Cover-Bild Karolinas Töchter
Band 2 der Reihe "Liam Taggart und Catherine Lockhart"
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 18.08.2017
  • ISBN: 9783746632971
Ronald H. Balson

Karolinas Töchter

Roman
Max Stadler (Übersetzer)

Aus Verzweiflung gab sie einst ein Versprechen. Nun ist es an der Zeit, es zu erfüllen. Chicago, 2013: Die hochbetagte Lena macht sich auf die Suche nach den Töchtern ihrer Freundin, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sein sollen. Doch warum beginnt sie ihre Suche erst jetzt? Was für ein Geheimnis verbirgt sie? Polen, 1939: Lenas Vater kämpft gegen die deutschen Besatzer – bis er mit der ganzen Familie verhaftet wird. Nur die Tochter Lena bleibt zurück, gemeinsam mit ihrer Freundin Karolina kämpft sie fortan im Ghetto ums Überleben. Doch während Lena sich dem Widerstand anschließt, verliebt sich Karolina – in einen Deutschen. »Leser, die auf mehr Bücher wie Kristin Hannahs Die Nachtigall warten, werden begeistert sein.« Booklist

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2018

Sehr schöner, berührender Roman – klare Leseempfehlung

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Lena Woodward ist Ende achtzig und lebt mittlerweile in Chicago. Sie will endlich ihr Versprechen einlösen, dass sie 1943 ihrer besten Freundin Karolina in einem Zug in Polen auf dem Weg zum Lager Groß-Rosen ...

Lena Woodward ist Ende achtzig und lebt mittlerweile in Chicago. Sie will endlich ihr Versprechen einlösen, dass sie 1943 ihrer besten Freundin Karolina in einem Zug in Polen auf dem Weg zum Lager Groß-Rosen gab. Sie muss ihre beiden Töchter finden. Dazu engagiert sie nun, siebzig Jahre später einen Privatdetektiv, der die Mädchen finden soll. Doch auf dem Weg dahin gibt es einige Hürden. So zum Beispiel Lenas Sohn, der seine Mutter vor Gericht zieht und meint, sie würde sich die Existenz der Kinder und Karolinas nur einbilden. Doch was ist nun die Wahrheit? Das möchte die Anwältin Catherine Lockhart herausfinden und lässt sich von Lena ihre Geschichte erzählen. Wie sie als jüdisches Mädchen in Chrzanów aufwuchs. Wie ihre Familie deportiert wurde und Lena sich auf dem Dachboden versteckte. Sie ging in den Widerstand und verlor nie den Glauben, dass alles wieder gut werden wird.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Kombination aus dem aktuellen Prozess und Lena Geschichte ist sehr gelungen. Vor allem Lenas Vergangenheit wurde sehr bildlich und lebendig geschildert. Man hatte das Gefühl von „Kino im Kopf“ und fühlte sich versetzt ins Polen der vierziger Jahre. Mir war Lena sehr sympathisch und ich habe mit ihr mitgelitten.
Wie Lena da auf dem Dachboden lebt, das erinnerte schon stark an Anne Frank oder auch ein anderes Buch das ich mal gelesen habe (Anita Lobel: Das Versteck auf dem Dachboden). Als sie endlich zu den Nachbarn flieht, denkt man gut, geschafft, jetzt wird es besser. Und dann geht sie freiwillig zurück. Bewundernswert, wie stark Lena mit ihren noch nicht einmal 20 Jahren war. Nach dem Lesen des Nachworts weiß man, dass die gesamte Handlung zwar so wie sie aufgeschrieben ist Fiktion ist, dennoch sind die einzelnen Geschichten wirklich passiert. Zwar nicht dieser Lena Woodward, aber einer anderen jungen Frau. Das macht das Ganze noch authentischer.
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Er ist leicht zu lesen. Und wie oben schon geschrieben, sehr bildlich. Noch dazu wirkt die gesamte Geschichte sehr schlüssig.
Sehr geschickt fand ich, dass sich der Bericht über die aktuelle Suche nach Karolinas Töchtern immer wieder mit Lenas Berichten abwechselt. Lena berichtet über ihre Wege und Liam, der Privatdetektiv, beschreitet selbst gerade diese Wege.
Schön fand ich auch, dass nicht alle Deutschen als schlecht dargestellt wurden. Es gab durchaus auch „nette“, die selbst gegen die Vernichtung von Menschen waren und endlich das Ende des Krieges herbeigesehnt haben, hier zum Beispiel Oberst Müller. Oder die netten polnischen Nachbarn, die Lena bei sich versteckten. Natürlich gab es auch genug andere, die Juden und ihre Helfer verraten haben.

