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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2018

Hat mich nicht vollends überzeugt

Die Natur und ihr Recht
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„Menschliches Leben ist nur in Solidarität mit der Natur möglich.“(S. 121)

Diesen Satz werden wohl die meisten von uns unterschreiben. Doch warum handeln wir Menschen nicht danach? Ist uns die eigene ...

„Menschliches Leben ist nur in Solidarität mit der Natur möglich.“(S. 121)

Diesen Satz werden wohl die meisten von uns unterschreiben. Doch warum handeln wir Menschen nicht danach? Ist uns die eigene Bequemlichkeit lieber als der Schutz der Natur? Oder ist der einzelne geneigt, Umweltschutz „den Anderen“ zu überlassen?

Der überwiegende Teil des Buches handelt von und in den USA, die in Sachen Umweltschutz (vor allem unter der aktuellen Regierung) wenig am Hut haben. Doch auch Indien, mit dem dreckigsten aller Flüsse, dem Ganges, wird erwähnt. Einige Länder haben Umweltschutz in der Verfassung verankert, andere nicht.

Der Mittelteil des Buches lässt den nicht juristisch interessierten Leser gelangweilt die Seiten überblättern. Protokolle über langwierige Gerichtsverfahren zu lesen ist leider nicht jedermanns Sache. Dies ist allerdings der Profession des Autors geschuldet, der Umweltexperte und Professor der Rechtswissenschaften an der University of British Columbia ist. Er berät Regierungen wie z.B. von Kanada und Schweden in Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen. David Boyd lebt auf Pender Island in British Columbia.

Fazit:

Ein interessantes Buch, doch wegen des juristisch-lastigen Mittelteils kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Auf zum letzten Halali

Die letzte Pirsch
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Die letzte Pirsch-3/Alexandra Bleyer/5 Sterne


Auch mit ihrem dritten Jägerkrimi erfreut Alexandra Bleyer ihre Fans mit einer skurrilen Episode aus dem, an kauzigen Figuren reichen, Mölltal.

Aufsichtsjäger ...

Die letzte Pirsch-3/Alexandra Bleyer/5 Sterne


Auch mit ihrem dritten Jägerkrimi erfreut Alexandra Bleyer ihre Fans mit einer skurrilen Episode aus dem, an kauzigen Figuren reichen, Mölltal.

Aufsichtsjäger Sepp Flattacher hat gleich mehrere Sorgen. Zum einem gockelt der Paragraphenreiter Dr. Haribert Maierbrugger um „seine“ Irmi herum und zum anderen versucht jemand das Wild verbotener Weise mit Apfeltrestern anzulocken, um gemütlich zu einem kapitalen Bock zu kommen.

Den Selbstmord von Gerfried Ragger kommentiert der grade Michl mit der Bemerkung: „So ein Depp. Das ist doch völlig fia de Fisch. Wer bringt sich denn in dem Alter noch um? Das rentiert sich doch gar nimma!“.

Anders natürlich Polizist Martin Schober, der sich an einen Anruf Gerfried Raggers vor ein paar Tagen erinnert, bei dem Gerfried von Einbrechern und Drohungen gefaselt hat. Ob seines Alters von 84 Jahren hat die Polizei das allerdings als „spinnertes Gefasel“ eines dementen Greises abgetan.

Martin beginnt also seine Nase in die Angelegenheiten der Raggers zu stecken und entdeckt ein paar unschöne Familiengeheimnisse.

Meine Meinung:

Wie immer sind Alexandra Bleyers Jägerkrimis voll von Situationskomik und skurrilen Extravaganzen.

Diesmal allerdings klingen auch ein paar ernste Töne mit: Was tun mit der immer größer werdenden Schar an dementen Personen, die das vorgestern vom heute nicht mehr unterscheiden können? Oder der langen Tradition der Bauern, dass ausschließlich Söhne die Wirtschaft erben können? Unverheiratete Frauen gehen üblicherweise leer aus und sind gerade noch geduldet am Hof. Dass ein Bauernhof nicht unter den, oft zahlreichen Kindern aufgeteilt werden, hat natürlich wirtschaftliche Gründe. Viele kleine Bauernhöfe wären nicht lebensfähig, ein großer schon.

Doch allzu lange brauchen wir nicht im Trübsal blasen versinken. Dafür sorgen schon der Postenkommandant Treichel, der nach wie vor mit Fremdwörtern auf Kriegsfuß steht, aber seine Leute zu einem „anlein-Kurs“ zum Umgang mit demenzkranken Kunden vergattert.

