Profilbild von drachenzahn

drachenzahn

Lesejury Profi
offline

drachenzahn ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit drachenzahn über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2025

Vorreiter des Vampirromans

Carmilla
0

Joseph Sheridan Le Fanus Novelle Carmilla gilt als wegweisendes Werk der Vampirliteratur und wurde bereits 26 Jahre vor Bram Stokers Dracula veröffentlicht. In der düsteren Kulisse eines abgelegenen Schlosses ...

Joseph Sheridan Le Fanus Novelle Carmilla gilt als wegweisendes Werk der Vampirliteratur und wurde bereits 26 Jahre vor Bram Stokers Dracula veröffentlicht. In der düsteren Kulisse eines abgelegenen Schlosses in der Steiermark entfaltet sich eine geheimnisvolle und spannungsgeladene Geschichte. Die junge Laura lebt isoliert mit ihrem Vater, bis eines Nachts die geheimnisvolle Carmilla bei ihnen Einzug hält. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine intensive, von subtiler Erotik durchzogene Beziehung, während in der Umgebung rätselhafte Todesfälle auftreten.

Le Fanu versteht es meisterhaft, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen, die durch das viktorianische Setting und den schleichenden Horror lebt. Besonders bemerkenswert ist die latente homoerotische Spannung, die für die damalige Zeit mutig und innovativ war. Carmilla wirkt weniger als klassische Bedrohung, sondern vielmehr als verführerische Manipulatorin, was sie zu einer faszinierenden Figur macht.

Zwar mag der Handlungsverlauf aus heutiger Sicht vorhersehbar wirken, doch die dichte, unheilvolle Stimmung und die psychologische Tiefe der Charaktere machen Carmilla zu einem fesselnden Leseerlebnis. Die erzählerische Struktur in Tagebuchform verstärkt die Intimität der Geschichte und zieht Leser*innen tief in Lauras Perspektive.

Als Vorläufer von Dracula bietet Carmilla nicht nur literaturhistorisch spannende Einblicke, sondern überzeugt auch durch seine besondere Mischung aus Grusel, unterschwelliger Erotik und psychologischer Spannung. Ein Muss für Liebhaber klassischer Schauerliteratur und Vampirgeschichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2025

Ein Fuchs auf Bewährung

Der Fuchs und der kleine Tanuki 1
0

Mi Tagawas Manga "Der Fuchs und der kleine Tanuki" ist ein liebevoll gestalteter Einstieg in die faszinierende Welt der japanischen Mythologie. Die Geschichte rund um den Fuchsgeist Senzou und das aufgeweckte ...

Mi Tagawas Manga "Der Fuchs und der kleine Tanuki" ist ein liebevoll gestalteter Einstieg in die faszinierende Welt der japanischen Mythologie. Die Geschichte rund um den Fuchsgeist Senzou und das aufgeweckte Tanuki-Kind Manpachi begeistert mit detailreichen Illustrationen und einer abenteuerlichen Handlung. Das Motiv ist natürlich nicht neu, dass jemand Buße tun muss, indem er sich um jemand kümmern muss bzw. zum Erfolg verhelfen soll, dennoch wird es hier durchaus originell umgesetzt.

Nach 300 Jahren Strafe durch die Sonnengöttin Amaterasu muss Senzou beweisen, dass er sich gebessert hat, indem er sich – widerwillig – um Manpachi kümmert. Diese ungleiche Partnerschaft führt zu spannenden und oft humorvollen Begegnungen mit verschiedenen magischen Wesen aus der Bakemono-Welt. Das Tanukijunges Manpachi ist in jeder Hinsicht einfach bezaubernd. Er hat eine etwas naive, herzensgute Art, mit der er der Welt offen und vorurteilsfrei entgegenblickt. Und das, obwohl er von seinen Eltern mit drei Jahren aufgrund seiner Kräfte verstoßen wurde.