Ich habe an diesem Buch nichts Großes auszusetzen und es wird mir sicherlich noch etwas im Gedächtnis bleiben. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Das Versprechen an Karolina

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Die bereits 89jährige Lena Woodward, eine Holocaustüberlebende, kommt eines Tages zu Detektiv Liam Taggert, mit der Bitte Nachforschungen über ihre Freundin Karolina und deren Zwillingstöchter anzustellen. ...

Die bereits 89jährige Lena Woodward, eine Holocaustüberlebende, kommt eines Tages zu Detektiv Liam Taggert, mit der Bitte Nachforschungen über ihre Freundin Karolina und deren Zwillingstöchter anzustellen. Sie möchte ihr Versprechen einlösen die Mädchen ausfindig zu machen, die Karolina Rachel und Leah benannt hat. Allerdings gestaltet sich die Sachlage alles andere als einfach, denn die Kinder wurden während des Zweiten Weltkrieges geboren. Lena weiß weder, ob sie überlebt haben, noch wie sie möglicherweise heute heißen und wo sie sein könnten. Keine gute Ausgangslage für Liam und seine Frau Catherine, eine Anwältin, die er um Hilfe bittet. Außerdem stellt sich die Frage, warum Lena erst jetzt nach Karolina und ihren Töchter sucht und dies nicht schon bei Kriegsende getan hat.
Noch bevor die beiden den Auftrag annehmen, erhalten sie vom Anwalt des Sohnes eine Klage. Das weckt die Neugierde von Liam und Catherine, denn Arthur möchte seine Mutter entmündigen und sie als demenzkrank erklären lassen. Er hält ihre Idee als krankhaft und die Suche als eine Wahnvorstellung.

Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart, während der Hauptanteil des Buches sich um die Lebensgeschichte von Lena dreht. Die historischen Hintergründe werden mit Lenas Schicksal sehr gut zusammengeführt. In einem Handlungsstrang erfährt der Leser nun, wie sich Liam auf die Suche macht und Arthur alles versucht die Nachforschungen zu stoppen. Währendessen erzählt Lena Catherine von ihrem Leben während des Zweiten Weltkrieges.
In diesem zweiten Handlungsstrang erfahren wir von der jungen Jüdin Lena Scheinemann, geboren in Chrzanów in Polen. Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder Milosz, der mit vier Jahren an Kinderlähmung erkrankte und seitdem im Rollstuhl sitzt, wurden 1939 deportiert und ermordet. Sie ist die einzige Überlebende in ihrer Familie. Bei ihrem Versuch zu überleben, findet sie Arbeit in der nahen Fabrik, die Kleidung für die Deutschen herstellt. Dort trifft sie ihre Freundin Karolina wieder. Gemeinsam erleben sie die Verfolgung der Juden, die im Warschauer Ghetto zusammengetrieben werden, bis hin zur Deportation nach Ausschwitz. Lena und Karolina sind zwei sehr starke und mutige Frauen. Lena begibt sich sogar für kurze Zeit in den Untergrund. In Ausschwitz angekommen, liegt das Hauptaugenmerk nur mehr darauf zu überleben. Nach und nach erfährt der Leser das Geheimnis um Karolina und ihre Töchter...

Der Autor schafft es, seine Figuren nicht einseitig darzustellen, wie ich es schon des öfteren in Geschichten rund um den Holocaust gelesen habe. Es gibt sowohl bei den Deutschen, den Polen, als auch bei den Juden gute und böse Menschen, die Lenas Weg kreuzen. Die wirklich interessanten und berührenden Erzählungen aus dem Warschauer Ghetto und anschließend aus Ausschwitz haben mich aufgewühlt und erschüttert. Den Mut und die Kraft von Lena habe ich wirklich bewundert.
Interessant fand ich auch die Ausführung des Autors, warum die Alliierten Ausschwitz und die anderen Konzentrationslager nicht bombardiert haben, obwohl sie bereits von der Endlösung wussten.