Herrlich auch den Flattacher beim Einkaufen zu begleiten, wo er sich über einen Kunden aufregt, der jeweils 3 Deka Wurst von mehreren Sorten kauft. Sepp ordert dann jeweils 5 Deka – ein Großeinkauf, oder?

Auch ein passionierter Aufsichtsjäger hat so seine Probleme mit dem Zielen und, anstatt die Ursache bei sich zu suchen, bring er seine Ferlacher Büchse beinahe ungesehen zum WaffenDoc.

Genial auch die Fortsetzung der nachbarschaftlichen Beziehungen zu Heinrich Belten, der das Packerl vom Sepp vor der Haustüre für eine Bombe hält.

Die leidige Sache mit dem Ankirren des Wildes lösen Irmi und Sepp gemeinsam. Das war die letzte Pirsch im Mölltal für den Paragraphenheini.

Alexandra Bleyers Schreibstil ist einfach grandios! Ständig entstehen bunte Bilder im Kopf, wie beim Erwähnen der Rotzbremse, die jetzt vielleicht nicht ganz so appetitlich ist wie das von Chief Treichel avisierte Backhendlessen.

Als halbe Kärntnerin bin ich mit dem Dialekt wohl vertraut, doch auch ich habe ein neues Wort gelernt: „Tschurehane“ = langsam arbeitender Mann. Alle anderen Leser finden ein ausführliches Wörterbuch im Anhang.

Gerne habe ich vom „KunstRaum“ und der „GrillKunst“ in Obervellach gelesen. Solche regionalen Besonderheiten mag ich besonders gerne.

Fazit:

Die skurrile Schar aus dem Mölltal ist mir ans Herz gewachsen (naja fast alle). Ich freue mich auf ein Wiederlesen. Die 5 Sterne sind dem Flattacher fix.




Veröffentlicht am 24.10.2018

Ein Kunst-Krimi rund um Egon Schieles Werke

Alles ist lebend tot
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Alles ist lebend tot/Natalie Mesensky/5 Sterne

Dieser etwas sperrige Titel ist ein Zitat von Egon Schiele, der nicht nur 1918 (also vor 100 Jahren) an der Spanischen Grippe starb, sondern ein damals umstrittener ...

Alles ist lebend tot/Natalie Mesensky/5 Sterne

Dieser etwas sperrige Titel ist ein Zitat von Egon Schiele, der nicht nur 1918 (also vor 100 Jahren) an der Spanischen Grippe starb, sondern ein damals umstrittener Sohn der Kleinstadt Tull war, in der dieser Krimi spielt.

Barbara Aubert hat ihre Softwarefirma verkauft und erfüllt sich mit dem Verkaufserlös einen langgehegten Wunsch: Sie investiert das Geld in eine Villa und Gärtnerei in Tulln. Doch die kleinstädtische Idylle bekommt bald ihre Risse als bei ihren Nachbarn eingebrochen wird und der Kunstexperte Prof. Hickel einem Raubmord zum Opfer fällt. Gestohlen wird ein Bild von Egon Schiele.

Die verschworenen Tullner tratschen über Barbara und ihre restaurierte Villa, die vor 1938 in Besitz der Familie Stadler war. Ein Restitutionsfall?
Auch ihre Geschäftspartnerin Leonie verfügt sofort über Informationen aus der Stadt. Nebenbei ist sie über Barbaras Anwesenheit in Tulln und im Geschäft nicht sehr glücklich.
Als dann weitere Morde geschehen, die einen möglichen Zusammenhang mit dem örtlichen Museum zu haben scheinen, wird Barbara hellhörig. Was hat die ermordete Mitarbeiterin des Finanzamtes mit Leonie zu schaffen?

Was hat es mit Prof. Urban auf sich, der in seinem Salon eigentlich nur Männer und die Finanzbeamtin bewirtet? Plötzlich wird auch Barbara in diesen erlauchten Kreis aufgenommen.

Meine Meinung:

Natalie Mesensky hat um den Tullner Maler Egon Schiel einen atmosphärisch dichten Krimi gewoben. Nichts wird dem Zufall überlassen, nichts ist so wie es scheint. Mehrmals werden die Leser in die Irre geführt.

Wir begegnen einigen Figuren aus den beiden anderen Krimis („Im Namen der Venus“ bzw. „Der Teufel im Glas“). Da sind zuerst einmal Freundin und Archäologin Ines (mit dem Vater im Innenministerium) und Oberst Paul Kandler zu nennen. Paul wird mit den Ermittlungen betraut, nachdem die erste Tote die Frau des örtlichen Polizeichefs ist und der naturgemäß ebenfalls verdächtig ist.

