Frisch und ungewöhnlich
Auf dem Buch klebt ein Aufkleber #tiktokmademebuyit, well, das stimmt bei mir nicht ganz. Es war das Cover und die Kurzbeschreibung. Die Autorin Saba Sams zählt laut Klappentext zu den aufregendsten Stimmen ...
Auf dem Buch klebt ein Aufkleber #tiktokmademebuyit, well, das stimmt bei mir nicht ganz. Es war das Cover und die Kurzbeschreibung. Die Autorin Saba Sams zählt laut Klappentext zu den aufregendsten Stimmen der jungen britischen Literatur.
Das kann ich bestätigen, ihre Kurzgeschichten lesen sich für mich neu und ungewöhnlich!
Mir gefällt die kompromisslose und tabulose Sicht und Fokussierung Sams auf weiblich gelesene Themen. Ihre 10 Geschichten sind ausnahmslos aus der Sicht von jungen und sehr junge Frauen geschildert und geben mir einen Einblick in ihre Gedankenwelten und ihre Gefühlswelten.
Sams schreibt über ihre Sehnsüchte und Träume, über ihre Verzweiflungen und Ängst. Sie schaut dabei immer in das normale Leben, zeigt mir die Bedeutsamkeiten im Alltäglichen, kleine Ereignisse, die einen großen Unterschied machen können.
Mir gefällt der Schreibstil, der authentisch, scharfsinnig und wie ungeschliffen wirkt, sehr.
„Seine Hände waren rau wie Holz. Sein Kinn war stoppelig, aber sein rasiertes, gefärbtes Haar fühlte sich wie Teppichboden an. Ich würde nicht so weit gehen, von Lust zu sprechen, aber ich wusste die Texturen zu schätzen.“
Mit hat die Geschichte „Das Brot“ besonders gut gefallen. Eine junge Frau holt sich auf dem Weg nach Hause von ihrer Abtreibung einen Sauerteigstarter vom Bäcker. Während sie sich erholt, kümmert sie sich fast liebevoll um den Sauerteig und backt schließlich ein Brot. Ihre Freundin klaut Unterwäsche bei Viktoria Secret.
Aber auch die titelgebende Geschichte „Send Nudes“ gefällt mir sehr gut, vielleicht weil die Frau in dieser Geschichte etwas älter ist und mich in ihrer realistischen Verletzlichkeit sehr berührt.
Einige Geschichten hätte auf den ersten Blick noch eine radikalere Verdichtung vertragen, doch auf den zweiten Blick gefällt mir diese leichte Indifferenz, dieses Unklare, mit der ich aus diesen Geschichte gehe, fast noch besser.