Cover-Bild Der Milchmann
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Langen-Müller
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 19.09.2022
  • ISBN: 9783784484334
Rafael Seligmann

Der Milchmann

Roman
Jakob Weinberg wohnt in München. Er ist siebzig Jahre alt, hat Auschwitz überlebt und genießt hohes Ansehen bei seinen Freunden. Sie nennen ihn "Milchmann", weil er damals im Lager eine Kiste mit Trockenmilch fand und zum Retter seiner Mithäftlinge wurde. So die sorgfältig gepflegte Legende. Weinberg kann nicht klagen: Er ist wohlhabend und hat eine junge Geliebte. Ende Oktober 1995 passiert es: Eine Gewebeprobe verheißt Unheil, sieben Tage Ungewissheit. Es geht um sein Erbe. Seine Kinder, die Geliebte und seine Freunde setzen Weinberg unter Druck. Samstag, 4. November, ein neuer Schock: Yitzhak Rabin, den Weinberg verehrt, wird ermordet. Er ist verzweifelt. Ein Jude hat einen anderen erschlagen. Auschwitz kehrt drohend in sein Bewusstsein zurück. Nun versucht der "Milchmann" Ordnung in sein Leben zu bringen. Als er schließlich die Diagnose erfährt, handelt er entschlossen.
"Eine fiktive Gegenwartshandlung und auf Tatsachen beruhende KZ-Berichte verbinden sich ... zum ersten deutschsprachigen Roman, der die seelischen Spätfolgen des grausamen Lageralltags für die Überlebenden der Schoah schildert." (Süddeutsche Zeitung)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2022

Regt zum Nachdenken an

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Dieses Buch ist aus mehreren Gründen für viele schwer zu lesen. Zum einen sind viele Dialoge in jiddisch geschrieben und zum anderen zeigt es eine Seite der KZ-Häftlinge über die nicht so gerne geschrieben ...

Dieses Buch ist aus mehreren Gründen für viele schwer zu lesen. Zum einen sind viele Dialoge in jiddisch geschrieben und zum anderen zeigt es eine Seite der KZ-Häftlinge über die nicht so gerne geschrieben wird: Um selbst zu überleben, werden auch Juden zu Verrätern und Tätern.

Worum geht’s also?

Jakob Weinberg arbeitet als Zwangsarbeiter der KZ Auschwitz an den Geleisen der Bahn als eine Kiste von einem Zug fällt, die Dosen mit Trockenmilch enthält. Da er allein zu schwach ist, die Kiste mit in die Baracke zu nehmen, helfen ihm mehrere Mitgefangene in der Hoffnung etwas davon abzubekommen. Noch bevor Jakob selbst von „seiner“ Trockenmilch nehmen kann, haben die anderen verhungernden Juden die Dosen unter sich aufgeteilt. Jakob fühlt sich betrogen. Es kommt zum Tumult, der weitreichende Folgen für Jakob haben wird.

Nach dem Krieg bildet sich die Legende vom Milchmann, der die gefundene Dosenmilch quasi selbstlos mit seinen Mitgefangenen geteilt hat. Jakob widerspricht nicht, obwohl er genau weiß, was wirklich passiert ist.

Weinberg lebt wieder in Deutschland, wird wohlhabend, hat nun erwachsene Kinder und nach dem Tod seiner Frau eine neue, die allerdings eine Schickse (also Nichtjüdin) ist. Doch glücklich ist er nicht. Die Schatten der KZ-Vergangenheit und die Ablehnung der Deutschen lassen sich nicht verdrängen. Als ihm der Arzt zu einer Biopsie rät, kommen seine Todesängste wieder hoch.

Völlig aus der Bahn wirft ihn das tödliche Attentat auf Israels Premierminister Yitzhak Rabin vom 4. November 1995, denn der Täter ist ein rechtsradikaler Jude.

Meine Meinung:

Autor Rafael Seligmann ist selbst Sohn von KZ-Überlebenden, die nach dem Krieg wieder nach Deutschland zurückkehren. Der Vater freiwillig, die Mutter nicht. Das ist in seinem autobiografischen Roman „Rafi, Judenbub“ nachzulesen.
Womit Seligmann aufräumt, ist das bis zur glorifizierten Selbstaufgabe stilisierte Leben der KZ-Häftlinge. Hier kommen Wahrheiten ans Tageslicht, über die nicht gerne gesprochen wird. Um das eigene Überleben zu sichern, werden noch schwächere geopfert. Der Kampf ums tägliche Stück schimmelige Brot macht die Menschen zu Todfeinden. Kapo gegen Barackenbewohner, Stärkere gegen Schwächere - so intensiv ist das noch selten beschrieben worden.

Darf das sein, dass Juden so denken und handeln wie Nazis? Dürfen Juden rechtsextrem sein?

Das Buch, das erstmals 1999 erschienen ist, zeigt deutlich, dass auch Juden keine homogene Gruppe sind. Da gibt es die säkularen, die gemäßigten und die ultra-orthodoxen. Da werden die aus Russland Vertriebenen verächtlich angesehen. Rafael Seligmann wird wegen des schonungslosen Aufzeigen der Interessenkonflikte zwischen den Juden untereinander als Nestbeschmutzer beschimpft.

Fazit:

Ein Buch das auch mehr als zwanzig Jahre nach seiner Entstehung polarisiert und zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.09.2022

Überleben

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Jacob Weinberg ist ein Überlebender, Er hat anderen geholfen auch zu überleben. Er lebt immer noch in Deutschland, dem Land seiner Peiniger. Er ist vermögend geworden, nun scheint er krank zu sein, der ...

Jacob Weinberg ist ein Überlebender, Er hat anderen geholfen auch zu überleben. Er lebt immer noch in Deutschland, dem Land seiner Peiniger. Er ist vermögend geworden, nun scheint er krank zu sein, der Tod steht wieder mal vor seiner Tür. Er muss alles regeln und mit sich selber ins Reine kommen. Die Rückblicke auf sein Leben zeigen das er mit der Vergangenheit nicht abgeschlossen hat. Der verfolgte, gequälte Jude begleitet ihn ein Leben lang. Er bekommt es nicht aus dem Kopf, nicht von seiner Haut, nicht aus dem Wissen seiner Mitmenschen.
Es ist ein grausames Buch und das liegt nicht daran, dass es menschenverachtende Szenen beschreibt. Es ist was diese Handlungen aus Jacob und seine Mitgefangenen gemacht haben. Es ist dass dieses Empfinden Jacob und die anderen für den Rest ihres Leben begleitet, dass in ihnen etwas zerbrochen ist. Etwas das nicht wieder zu reparieren ist. Sie erfüllen ihre Aufgaben und begleichen ihre Schulden aber etwas fehlt.
Das Buch war schwierig zu lesen. Zum einen lag es daran das ganze Sätze in Jiddisch geschrieben waren, ich konnte es erraten was es heißen sollte und am Ende gibt es ein Glossar, für die Authentizität wichtig, für das Verstehen nicht einfach.. Dazu ist es natürlich schwer die ganze Geschichte zu verkraften.
Denn es ist eine Mischung aus historischen Geschehnissen und Fiktion um eine Figur die man sich nur zu gut vorstellen kann.