Inhalt & Handlung:
Fabienne, ein Mädchen, dass mit ihrer Familie in einem kleinen Schleusenwärterhaus am Canal du Midi wohnt, ist von klein auf gewohnt zu arbeiten, da ihr Vater als Schleusenwärter wenig verdient, und die Familie auf ein Zusatzeinkommen durch die Bewirtung von Gästen in ihrer Gastwirtschaft angewiesen ist. Anfangs unterstützt sie ihre Mutter Violaine, doch als diese überraschend in jungen Jahren stirbt, muss Fabienne das Arbeitspensum, dass für zwei schon zu viel ist, nun alleine weiterführen, da ihre Geschwister das Elternaus bereits verlassen haben. Als der Vater eine neue Frau ins Haus holt, wird Fabienne die Situation unerträglich, da sie von ihrer nunmehrigen Stiefmutter nur noch zur Dienstmagd degradiert wird. So beschließt sie zusammen mit ihrer großen Liebe Eric durchzubrennen, und woanders neu anzufangen. Dieser Plan scheitert jedoch, da sich Eric nicht aus der Bevormundung seines Vaters lösen kann. So landet Fabienne alleine auf sich gestellt in Carcassonne, hat aber immer noch den Traum ihrer Kindheit, irgendwann einmal eine Köchin in einem eigenen Restaurant zu werden. Doch dieses Unterfangen scheint in im männerdominierten ausgehenden 19. Jahrhundert, in dem diese Geschichte spielt, ein nahezu unmögliches Unterfangen zu sein, zumal Fabienne über keine einschlägige Ausbildung verfügt. So versucht sie sich mit schlechtbezahlten Anstellungen finanziell über Wasser zu halten, stellt dann aber zu ihrem Entsetzen fest, dass sie von Eric schwanger ist. Eine Schwangerschaft ist für eine ledige Frau zu dieser Zeit jedoch ein Ding der Unmöglichkeiten, und führt dazu, dass Fabienne mit einem Schlag ihre Arbeit und ihre Unterkunft verliert, da die Menschen um sie herum das Gerede der Gesellschaft fürchten.
In dieser Not lernt Fabienne, die gleichaltrige Stéfanie kennen, ein Mädchen aus reichem Hause, der zwar daheim jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird, die aber trotzdem nicht glücklich ist, und permanent versucht, den Zwängen der feinen Gesellschaft zu entfliehen. Sie sieht in Fabienne eine willkommene Abwechslung, um ihrem ihrer Meinung nach tristen Alltag zu entfliehen und verschafft ihr eine Anstellung als Küchenhilfe im Chateau ihres Vaters. Für Fabienne jedoch ein Glückstreffer, zumal sie hier letztlich arbeiten kann, während ihr Kind, das bald darauf geboren wird, von einer alten Amme, betreut wird. Doch das Schicksal nimmt seinen Lauf, als eines Tages Fabiennes Baby spurlos verschwindet…
Schreibstil:
Die Autorin Durst-Benning versteht es, die Geschichte einer angehenden Köchin sehr bildhaft zu erzählen! Liebevoll werden die Gerichte und die Arbeit in der Küche beschrieben, sodass man sich als Leser oder besser als Hörer beinahe selbst vor Ort wähnt, weil man glaubt, die Düfte der unzähligen Kräuter und Gewürze zu riechen, die Leidenschaft, mit der hier erzählt wird, schwappt auf den Leser über, sodass man nur noch hingerissen ist, von der tollen Art der Beschreibungen!
Charaktere:
Die Protagonistin Fabienne wirkt äußerst sympathisch, wenngleich sie auch ein wenig naiv und leichtgläubig agiert, was aber durchaus nachzuvollziehen ist, da sie aus einfachen Verhältnissen stammt und in ihrem Leben bisher nur wenig außerhalb ihres Elternhauses kennengelernt hat. Stéfanie jedoch ist von gänzlich anderem Charakter: sie ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen und verhält sich dementsprechend egozentrisch, sie sieht das Leben als Showbühne zu ihrem persönlichen Amüsement, je mehr Drama ihr dabei geboten wird, desto besser, auch wenn dies für andere Menschen großes Leid bedeutet! Das macht sie für andere so unberechenbar, da sie oft aus einer Laune heraus agiert, was für andere nur schwer nachzuvollziehen ist. Darüber hinaus trifft man im Laufe der Geschichte auf die unterschiedlichsten Charaktere, jeder auf seine eigene Weise sehr ausführlich und bildhaft beschrieben!
Meinung:
Dieses Hörbuch, welches den ersten Teil einer Trilogie umfasst, hat mich durch seine wunderschönen Beschreibungen sofort in seinen Bann gezogen! Besonders wenn es dabei um die Essenszubereitung ging, schwappte die Euphorie der Autorin auf den Hörer über, so liebevoll und mit solcher Hingabe wurden die einzelnen Zubereitungsschritte beschrieben. In ähnlicher Weise wurde die Geschichte der Protagonistin Fabienne geschildert, sodass man diese feinfühlige, sympathische Figur – von den Gästen in der elterlichen Gastwirtschaft nicht umsonst „Mademoiselle Bon Appetit“ genannt - einfach gernhaben musste und mit ihrem Schicksal mitfiebert! Ihren Widerpart bildet Stéphanie, die zwar für diese Zeit äußerst emanzipiert auftritt, jedoch in ihrem Wesen unberechenbar ist und oft sehr skrupellos agiert.
Persönliche Kritikpunkte:
Was mich an diesem Hörbuch ein wenig gestört hat, war die zum Teil übertriebene Betonung von Svenja Pages, offenbar um damit dem Hörbuch einen „französischen“ Touch zu geben, weniger wäre hier mehr gewesen, auch wenn die Sprecherin ansonsten über weite Strecken des Hörbuchs sehr gute Arbeit geleistet hat, zumal sie eine ausgesprochen angenehme Stimme hat!
Fazit:
Ein wirklich gelungenes Hörbuch, dem man besser nicht hungrig folgen sollte!