Sehr elegant ist die Lebensgeschichte von Egon Schiele in den Krimi eingeflossen, der im Bahnhofsgebäude von Tulln zur Welt gekommen ist.

Das farbenfrohe Cover zeigt einen Ausschnitt aus Schieles Gemälde „Fuchsienzweige“ oder „Sonnenbaum“.

Fazit:

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, zeigt er doch deutlich Gier und menschliche Abgründe auf. Gerne gebe ich 5 Sterne.


Veröffentlicht am 24.10.2018

Eine tödliche Schifffahrt

Mord auf der Donau
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Mord auf der Donau-3/Beate Maly/5 Sterne

Ernestine Kirsch und Anton Böck erhalten zwei Tickets für eine Flusskreuzfahrt auf der Donau mit dem Ziel Budapest geschenkt. Anton ist nicht wirklich begeistert, ...

Mord auf der Donau-3/Beate Maly/5 Sterne

Ernestine Kirsch und Anton Böck erhalten zwei Tickets für eine Flusskreuzfahrt auf der Donau mit dem Ziel Budapest geschenkt. Anton ist nicht wirklich begeistert, denn die beiden letzten Male sind sie in Kriminalfälle verwickelt worden. Aber, weil Anton nicht so ist und seiner Angebeteten eine Freude machen will, treten sie die Reise an.

Doch die scheint nicht unbedingt unter einem guten Stern zu stehen. Über einige kleinere Unzulänglichkeiten zu Beginn können die Passagiere noch amüsiert tratschen. Doch als nach dem Genuss einer feurig scharfen Fischsuppe Graf von Jesenky tot in seiner Kabine aufgefunden wird, ist Schluss mit lustig.

Ernestine kommt der plötzliche Tod des Familienoberhauptes ein wenig spanisch vor und das voreilige Beseitigen eventueller Spuren durch den Kapitän, lässt ihren Spürsinn von der Leine. Apropos Kapitän – der umschwirrt Ernestine ziemlich auffällig und Anton fühlt sich an den Rand gedrängt. Doch als Ernestine auf ihren Erkundungstouren niedergeschlagen wird, ist Anton der Einzige, der ihr glaubt.

Meine Meinung:

Beate Maly hat wieder einen fesselnden Krimi à la Agatha Christie geschrieben. Die Autorin führt uns mit vielen falschen Spuren gekonnt in die Irre.

Wer hat ein Motiv? Die Kinder des Ermordeten, weil er sich den Gegebenheiten der Nachkriegsordnung nicht fügen will? Oder Dr. Kandel, dessen Vater seine ungarischen Besitzungen an den Grafen verloren hat? Oder vielleicht seine Pflegerin? Fragen über Fragen, die sich Ernestine und Anton stellen.

Die Charaktere sind wie immer sehr gut gezeichnet. Sehr anschaulich sind z.B. Antons Bedenken Erich Felsberg gegenüber. Der junge Kriminalbeamte macht Antons verwitweter Tochter Heide den Hof und versteht sich mit Rosa, der kleinen Tochter, bestens. Ernestine arbeitet daran, dass Anton den Polizisten als möglichen Ehemann für Heide akzeptiert. Vielleicht feiern wir ja im nächsten Band eine Hochzeit. Interessant ist, dass für Anton und Ernestine eine Ehe nicht vordergründig im Raum steht und sich beiden freundschaftlich, aber doch nach wie vor Siezen.

Eine ebenso schillernde wie dubiose Figur ist Fräulein Gardener, die als Medium gerne mit Toten spricht und allerlei düstere Prophezeiungen von sich gibt.

Die Familie derer von Jesenky ist eine typische Familie, die nach dem Zusammenbruch der Monarchie noch nicht ganz in der neuen Zeit angekommen ist. Der alte Graf lebt nach wie vor in der „guten alten Zeit“ (die, wie wir wissen ja gar nicht so gut war). Er verunglimpft ständig seine Schwiegertochter, weil sie „nur“ eine Verkäuferin ist. Der zweite Sohn Thomas hat ein Verhältnis mit der Pflegerin des Vaters, die nun ein Kind von ihm erwartet – auch keine Verbindung, die dem Herrn Grafen konveniert. So bricht auf dieser Dampfschifffahrt die Familie fast auseinander.

Dieser Krimi ist auch ohne die vorhergehenden Bücher gut zu lesen. Ich persönlich empfehle trotzdem die Lektüre von „Tod am Semmering“ und „Tod an der Wien“, weil Ernestine und Anton leben einfach so liebenswürdig sind. Ernestine ist mit Scharfsinn und Mut daran, etwaige Verbrechen aufzuklären.

