Cover-Bild Und damit fing es an
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 333
  • Ersterscheinung: 08.08.2016
  • ISBN: 9783458176848
Rose Tremain

Und damit fing es an

Roman
Christel Dormagen (Übersetzer)

»Manchmal geschehen Dinge eben erst spät im Leben.«

Gustav Perle ist ein zurückhaltender Mann. Er wuchs in den 1940er-Jahren allein bei seiner Mutter Emilie in ärmlichen Verhältnissen im schweizerischen Matzlingen auf – und schon damals hat er gelernt, nicht zu viel vom Leben zu wollen. Als Anton in seine Klasse kommt, ein Junge aus einer kultivierten jüdischen Familie, hält mit ihm auch das Schöne in Gustavs Leben Einzug. Anton spielt Klavier, und seine Familie nimmt Gustav sonntags mit zum Eislaufen. Emilie sieht das nicht gerne, lebt sie doch in der Überzeugung, dass die Bereitschaft ihres verstorbenen Mannes, jüdischen Flüchtlingen zu helfen, letztlich ihr gemeinsames Leben ruiniert hat. Doch Anton ist alles, was Gustav braucht, um glücklich zu sein. Umso härter trifft es ihn, als Anton – beide sind längst erwachsen – Matzlingen verlässt, weil er seine große Chance als Pianist wittert. Gustav widmet sich seinem Hotel Perle, das er inzwischen mit Erfolg führt – doch er ist einsam und verspürt eine große Leere in seinem Leben. Bis Anton, gescheitert, zurückkehrt – und beide erkennen, dass das Glück vielleicht schon immer direkt vor ihnen lag.

Ein zarter, bewegender Roman, der davon erzählt, dass es manchmal fast ein ganzes Leben dauert, bis man das Glück findet – in dem einen Menschen, den man zum Leben braucht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

stimmige Geschichte

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Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste beginnt 1947 und beschreibt die Kinderjahre des Gustav Perle. Er lebt unter ärmlichen Bedingungen mit seiner Mutter Emilie in Matzlingen in der Schweiz. ...

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste beginnt 1947 und beschreibt die Kinderjahre des Gustav Perle. Er lebt unter ärmlichen Bedingungen mit seiner Mutter Emilie in Matzlingen in der Schweiz. Sein Vater ist kurz nach seiner Geburt verstorben. Die Mutter ist verbittert über den Tod von Erich und beschuldigt die Juden im Allgemeinen, an dessen Tod schuld zu sein. Die Hintergründe kennt Gustav nicht. In Gustavs tristem Leben gibt es eine große Veränderung, als Anton neu in seine Klasse kommt und er sich um den weinenden und verschüchterten Jungen kümmern soll. Gustav schließt Anton und auch seine Eltern schnell in sein Herz und ist dankbar um die Bereicherung in seinem Leben. Dieser Abschnitt ist sehr warmherzig erzählt, Gustavs Gedankenwege werden glaubhaft und berührend geschildert.

Der zweite Abschnitt handelt viele Jahre früher: hier wird die Kennenlerngeschichte und die Ehe von Emilie und Erich Perle vorgestellt. Dies geschieht in der Vorkriegszeit. Erich ist stellvertretender Polizeichef und ihm macht das schwierige weltpolitische Umfeld zu schaffen. Da Emilie nur ihre eigene kleine Welt und ihr Wohlbefinden im Auge hat, gibt es zwischen den beiden bald die ersten Schwierigkeiten. Dieser Abschnitt klärt die offenen Fragen aus dem 1. Abschnitt und der Leser weiß wohl über die tragischen Verlauf der Ehe seiner Eltern mehr, als Gustav selbst.