Den vielen 5 Sterne Rezensionen kann ich mich leider trotzdem nicht anschließen. Dazu habe ich einige Kritikpunkte!
Besonders im Vergangenheitsstrang fielen mir einige Recherchefehler und Ungereimtheiten auf. Das beginnt damit, dass 1943, als die Menschen nicht nur in Polen hungerten, wohl kaum jemand Bananen zur Verfügung hat und diese austeilt - nicht einmal auf dem Schwarzmarkt. Ebenso gibt es im Winter im Ghetto keine Kohle zum Heizen. Lena und Karolina erhalten von einem deutschen Soldaten eine kleine Ration davon. Ich finde es allerdings unvorstellbar, dass niemand bemerkt, dass plötzlich in einem einzigen Haus im Ghetto Rauch aufsteigt!
Das KZ Mauthausen lässt der Autor zwar in Österreich angesiedelt, allerdings liegt es plötzlich nördlich von Chrzanów....hm...
Liam sucht nach einem Mann namens Müller in Deutschland - und wird fündig! Ist ja ein sehr seltener Name Sarkasmus aus
Ein weiterer Kritikpunkt war für mich die plötzliche Wandlung einer Figur zum Ende hin, die ich nicht nachvollziehen konnte. Diese ändert sich auf wenigen Seiten wirklich um 180 Grad - für mich absolut unvorstellbar!
Ihr seht, die Kritikpunkte häufen sich leider. Trotzdem kann ich sagen, dass der Roman mich trotzdem nicht kalt gelassen hat und so einige Überraschungen bereit hält.

Die Lebensgeschichte von Lena Scheinemann/Woodward hat der Autor in Anlehnung an das Leben von Fay Scharf Waldman geschrieben - in Gedenken an die unzähligen Opfer des Holocaust.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Ronald H. Balson hat mir anfangs ein bisschen Mühe bereitet. Die kurzen und eher einfachen emotionslosen Sätze haben mich nach dem Lesen eines Buches, das mich zuvor total vereinnahmt hat, anfangs eher unzufrieden zurückgelassen. Erst mit der Zeit fand ich in die Geschichte hinein, die mich dann allerdings - bis auf die Recherchefehler - doch noch abholen konnte.

Fazit:
Eine interessante und berührende Geschichte über das Schicksal einer polnischen Holocaustüberlebenden, die allerdings wegen einiger Recherchefehler (obwohl der Autor bereits mehrere Romane zu diesem Thema geschrieben hat) keine fünf Sterne mehr von mir erhält. Für alle, die kleine Recherchefehler nicht so ernst nehmen wie ich, kann ich den Roman auf alle Fälle empfehlen!

Veröffentlicht am 14.01.2018

Karolinas Zwillinge

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"Karolinas Töchter" von Ronald H. Balson basiert auf einer wahren Geschichte und erschien (2017, broschiertes TB) im Aufbau-Verlag. Im Original ist der Titel ""Karolinas Twins"; der Roman wurde aus dem ...

"Karolinas Töchter" von Ronald H. Balson basiert auf einer wahren Geschichte und erschien (2017, broschiertes TB) im Aufbau-Verlag. Im Original ist der Titel ""Karolinas Twins"; der Roman wurde aus dem Amerikanischen übersetzt von Max Stadler.
Der Autor ist selbst Rechtsanwalt und es geht um ein Versprechen, das Lena Woodward, geb. Scheinmann, einst einer Freundin gab.

"Chicago, 2013:
Die hochbetagte Lena macht sich auf die Suche nach den Töchtern einer Freundin, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sein sollen. Doch warum beginnt sie ihre Suche erst jetzt? Was für ein Geheimnis verbirgt sie?

