Ruth Ware – Im dunklen, dunklen Wald
Die Schriftstellerin Leonora Shaw lebt seit Jahren in London, seit zehn Jahren hat sie von ihren Schulfreunden nichts gehört. Umso erstaunter ist sie, als sie eine Email von der Trauzeugin ihrer damaligen Schulfreundin Clare zum Junggesellinnenabschied bekommt.
Doch Nora fühlt sich unwohl dabei, will die Vergangenheit ruhen lassen, doch Flo, die Trauzeugin, lässt nicht locker. Als dann auch eine weitere Schulfreundin, Nina, zusagt, überwindet sie sich und fährt zu dem Glashaus nach Northumberland. Dort angekommen wird alles immer merkwürdiger, Flo´s übervorsorgliches Verhalten, kein Handyempfang, Spuren im Schnee, die Wahl von Clare´s Ehemann, eine Seance,... und einen Toten.
Tage später liegt Nora schwer verletzt im Krankenhaus und muss die Fragen der Polizei beantworten, doch sie kann sich nicht erinnern...
Ich bedanke mich herzlich für das Rezensionsexemplar, über das ich mich sehr gefreut habe. Natürlich beeinflusst dies meine ehrliche Meinung zu dem Buch nicht.
Ich gebe zu: Der Inhalt ist nicht neu, aber Ruth Ware hat trotzdem einen sehr spannenden Thriller mit vielen Überraschungen und Wendungen geschaffen, der mich begeistert hat.
Der Schreibstil ist flüssig und temporeich, die kurzen Kapitel erleichtern das Lesen zusätzlich.
Die Handlung ist durchgehend spannend, komplex, düster und beklemmend, es gab Gänsehautmomente, aber auch Stellen zum lachen, die die Story aufgelockert haben (ich sage nur Ouija und die zweite Nachricht des Geistes).
Die Story ist aus der Sicht von Nora geschrieben, sodass wir Leser auf dem gleichen Stand wie sie sind. Das macht den Thriller noch spannender und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.
Ich konnte mich gut in die Gefühlswelt von Nora rein versetzen, die mir schnell sympathisch, aber auch distanziert, und gut ausgearbeitet erschien. Sie ist Schriftstellerin, hat ein Geheimnis das sie seit 10 Jahren mit ihrem Ex Freund teilt. Clare hat ihr damals geholfen und eigentlich will sie nur das Gute in den Menschen sehen. Klug und sportlich, aber dennoch auch naiv. Ihre Figur besitzt besonders viel Tiefe, ist detailreich und glaubhaft.
Clare ist die ehemalig beste Freundin, sie erscheint als nette, herzliche Person, die jedem hilft und für einen da ist, wenn man einen Freund braucht. Doch auch sie scheint ein Geheimnis zu haben, was sie noch interessanter macht.
Flo, die Trauzeugin, mochte ich überhaupt nicht, sie war mir unsympathisch, wirkte verwirrt und chaotisch, ein bisschen wie ein Stalker, um es mit Nina´s Worten zu sagen: „da sind wohl ein paar Schrauben locker“. Der Autorin ist es gerade mit Florence gelungen, einen detailreichen und tiefgründigen Charakter zu erschaffen, der mir beim Lesen manchmal Angst gemacht hat.
Aber alle Charaktere sind detailreich beschrieben, glaubhaft dargestellt, besitzen Tiefe und es machte mir beim Lesen Spaß, mit ihnen Zeit in ihrer Welt zu verbringen.
Die Handlungsorte, insbesondere das Glashaus und der Wald, sowie das Geschehen rundherum sind gut beschrieben, was mich noch besser in die Geschichte hinein finden ließ.
Da ich noch keines der Bücher Ruth Ware kenne, werde ich das in Zukunft ändern, denn der Schreibstil und die Story hat mir gut gefallen.
Ein Thriller, der die Langeweile vertreibt und ein paar spannende Lesestunden garantiert.
Ein bisschen Kritik muss ich dennoch üben: Am Anfang ist klar ersichtlich, ob die Story vor bzw während des Wochenendes spielt oder danach, da die Kapitel getrennt sind.
Im Verlaufe des Buches fließen Gegenwart und Vergangenheit ineinander, was etwas verwirrt.
Ein weiter Kritikpunkt ist das Cover. Natürlich passt der dunkle, grüne Wald zum Cover, aber die rosarote Schrift finde ich persönlich absolut unpassend und wahrscheinlich hätte ich das Buch im Laden nicht in die Hand genommen. Was wirklich sehr schade gewesen wäre!
Fazit: Spannender Thriller. Clever.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4 Sterne.