Im 3. Abschnitt sind beide Männer schon um die 50 und wohnen noch in Matzlingen. Gustav ist weiterhin wie in seinen Kinderjahren um einen freundlichen Umgang mit seinen Mitmenschen bemüht, auch wenn diese ihm wenig Gutes entgegenbringen. So z.B. seine Mutter, die bis zu ihrem Tod Gustav kritisierend und fast feindselig behandelt. Oder auch Anton, der sich um die Freundschaft mit Gustav gar nicht bemüht, aber immer auf ihn zurückgreift, wenn etwas Unangenehmes zu erledigen ist. Wie wohl viele Leser habe auch ich mich über die egoistische Art von Anton geärgert, der Gustav immer dreister ausnutzt und sich nicht um dessen Befinden schert. Trotzdem habe ich diese Buch mit großem Interesse gelesen. Es war eine stimmige, interessante Geschichte über zwei Generationen in einem angenehm zu lesenden Schreibstil.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderbar gezeichnete Figuren

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Gustav Perle ist ein stiller Junge. Er wächst bei seiner Mutter Emilie auf, der Vater ist bereits kurz nach seiner Geburt gestorben, die Umstände sind für den Jungen lange nicht klar. Seine Mutter ist ...

Gustav Perle ist ein stiller Junge. Er wächst bei seiner Mutter Emilie auf, der Vater ist bereits kurz nach seiner Geburt gestorben, die Umstände sind für den Jungen lange nicht klar. Seine Mutter ist keine liebevolle Frau und ihr Verhältnis zu ihrem Sohn recht unterkühlt und distanziert. Sich in jeder Lebenslage zu beherrschen, ist ihr sehr wichtig und das vermittelt sie auch ihrem Sohn.

So wächst Gustav zwar nicht direkt unglücklich, aber auch eher freudlos auf. In der Vorschule trifft er dann eines Tages auf Anton, den Sohn wohlhabender jüdischer Eltern. Die beiden Jungen freunden sich an und Gustav verbringt viel Zeit bei und mit Antons Familie. Anton ist ein musikalisches Wunderkind und seine Eltern setzen große Hoffnungen in seine Zukunft als Konzertpianist. Durch sie erhält Gustav Einblicke in eine ganz andere Welt, aber auch immer wieder Dämpfer, wenn ihm deutlich gemacht wird, dass seine Familie eben nur aus Emilie und ihm besteht und sie ein gänzlich anderes Leben führen.

Nach und nach erfährt man als Leser in Rückblenden, warum Emilie ist, wie sie ist und wie es dazu gekommen ist. Auch Gustavs verstorbenen Vater Erich lernen wir so im Nachhinein kennen und diese Rückblenden erklären einiges.

Die Lebenswege von Anton und Gustav bleiben immer irgendwie verknüpft, driften manchmal etwas weiter auseinander, doch nähern sich dann auch wieder an.

Gustav Perle ist ein liebenswürdiger Mann, aber anscheinend liebt ihn niemand. Seine Mutter nicht, da sie zu sehr mit ihrer eigenen Vergangenheit kämpft, sein Freund Anton ist zu selbstbezogen und viele andere Menschen gibt es in Gustavs Leben nicht. Dennoch steht Gustav wiederum den Menschen, die ihm nahestehen, immer bei und ist für sie da.

Es ist ein Buch für Leser, die ruhige Töne mögen. Wer viel Action erwartet, ist hier sicherlich falsch beraten. Aber gerade wegen dieser leisen Töne hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Die Figuren werden gut gezeichnet, man sieht sie regelrecht vor sich. Auch wenn man anfangs nicht alles versteht, erklärt sich im Laufe der Handlung doch alles und man kann nachvollziehen, warum sie so geworden sind.

Gustav ist in den 1940er Jahren geboren, die Geschichte der Schweiz vor und während des Zweiten Weltkriegs spielt eine gewisse Rolle für die Handlung und war für mich sehr interessant, da ich bisher immer nur Bücher gelesen habe, in denen Menschen zwar in die Schweiz geflohen sind, aber nie Romane aus Schweizer Sicht.

Das Hauptaugenmerk liegt aber klar auf den Figuren und ihrem komplizierten Beziehungsgeflecht.

Ein tolles Buch, wenn man sich auf derartige Geschichten einlassen kann und will!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Freundschaft für immer

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Gustav Perle lebt mit seiner Mutter in den Nachkriegsjahren im schweizerischen Matzlingen. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen und Emilie hält viel von Beherrschung. Gustav kennt kein anderes Leben bis ...