Besonders hervorzuheben ist der wunderschöne Zeichenstil: Ausdrucksstarke Tiergesichter, dynamische Szenen und liebevoll gestaltete Hintergründe. Die farbige Illustration zu Beginn des Mangas ist ein besonderes Highlight. Zusätzlich bietet das Bakemono-Lexikon am Ende jedes Kapitels spannende Informationen zu japanischen Mythenwesen, die den kulturellen Hintergrund der Geschichte anschaulich erklären. Auch Fußnoten helfen, ungewohnte Begriffe zu verstehen.

Allerdings könnten gerade Manga-Neulinge von der Fülle an Informationen und den zahlreichen neuen Begriffen anfangs etwas überfordert sein. Hier wäre eine sanftere Einführung wünschenswert gewesen. Trotzdem gelingt es Mi Tagawa, die Balance zwischen spannender Unterhaltung und Wissensvermittlung zu halten.

Die Geschichte ist für Kinder ab acht Jahren geeignet, spricht aber ebenso ältere Leser*innen an, die sich für Mythen und Legenden begeistern. Das Lesen von hinten nach vorne erfordert für Manga-Neulinge vielleicht etwas Eingewöhnung, wird aber durch die gut strukturierte Panelanordnung erleichtert.

Insgesamt ist "Der Fuchs & der kleine Tanuki" ein zauberhafter Manga, der durch seine sympathischen Charaktere, spannende Abenteuer und die gelungene Einbindung japanischer Mythologie überzeugt. Ein wundervoller Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.01.2025

Magische Wintergeschichte mit Schwächen in der Handlung

Lina und der Schnee-Engel
0

„Lina und der Schnee-Engel“ von Maggie O’Farrell ist eine zauberhaft illustrierte Geschichte, die Kinder ab fünf Jahren in eine magische Winterwelt entführt. Lina, ein neugieriges und lebhaftes Mädchen, ...

„Lina und der Schnee-Engel“ von Maggie O’Farrell ist eine zauberhaft illustrierte Geschichte, die Kinder ab fünf Jahren in eine magische Winterwelt entführt. Lina, ein neugieriges und lebhaftes Mädchen, trifft eines Nachts auf ihren Schnee-Engel – eine schimmernde, geheimnisvolle Figur, die ihr Schutz bieten soll. Von dieser Begegnung fasziniert, versucht Lina immer wieder, ihren Engel zurückzuholen, auch durch gefährliche Aktionen, was für einige junge Leser fragwürdige Botschaften senden könnte.

Die Grundidee des Buches ist bezaubernd: Wer im Schnee einen Engel formt, erhält einen persönlichen Schutzengel. Doch die Handlung selbst wirkt an einigen Stellen unausgereift. Themen wie Krankheit, Krankenhausaufenthalte und riskantes Verhalten sind für Kinder schwer zu greifen oder könnten sie verunsichern. Insbesondere Linas Versuch, durch Gefahren ihren Engel herbeizurufen, erscheint problematisch.

Das Highlight des Buches sind jedoch die wunderschönen Illustrationen von Daniela Jaglenka Terrazzini, die mit nostalgischem Charme und stimmungsvoller Farbgebung die winterliche Atmosphäre perfekt einfängt. Das Cover mit seinen glitzernden Schneeflocken ist des Weiteren ein echter Hingucker.

Sprachlich ist die Erzählung poetisch und lädt zum Träumen ein, jedoch könnte sie für Fünfjährige stellenweise zu anspruchsvoll sein. Die Bilder helfen, Verständnislücken zu schließen, und machen das Buch auch für Jüngere interessant.

Trotz seiner Schwächen bietet „Lina und der Schnee-Engel“ eine herzerwärmende Botschaft über Hoffnung, Schutz und Vertrauen. Es eignet sich gut für gemütliche Lesestunden in der kalten Jahreszeit, auch wenn es inhaltlich nicht ganz überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.12.2024

Ein spannender Thriller voller Geheimnisse und Wendungen

To Die For
0

„To Die For“ von Lisa Gray ist ein fesselnder Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite packt. Die Handlung dreht sich um fünf Immobilienmakler, die alles daransetzen, eine exklusive Villa in ...

