sie in dieser Geschichte rüber. Das Buch ist eine richtige schöne Sommerlektüre, es liest sich wunderschön und hat mich bis zum Schluss gefesselt. Außerdem weckt es die Reiselust, weil eine Passage in Lissabon spielt, man fühlt sich, als wäre man dabei und erhält viel Detailwissen über Portugal. In dem beschriebenen Hotel würde ich zu gerne mal einchecken. In diesem Buch sind so viele emotionale Momente darin, dass einem eigentlich dauernd warm ums Herz wird. Durch die Entwicklung der Figuren wurde mir der Anstoß gegeben, über viele Dinge in meinem Leben nachzudenken und das finde ich schon etwas Besonderes, das kommt nicht oft vor, wenn ich ein Buch lese. Es hat mich in der Tiefe berührt und obwohl das Thema Trauer sehr zentral ist, hat es mich richtig glücklich gemacht. „Das Lied der Biene“ ist für mich ein absolutes Highlight in diesem Jahr und ich kann es uneingeschränkt und von Herzen nur empfehlen.
Ich hatte das Glück, dieses Buch in einer Leserunde zu lesen und ich muss sagen, das war die beste Leserunde, die ich bis jetzt erlebt habe, denn die Autorin hat sie persönlich begleitet. Das hat sie so toll, mit so viel Engagement und Herzblut gemacht, das kann man gar nicht mehr toppen! Vielen lieben Dank für dieses Buch, liebe Gabriela, und für deine tolle Begleitung in der Leserunde! Ich hoffe, dass es, angeregt durch unsere vielen Gedanken, vielleicht doch einen Fortsetzungsband gibt.

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