Gustav Perle lebt mit seiner Mutter in den Nachkriegsjahren im schweizerischen Matzlingen. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen und Emilie hält viel von Beherrschung. Gustav kennt kein anderes Leben bis Anton Zwiebel in seine Klasse kommt. Er kümmert sich um Anton, den das heulende Elend gepackt hat. So entsteht eine Freundschaft und Gustav lernt kennen, was Familienleben bedeutet. Der musikalische Anton scheitert beim Vorspielen mehrfach an seinen Nerven. Daher bleibt ihm die Karriere als Konzertpianist verwehrt. Er unterrichtet daher als Musiklehrer, doch die Träume bleiben. Gustav führt sein Hotel Perle, macht es seinen Gästen behaglich und ist einsam. Als sich Anton noch einmal eine Chance bietet, verlässt er Matzlingen und lässt Gustav zurück.
Für mich dreht sich in diesem Buch alles um Gustav. Auch wenn wir die Geschichten der anderen Personen ausführlich kennenlernen, bleibt er doch die Hauptperson.
Emilie Perle hat sehr früh ihren Mann verloren und schiebt die Schuld auf die Juden. Dass es so einfach nicht ist, erfahren wir erst so nach und nach. Sie ist eine sehr herbe Frau, die keine Gefühle für ihren Sohn zeigt. Aber sie spricht auch nicht weiter über ihren Mann, den sie auf ein Podest gestellt hat an dem nicht gerüttelt wird. Auch über ihre Mutter verliert sie kein Wort. Es ist wundervoll, dass Gustav trotzdem so ein liebes Kind ist. Er liebt seine Mutter und möchte ihr alles recht machen und sie verwöhnen, doch sie ist unfähig, dass anzuerkennen. Emilie hat etwas gegen Gustavs Freundschaft mit Anton, da die Familie jüdisch ist.
Erich Perle ist Polizist und sein Mitleid mit jüdische Flüchtlingen bringt ihn in Schwierigkeiten. Er verliert seine Arbeit, was auch Einfluss auf die Beziehung zu Emilie hat. So kommt es, dass er in ein Gefühlschaos gerät, das ihm das Herz bricht.
Anton kommt in Gustavs Leben. Er hat eine Familie, die in seinen Wünschen unterstützt. Während der Vater in sehr realistisch betrachtet, hat die Mutter einen viel verklärteren Blick.
Anton ist zwar mit Gustav befreundet, aber er hegt lange nicht so intensive Gefühle Gustav gegenüber, wie es umgekehrt ist, dafür ist Anton einfach zu Ich-bezogen. Er hat seine Träume und fühlt sich vom Schicksal betrogen. Erst als er ganz unten ist, besinnt er sich auf Gustav. Das Ende ist versöhnlich, macht mich aber nicht ganz zufrieden.
Der recht poetische Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen.
Eine melancholische Geschichte über Beziehungen und Freundschaft, die einen nachdenklich stimmt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Gustav Sonate

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Inhalt:


Gustav wächst in einer lieblosen, von Armut geprägten Kindheit auf. Sein einziger Lichtblick ist sein Freund Anton und dessen Familie. Gustav lernt früh, sich zu beherrschen, denn das bläut seine ...

Inhalt:


Gustav wächst in einer lieblosen, von Armut geprägten Kindheit auf. Sein einziger Lichtblick ist sein Freund Anton und dessen Familie. Gustav lernt früh, sich zu beherrschen, denn das bläut seine Mutter ihm beständig ein. Er wächst zu einem genügsamen, freundlichen, mitfühlenden Mann heran der selbst keine Zuneigung erfährt, außer einmal kurz von einem englischen Gast.

Meine Meinung:



Das Buch ist bedrückend, denn Gustav ist sympathisch, und man wünscht ihm auch einmal Glück in seinem Leben, aber die Umstände sind gegen ihn. Seine Mutter ist gefühlskalt und erwartet von Gustav, dass er sich wie ein Erwachsener verhält. Seinen Vater kennt er nicht, da dieser verstarb als Gustav noch ein Säugling war. Die Mutter hebt den Vater auf ein Podest, aber eigentlich war er nur ein (meist) guter Mensch, der zu der falschen Zeit am falschen Ort lebte.

Überraschend für mich waren die Fakten über die Schweiz. Aufgrund ihrer bedrohlichen Lage während des zweiten Weltkrieges traf die Schweizer Regierung ein paar sehr fragwürdige Entscheidungen. Außerdem waren alle so paranoid, dass auf 100% Bewohner 114% Bunkerplätze kommen.