Beate Malys Schreibstil ist flott und flüssig. Sie steckt viel Arbeit in die Recherche, um die 1920er Jahre wieder auferstehen zu lassen. So machen wir hier einen Spaziergang durch Budapest und kehren in dem wohl berühmtesten Kaffeehaus Ungarns, dem Gerbeaud, ein.

Gekonnt sind auch die technischen Details des Dampfschiffes „Jupiter“ eingeflochten, mit denen der Kapitän Ernestine doch beeindruckt.
Witzig finde ich die manchmal pikiert wirkenden Bemerkungen der Mitreisenden „Aha, das haben Sie wohl alles im Reiseführer gelesen?“. Vermutlich wollten sich diejenigen nicht an eine Lehrerin in ihrer Schulzeit erinnern (lach).

Fazit:

Mir hat der Ausflug mit der „Jupiter“ sehr gut gefallen. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne und freue mich auf einen weiteren Kriminalfall.


Veröffentlicht am 24.10.2018

Ein weihnachtlicher Krimi mit ernstem Hintergrund

Das Stille Nacht Geheimnis
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Als Stella Pilar im fernen Portugal die Nachricht vom schweren Unfall ihres Sohnes Bernardo in Oberndorf bei Salzburg erhält, reist sie sofort nach Österreich. Es fällt ihr nicht leicht in ihre alte Heimat ...


Als Stella Pilar im fernen Portugal die Nachricht vom schweren Unfall ihres Sohnes Bernardo in Oberndorf bei Salzburg erhält, reist sie sofort nach Österreich. Es fällt ihr nicht leicht in ihre alte Heimat zurückzukehren, die sie voll Zorn vor Jahren verlassen hat.

Bernardo ist wie viele andere Reporter zum 200-Jahr-Jubiläum des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes nach Oberndorf gekommen. Während die Polizei nach wie vor an einen unglücklichen Unfall glaubt, heftet sich Stella auf die Spuren seiner Reportage. Sie hat außer ihrem mütterlichen Willen nur den verwaschenen Hinweis auf „lockiges Haar“. Dann erhält sie Hilfe von unerwarteter Seite, nämlich von alten Schulkameraden.

Doch ganz untätig ist die Salzburger Polizei auch nicht. In Abwesenheit von Martin Meran, der an EUROPOL ausgeliehen ist, führt Carola Salman die Abteilung und muss sich neben den Sorgen von Stella, mit einer erhöhten Terrorwarnung und den damit verbundenen Grenzkontrollen herumschlagen. Dann verschwindet noch die Stille-Nacht-Gitarre und eine Lösegeldforderung in Bitcoins trifft ein.

Wird die Gitarre rechtzeitig zur Aufführung wiederauftauchen? Und wird es Carola und Stella gelingen, den rätselhaften Unfall von Bernardo aufzuklären?


Meine Meinung:

Manfred Baumann ist ein spannender Weihnachtskrimi abseits vom Kitsch gelungen. Neben Gedanken zur aktuellen Weltlage mit ihrer Terrorgefahr und den vielen Flüchtlingen sowie der Kommerziellen Ausbeutung des Stille-Nacht-Liedes kann der Leser ein wenig in besinnliche Stimmung kommen. Da ist zum Bespiel der kleine Sebastian, der das erste Weihnachtsfest ohne seine verstorbene Oma feiern muss oder die Tochter des Chorleiters, der seine Chormitglieder bis aufs Blut mit seinem Ehrgeiz quält. Da kommt doch das Verschwinden der berühmten Gitarre, die immer Franz Xaver Gruber zugeschrieben wird, aber eigentlich von Joseph Mohr gespielt wurde, gerade recht.

Auch die alltäglichen Sorgen von Carola, die den Spagat zwischen Familie und Beruf sehr gut meistert. Obwohl die behinderte Tochter Hedwig ihr manchmal alles abverlangt.

Manfred Baumanns Krimis der Serie mit Martin Merana sind selten reißerisch oder Action lastig. Dieser hier ist noch ein bisschen ruhiger. Immerhin liegt ja eine Menge Schnee, der die lauten Geräusche dämpft.

Die Auflösung ist so spektakulär wie überraschend. Manchmal sind Grenzkontrollen doch nützlich.

Das Cover passt perfekt zum Thema, da die Oberndorfer Stille-Nacht-Kapelle abgebildet ist. Die schöne Aufmachung mit dem Lesebändchen macht den Krimi zu einem perfekten Weihnachtsgeschenk.

Fazit:

Ein durchaus besinnlicher Weihnachtskrimi, dem ich gerne 5 Sterne gebe.