Polen, 1939:
Lenas Vater kämpft gegen die deutschen Besatzer - bis er mit der ganzen Familie verhaftet wird. Nur die Tochter Lena bleibt zurück, gemeinsam mit ihrer Freundin Karolina kämpft sie fortan im Ghetto ums Überleben. Doch während Lena sich dem Widerstand anschließt, verliebt sich Karolina - in einen Deutschen."(Quelle: Buchrückentext)

Lena Woodward, geb. Scheinmann, wendet sich vertrauensvoll an die Rechtsanwältin Catherine und ihren Partner Liam, der Privatdetektiv ist, da sie von beiden über einen Freund hörte: Sie möchte ein Versprechen einlösen, das sie einst Karolina, ihrer besten Freundin gab - und die beiden Mädchen wiederfinden, die gegen Ende des 2. Weltkrieges verschwunden sind.
Um zu klären, ob Catherine sich dem Fall der alten Dame widmen kann und Liam in die Ermittlungen einsteigt, erzählt Lena die ganze Geschichte, die sie über Jahrzehnte in sich vergraben hatte: Es entwickelt sich mehr und mehr ein sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen Lena und Catherine, die ein Kind erwartet - das einzig von Arthur Woodward, dem Sohn Lenas und Erben des großen Vermögens, das der Vater hinterließ, gestört wird: Dieser behauptet, dass seine Mutter an Demenz leidet und an Wahnvorstellungen leidet, da er die reale Existenz der Geschichte um die beiden Töchter Karolinas anzweifelt. Damit wird es ein juristischer Fall und Lena bleibt nicht viel Zeit, um ihre Geschichte Catherine anvertrauen zu können.....

Lena erzählt in der Ich-Form vom Erstarken des NS-Regimes und dem Einfall der Deutschen in Polen (1.9.1939); sie möchte ihren Vater ehren, der Widerstandskämpfer war und engagiert sich ebenfalls im Widerstand: Als Näherin arbeitet sie in einer Fabrik, bis diese geschlossen wird und die weiteren Stationen kann man sich vermutlich vorstellen, die hier historisch belegt beschrieben werden: Deportationen; das Glück von Lena, nicht selektiert zu werden, da sie arbeitsfähig ist, die Lügen der Umsiedlung der Juden; die Exekutionen und all das Grauen, das dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und den Holocaust in die Welt brachte: Ich habe kürzlich Sam Pivniks "Der letzte Überlebende" gelesen und viele weitere Romane und Sachbücher zu der NS-Zeit: Diesen Roman und die Geschichte Lenas, die stellvertretend für so viele Opfer steht, würde ich ebenfalls in die Reihe der literarischen "Stolpersteine" stellen - und finde ihn sehr aktuell, da in ganz Europa der Rechtspopulismus erstarkt.

Der Stil des Autors ist flüssig zu lesen; die historischen Hintergründe in der Erzählung Lenas fließen in den Roman mit ein und die Stärke, die Lena in all der schrecklichen Zeit besitzt, wird glaubhaft beschrieben: Nicht alle Juden ließen sich wie Opferlämmer zur Schlachtbank führen; auch in den deutschen Reihen gab es Kollaborateure, die teils mit ihrem Leben bezahlten. Leider gelang es anderen, sich mit neuen Identitäten jahrzehntelang in z.B. Südamerika zu verstecken, wie man seit den Recherchen Beate Klarsfelds weiß.

Fazit:

Ein sehr lesenswerter Roman, der auf wahren Fakten beruht und dem ich sehr gerne eine absolute Lese- und Weiterempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 14.01.2018

einfach bewegend

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Ich nehme an, ich sollte ganz von vorn beginnen und Ihnen erzählten, wie ich diese Kinder kennenlernte.

Eines Tages tritt die über 90-jährige Lena Scheinmann mit einem ungewöhnlichen Auftrag an den Privatdetektiv ...

Ich nehme an, ich sollte ganz von vorn beginnen und Ihnen erzählten, wie ich diese Kinder kennenlernte.

Eines Tages tritt die über 90-jährige Lena Scheinmann mit einem ungewöhnlichen Auftrag an den Privatdetektiv Liam heran. Sie möchte, dass er zusammen mit seiner Frau, der Rechtsanwältin Catherine, nach den im Krieg verschwundenen Zwillingsbabies ihrer Freundin Karolina, forscht, der sie damals ein Versprechen gab.
Aber irgendetwas scheint an Ihrer Geschichte nicht zu stimmen. Warum sucht Lena erst jetzt nach ihnen und warum behauptet ihr Sohn, sie habe sich in eine Wahnvorstellung verrannt?

~ ~ ~ *

Karolinas Töchter ist eine sehr berührende Geschichte, aus der Nazizeit, bei der ich immer wieder Tränen in den Augen hatte.