Dass die Schweizer von Nationalstolz erfüllt sind habe ich schon mehrmals bei Besuchen des Landes erlebt, da ist es irgendwie beruhigend zu wissen, dass auch sie moralischen Dreck am Stecken haben, wie in dem Buch deutlich wird.

Es ist kein actiongeladenes Buch, die Geschichte scheint streckenweise vor sich hinzuplätschern, und große Zeiträume werden immer wieder übersprungen. Trotzdem ist die Lektüre fesselnd, wenngleich die Autorin die eine oder andere Antwort schuldig bleibt.

So wird zum Beispiel ein Charakter eingeführt der einen um Gustav bangen lässt -- nur um danach in der Versenkung zu verschwinden.

Es liegt ein Beziehungsgeflecht vor, und keine dieser Beziehungen wirkt sich langhaltig positiv auf Gustav aus, was sehr traurig ist. Glücklicherweise schafft sich Gustav eine Umgebung, in der er weitgehend glücklich ist -- würden nicht immer wieder Leute von außen einbrechen und ihm sein Unglück vor Augen führen.

Die Sprache ist gut, scheint aber der Zeit in der die Geschichte spielt nicht immer angemessen. Möglicherweise ist das aber auf die Übersetzung zurückzuführen, den Originaltext hatte ich leider nicht vorliegen.

Rose Tremain gelingt es, den Leser an Gustavs Geschichte teilhaben zu lassen. Ich finde den Originaltitel (The Gustav Sonata) eigentlich sehr viel treffender und aussagekräftiger als den deutschen Titel, habe aber vor langem aufgehört, mich über die deutsche Titelwahl zu ärgern -- wundern tue ich mich dennoch oft.

Trotz der traurigen Handlung ist es keine schwer verdauliche Lektüre, aber sie regt zum Nachdenken und Nachforschen an.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Macht nachdenklich

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Nach dem Klappentext war ich nicht besonders angetan von der Geschichte und dachte, sie würde nicht besonders interessant verlaufen. Von Beginn an hat mich dann jedoch der Schreibstil in den Bann gezogen. ...

Nach dem Klappentext war ich nicht besonders angetan von der Geschichte und dachte, sie würde nicht besonders interessant verlaufen. Von Beginn an hat mich dann jedoch der Schreibstil in den Bann gezogen. Er ist angenehm zu lesen und eröffnet dem Leser eine ganz eigene Welt. Im Weiteren Verlauf stieß ich beim Lesen immer wieder auf Textstellen, an denen ich abrupt und erstaunt inne hielt, da sie so unerwartet und deutlich formuliert waren und aus allem bisherigen heraus stachen.

Die Geschichte an sich hat mir im Verlauf und auch zum Ende gut gefallen. Ebenso gut gefallen hat mir, dass der Leser sich während des Lesens nicht zusammenreimen konnte, was im restlichen Teil des Buches passieren wird.

Vorsicht Spoiler:

Schön fande ich auch das Symbol der Perle. Zum einen ist hiermit die Haarnadel mit Perle der Mutter gemeint, zum anderen heißt Gustav's Familie mit Nachnamen Perle. An einer Textstelle wird gesagt, dass die Perle der Haarnadel nicht echt sei und es eine Lüge sei, diese als echt anzupreisen. Genauso ging es mir mit der Figur der Emilie Perle. Von Anfang an hat sie sich ausgesucht, wen sie einmal heiraten will, was er für eine Stellung hat und wo sie einmal wohnen würden. Der äußere Schein war ihr sehr wichtig. Genau so wie der Schein der Perle. Innen drin in Frau Perle steckt jedoch eine Frau, die viel mehr mit ihrer Welt zu kämpfen hatte und sich selbst belog, um nach außen hin nichts Preis zu geben. Genauso ist die Ehe von Emilie und Erich eine Lüge, da Erich nicht Emilie, sondern Lottie liebt.

Bemerkenswert ist auch, wie sehr die Kindheit besonders die Figuren Anton, Emilie und Gustav prägte.

Alles in allem ein schönes und nachdenkliches Buch.