Tod in der Volskmusikszene
Es ist wieder September in der Steiermark und die Landeshauptstadt Graz rüstet sich für das alljährliche Fest des „Aufsteirerns“. Ursprünglich ein Brauchtumsfest, ist es nun zu einem Event des allgemeinen ...
Es ist wieder September in der Steiermark und die Landeshauptstadt Graz rüstet sich für das alljährliche Fest des „Aufsteirerns“. Ursprünglich ein Brauchtumsfest, ist es nun zu einem Event des allgemeinen Schunkelns zu volkstümlicher Musik und alkoholgeschwängerter Luft geworden. Außerdem ist natürlich jede Menge Geld für Veranstalter und Mitwirkende im Spiel.
Wenige Tage vor dem Fest wandern ein bekannter Volksmusikant gemeinsam mit seinen Fans auf der Teichalm. Dann fällt ein Schuss und der Musiker, MItglied eines bekanntes Ensembles, stirbt vor den Augen seiner Fans. Unverzüglich wird die Truppe rund um Ermittler Armin Trost mit der Aufklärung betraut. Trost selbst, der in seinem letzten Fall seine Familie verloren hat, ist unauffindbar. Allerdings gibt er auf dem Off Hinweise und taucht unvermittelt in der Dienststelle auf.
Noch während sich Anette Lemberg, die Trosts Nachfolge antritt, mit dem Tod von der Teichalm beschäftigt, geschieht ein zweiter Mord. Wieder ist ein Musiker das Opfer. Wo ist der Zusammenhang? Wer will verhindern, dass diese Musikergruppe beim „Aufsteirern“ aufspielt? Jemand, der die Kommerzialisierung der Volksmusik hasst?
Meine Meinung:
Wie wir es von Robert Preis gewöhnt sind, ist das Einfache nicht seine Sache. Hintergründig bis hinterfotzig legt er seine Charaktere an.
Da ich mehrmals im Jahr in Graz bin, kann ich den Spuren des Krimis sehr gut folgen. Abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten wie Schlossberg samt dazugehörigem Uhrturm, erkunden wir die steirische Landeshauptstadt. Wir folgen Annette Lemberg zu weniger bekannten Plätzen.
Das Verhalten von Armin Trost stellt Vorgesetzte, Kollegen und die Leser vor ein Rätsel. Was treibt ihn an? Ist seine Familie jetzt wirklich tot oder konnte sie gerade noch gerettet werden? Kann es sein, dass Trost wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung den Verstand verloren hat? Oder spannt uns der werte Herr Autor „nur“ auf die Folter? Mit der Beantwortung dieser offenen Frage werden wir uns wohl oder übel bis zum nächsten Fall gedulden müssen.
Nicht immer ist es leicht, Trosts Handlungen und/oder Gedanken nachzuvollziehen.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Der Spannungsbogen ist hoch gehalten. Man merkt, dass sich der Autor mit der manchmal gruseligen Welt der Sagen und Mythen beschäftigt hat und die Leser dorthin mitnimmt. Siehe auch den Hinweis auf die Verteidigung der Stadt Graz im Jahre 1809 gegen die Napoleonischen Truppen. Hierzu hat Robert Preis ein eigenes Buch geschrieben („Das Gerücht vom Tod“).
Besonders gut gelungen sind die kritischen Anmerkungen zur volkstümlichen (oder wie manchmal auch gesagt wird „volksdümmlichen“), die mit dem Ursprung der Musik aus den unterschiedlichen Regionen so rein gar nichts mehr zu tun hat.
Für Leser, die (noch) wenig mit der Steiermark zu tun haben, gibt es am Ende des Buches ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Vokabeln.
Fazit:
Ein Krimi abseits des Mainstreams, dem ich gerne 5 Sterne und eine klare Empfehlung für (nicht nur) Krimiliebhaber gebe! Allerdings sollte bei Band 1 begonnen werden.