Sie ist nicht rührsehlig, ganz im Gegenteil. Ronald H. Balson lässt seine Hauptprotagonistin Lena in Rückblicken ihre Lebensgeschichte erzählen, die einer jungen jüdischen Frau, im von Nazis besetzten Polen. Das Stilmittel ist perfekt gewählt, denn man erlebt alles hautnah mit; den Abtransport ihrer Familie, der Verlust ihres kleines behinderten Bruders, von dem einzig ein Schuh geblieben ist, das Versteck über dem Schrank und ihr darauffolgender jahrelanger Überlebenskampf.

Die Geschichte wirkt unheimlich authentisch. Und irgendwie ist sie das auch. Zwar fiktiv, aber durchweg aus Zeitzeugen-Aussagen genommen. Was bei anderen dann manchmal wie zusammengeschustert und holprig wirkt, beherrscht Ronald H. Balson und erzählt hier eine großartige Geschichte, die fesselt und mitreisst.

Die Charaktere sind greifbar und lebendig. Und mit der Rechtsanwältin Catherine gibt es automatisch einen kritischen Part, der auch mal Dinge hinterfragt und anzweifelt, wodurch das Ganze noch mehr Tiefe bekommt.

Fazit: Lena`s Geschichte hat mich so gefesselt und bewegt, dass mir selbst das Chaos der Bahn am Wochenende und die damit verbundenen stundenlangen Wartezeiten, nichts ausgemacht hat, da ich einfach nur weiterlesen wollte.

Dies ist nicht Ronald H. Balsons erster Roman, der sich mit der Thematik beschäftigt, aber leider der Einzige, der bislang auf Deutsch erschienen ist. Vielen Dank an den ATB-Verlag hierfür und ich hoffe, das bald noch weitere Romane von ihm übersetzt werden.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Ergreifend und berührend

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Chicago 2013:

68 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs möchte Lena Woodward, geborene Scheinmann endlich ein Versprechen einlösen. Sie will Karolinas Zwillinge finden.

Dazu sucht sie sich Hilfe beim Ermittler ...

Chicago 2013:

68 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs möchte Lena Woodward, geborene Scheinmann endlich ein Versprechen einlösen. Sie will Karolinas Zwillinge finden.

Dazu sucht sie sich Hilfe beim Ermittler Liam Taggart und seiner Frau, der Anwältin Cathrine Lockhart. Stück für Stück erzählt Lena ihre Geschichte, die in Polen in den 30iger Jahren beginnt. Sie berichtet, wie Deutschland Polen überrollt und unter seine Kontrolle bringt.

Da die Familie dem jüdischen Glauben angehört, gelten für sie auch alle Gesetze, die gegen jüdische Menschen erlassen werden. Als die Familie aus ihrem Haus vertrieben und auseinander gerissen wird, muss Lena jeden Tag aufs Neue Entscheidungen treffen. Eine Jugendliche, die bisher behütet aufgewachsen ist und nun alleine in den Wirren des Krieges gefangen ist. Die Bedingungen verschärfen sich und gemeinsam mit Karolina, ihrer Freundin aus Kindheitstagen kämpft sie ums Überleben. Als Karolina schwanger wird und Zwillinge zur Welt bringt, wissen beide, dass den zwei Mädchen wahrscheinlich kein langes Leben beschert sein wird.

Wie hat es mir gefallen?

Mir fehlen die richtigen Worte. Ich befürchte, ich kann niemals genau beschreiben, warum ich diese Geschichte so beeindruckend fand.

Ein kleiner Exkurs:

Ich bin 1971 in Österreich geboren und 1988 war das Gedenkjahr „50 Jahre Einmarsch Hitlers in Österreich“ ein großes Thema. Meine Generation, ist die erste, die über den 2. WK unterrichtet wurde. Das Land begann damals seine Rolle neu zu überdenken. Neue Informationen über Mitläufer und Täter kamen ans Licht.

Da meine Mama aus Frankreich stammt, durfte ich noch eine andere Sichtweise kennenlernen. Gleichzeitig unterrichtete sie Geschichte und somit waren meinem Wissensdurst keine Grenzen gesetzt.

Ich wollte unbedingt wissen, warum es soweit kommen konnte, dass normale Menschen zu Monstern wurden und warum, die Bevölkerung sich nicht gegen dieses Regime auflehnte. Ich las unzählige Tatsachenberichte und auch Romane. Ich ging sogar soweit, in den Tiroler Archiven zu forschen, um Überlebende des Holocaust zu finden. Ich durfte ein paar persönlich kennenlernen und habe Geschichten gehört, die mich entsetzt, berührt und betroffen gemacht haben.

In dieser Zeit gab es auch jede Menge Dokumentationen! Was Schilderungen und Beschreibungen nicht erfassen konnten, ergänzten Bilder. Das war eine ganz neue Dimension der Grausamkeit.
Damals glaubte ich noch daran, dass die Menschheit aus ihrer Geschichte lernen kann, als es dann während des Jugoslawien-Kriegs wieder Konzentrationslager gab, schloss ich vorübergehend dieses Kapitel ab.

Erst langsam traute ich mich wieder an dieses emotionale Thema heran. Nach dem Roman „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak begann ich mit „Sarahs Schlüssel“ von Tatjana de Rosnay wieder über diese Zeit zu lesen. Als ich in Paris war, musste ich mich auf die Spuren von „Rafle du Vélodrome d’Hiver“ begeben. Am 16. Und 17. Juli 1942 wurden die Juden Paris in dem Velodrom zusammen gepfercht und mussten dort tagelang ohne Versorgung aushalten, bevor sie in Vernichtungslager im Osten verfrachtet wurden. Unverhältnismäßig viele Frauen und Kinder fielen der Razzia zum Opfer. Die französische Polizei half tatkräftig mit. Ein Kapitel in der Geschichte Frankreichs, das niemand gerne erwähnt.

Ihr seht, ich befasse mich schon recht lange mit dem Holocaust und dem 2. WK, jedoch nur mehr in geringen Dosen, denn es erschüttert mich auch heute, über diese Zeit zu lesen.
Mit „Karolinas Töchter“ fand ich ein Buch, das ein wahrer Schatz in meinem SuB war.

Das Augenmerk liegt natürlich auf Lena und ihrer Geschichte rund um ihre Freundin Karolina. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder die Sprache auch im Original eher einfach ist. Damit meine ich, dass es keine, unendlich langen, in einander verschachtelte Sätze gibt. Diese direkte Schreibweise unterstreicht die Erzählung und die Eindringlichkeit der Ereignisse. Jeder überlebte Tag ist ein Erfolg und Widerstand gegen die Nazis.

Doch in der Grausamkeit des Alltags gibt es auch winzig kleine Lichter der Hoffnung. Ein Gebet mitten in der Hölle, ein Stück Obst von einem jungen Mann oder ein angebotener Schlafplatz in einer kleinen Nische.

Die Suche nach Karolinas Töchter nimmt auch den größten Teil der Geschichte ein. Liam und Cathrine werden schnell von Lenas Erzählungen in den Bann gezogen. Zwar ist die Dame bereits 89 Jahre alt, aber ihr Gedächtnis scheint völlig in Ordnung zu sein. Ihr Sohn Arthur zweifelt ihre geistige Gesundheit jedoch stark an und glaubt, sie leide an Altersdemenz. Auf seine eigene Art und Weise möchte er seine Mutter beschützen, aber manchmal hätte ich ihm liebend gerne eine Kopfnuss verpasst. So beginnt auch noch ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Entmündigung Lenas zu verhindern.

Mit diesen zwei Handlungssträngen, die sich abwechseln, hält Ronald H. Balson die Spannung ständig aufrecht. Denn Liam und Cathrine fühlen sich für Lena verantwortlich. Sie versuchen alles, dass sie ihr Versprechen halten kann. Aber die Zeit drängt gnadenlos. So viele Jahre nach Ende des Kriegs wird es fast unmöglich, Beweise und Hinweise zu finden.
In seiner Widmung bedankt sich der Autor bei Fay Scharf Waldman, deren Geschichte er in diesem Roman erzählt. Einzig die Ereignisse in Chicago sind erfunden und haben mit Fay überhaupt nichts zu tun. Vielleicht könnte in Schulen dieses Buch gelesen werden, um somit einen Teil zur Bildung rund um den Holocaust beizutragen.

Wer „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah mochte, wird dieses Buch genauso gerne lesen. Wobei „gerne“ nicht das passende Wort ist. Ich lege es euch ans Herz. Lasst euch auf Lena und Karolinas Geschichte ein.