Das Leid der Sklaven
Mark Twains Huckleberry Finn erzählt aus der Perspektive des Sklaven Jim - so könnte man „James“ von Percival Everett in einem Satz zusammenfassen, doch gerecht würde es dieser Neuerzählung des Klassikers ...
Mark Twains Huckleberry Finn erzählt aus der Perspektive des Sklaven Jim - so könnte man „James“ von Percival Everett in einem Satz zusammenfassen, doch gerecht würde es dieser Neuerzählung des Klassikers nicht werden. Ich gebe zu, ich habe Mark Twain nicht gelesen, kann also keinen Vergleich ziehen, allerdings handelt es sich bei diesem Roman keineswegs um ein Abenteuerbuch für Kinder.
Kurz zum Inhalt: Als Jim nach New Orleans verkauft und somit von seiner Frau und seiner Tochter getrennt werden soll, flieht er. Dabei trifft er Huckleberry, der von seinem gewalttätigen Vater geflohen ist. Sie versuchen, sich zusammen durchzuschlagen, werden getrennt, finden sich wieder.
Jim schildert sehr eindrücklich, was ihm als Sklave von seinen Weißen Massas angetan wird. Er wird behandelt wie ein Gegenstand, wie ein Tier, wie Sklaven nun mal behandelt worden sind. Jegliche Menschlichkeit, selbst Schmerzempfinden wurde ihnen abgesprochen. Zu sagen, dass sie ausgebeutet wurden, ist zu schwach für das Leid, das ihnen von den Weißen zugefügt wurde.
Percival Everett schafft es, diese Grausamkeiten so zu verpacken, dass es gerade so erträglich ist und spickt die Begebenheiten mit Humor, was eigentlich unvorstellbar scheint, ihm aber sehr gut gelingt. Die Dummheit liegt dabei bei den Weißen, die denken, sie wären die Schlauen. Sie erkennen nicht, dass die Sklaven nur so tun, als seien sie einfältig, weil sie sonst mit Strafen oder sogar dem Tod rechnen müssen. Widerworte, Nachfragen, selbst Blicke sind gefährlich.
Jim macht eine tiefgreifende Veränderung durch. Anfangs ist er vorsichtig, zurückhaltend, aber im Verlauf hat er immer weniger zu verlieren und in ihm erwacht ein Zorn, der nur allzu menschlich ist in dieser Ungerechtigkeit.
„James“ ist ein Roman, der unbedingt neben Huckleberry Finn als Schullektüre stehen sollte, denn wir müssen endlich die Stimme derer hören, die so lange zum Schweigen gebracht wurden. Ein absolutes Muss für jeden, dieder sich mit amerikanischer Geschichte auseinandersetzen will.