„To Die For“ von Lisa Gray ist ein fesselnder Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite packt. Die Handlung dreht sich um fünf Immobilienmakler, die alles daransetzen, eine exklusive Villa in Malibu zu verkaufen – und zwar wegen einer Million-Dollar-Provision. Doch schnell wird klar, dass jeder von ihnen dunkle Geheimnisse verbirgt und bereit ist, weit zu gehen, um zu gewinnen.

Die Geschichte wechselt geschickt zwischen den Ereignissen vor einer glamourösen Maklerparty und den Ermittlungen danach, die von Detective Aribo und seinem Partner Lombardi geführt werden. Man weiß tatsächlich erst nach ungefähr zwei Dritteln des Buches überhaupt, wer gestorben ist. Gray verknüpft die Perspektiven der Figuren nahtlos und baut so eine wachsende Spannung auf. Allerdings muss ich sagen, dass ich letztlich keinen der Charaktere wirklich mochte, nicht einmal Andi. Alle sind selbstsüchtig, teilweise skrupellos und wenig sympathisch.

Lisa Grays Schreibstil ist jedoch lebendig und mitreißend. Sie schafft es, die kalte Welt des Immobiliengeschäfts mit menschlichen Abgründen zu verweben. Der Plot ist voller Wendungen, von denen nicht alle überraschend und manche auch arg übertrieben sind, aber dennoch für Nervenkitzel sorgen. Vor allem das Tempo des Buches überzeugt: Es gibt kaum Verschnaufpausen, und die Konflikte zwischen den Figuren brodeln ständig unter der Oberfläche.

Das Ende ist gelungen, mit einer kleinen, cleveren Wendung, die die Geschichte perfekt abrundet. Wer rasante Thriller mit viel Spannung und zwiespältigen Figuren mag, wird „To Die For“ nicht aus der Hand legen können. Ein packendes Leseerlebnis – absolut empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.12.2024

Wenn die Jägerin zur Beute wird

Dynasty of Hunters, Band 1 - Von dir verraten
0

Das Konzept dieser Welt ist wirklich überaus interessant. Es mischt „Hunger Games“ mit Themen wie Sklaverei (auch wenn der Begriff als solches nie in den Mund genommen wird) und Fantasy. Dabei kam ein ...

Das Konzept dieser Welt ist wirklich überaus interessant. Es mischt „Hunger Games“ mit Themen wie Sklaverei (auch wenn der Begriff als solches nie in den Mund genommen wird) und Fantasy. Dabei kam ein überaus spannender und unterhaltsamer Jugendroman heraus, an dessen Ende man noch mehr lesen möchte und muss, da er leider auf einen Cliffhanger endet.

Um ihre Macht zu sichern, halten die Fürstenhäuser sogenannte Jagdspiele ab. Gejagt werden bürgerliche Teenager aus armen Familien. Den adeligen Jugendlichen wird jeweils einer als ihre Beute zugewiesen. Diesen müssen sie während einem zehntägigen Aufenthalt auf einer gefährlichen Insel fangen und „zeichnen“. Das bedeutet, dass sie ihn mit einer magischen Farbe aus ihren Fingern beschreiben. Die geschriebenen Worte beherrschen von da an den Bürgerlichen.

Laelia de Bleu wurde ihr ganzes Leben auf diese Jagd vorbereitet. Als sie nun ihren Gejagten per Los ziehen soll, findet sie sich selbst in der Rolle des Gejagten wieder. In dieser neuen Position beginnt sie ihr bisheriges Leben und all ihre Wertvollstellungen zu hinterfragen. Zu wem gehört sie eigentlich? Ist sie noch ein Jäger und eine Adelige? Wer will sie überhaupt sein? Und wem kann sie vertrauen?

Das Buch weist einige Wendungen auf und liest sich flüssig. Es wird nie langweilig. Auch die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Einige Geheimnisse werden im Laufe der Geschichte aufgedeckt, aber es bleibt noch viel Stoff für den oder die Folgebände. Ab und an tauchen französische Begriffe und Sätze auf, die jedoch immer gleich übersetzt werden.

Ich für meinen Teil hatte sehr viel Spaß beim Lesen und freue mich bereits auf den nächsten Band im Februar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere