Cover-Bild Vaterländer
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20,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Gutkind Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 29.08.2024
  • ISBN: 9783989410015
Sabin Tambrea

Vaterländer

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2024

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Auf dem Bahnhof in Köln wartet Béla auf seine Frau und seine Kinder. Zwei Jahre ist es her, das der Geiger von einer Konzertreise nicht nach Rumänien zurückgekehrt ist. Das war 1985. Seine Frau fühlt sich ...

Auf dem Bahnhof in Köln wartet Béla auf seine Frau und seine Kinder. Zwei Jahre ist es her, das der Geiger von einer Konzertreise nicht nach Rumänien zurückgekehrt ist. Das war 1985. Seine Frau fühlt sich zunächst nicht wohl in dem fremden Land, sie musste Eltern und Freunde zurücklassen. Sie ist Musikerin wie ihr Mann. Auch die beiden Kinder, die ältere Alina und Sabin erhalten eine musikalische Bildung. Bèla hat in Deutschland eine Anstellung in einem Orchester, in dem er seine Frau auch gerne unterbringen möchte. Ihr wird jedoch von den Kollegen mit Ressentiments begegnet. Ein ethnischer Konflikt, der aus der Heimat herübergeschwappt ist.

Nicht nur von seinen eigenen Beobachtungen und Empfindungen erzählt der Autor Sabin Tambrea. Auch sein Großvater und sein Vater kommen zu Wort. Jede Erzählung für sich beleuchtet eine andere Ara. Der Großvater ist geprägt von seinen Erlebnissen kurz nach dem zweiten Weltkrieg als sich das Regime bildete auf Kosten des Volkes. Zu Bélas Zeit in den 1970ern war es nicht besser. Das Regime wirkte in die Familien hinein, presste ihnen beinahe eine unmögliche Arbeitsleistung ab, rationierte lebensnotwendige Leistungen. Die Staatspolizei hatte überall Zugriff. Das Alles zum Wohle des Regenten oder Diktators Ceauceșcu.

In einem Interview erzählte der eigentlich als Schauspieler bekannte Sabin Tambrea von seinem ersten schriftstellerischen Werk. Das klang so interessant, dass die Gelegenheit, das vom Autor selbst gelesene Hörbuch zu genießen, sofort ergriffen wurde. Mit feiner sanfter Stimme erzählt er von Ereignissen, die insbesondere dem Großvater widerfahren sind, welche alles andere als sanft zu nennen sind. Da geht es um Repressalien, gar Folter und keine Möglichkeit zur Flucht. Doch die Zeiten wandeln sich und Béla der Sohn findet den Mut, nach einer Konzertreise einfach in Deutschland zu bleiben. Doch auch die im Rahmen der Familienzusammenführung nachkommenden Frau und die zwei gemeinsamen Kinder, müssen feststellen, dass in Deutschland auch nicht alles einfach ist, auch wenn die Möglichkeiten größer sind und diese besonders den Kindern offensten. Es schaudert einen, wenn man hört, wie da Staaten mit den Mitgliedern ihre Volkes umgehen. Denkt man an die eigenen Vorfahren und dem Glück, dass diese eher zufällig (es waren schon welche da) in Westdeutschland gelandet sind. Man fragt sich nach der Lektüre, wie jemand auf die Idee kommen kann, ein totalitäres System sei zu bevorzugen. Da ist selbst die schlechte Politik derzeit noch besser als das, was zu erwarten wäre. Und doch geht es auch um eine tolle Familie, die durch ihren Zusammenhalt besticht und ihre wunderbare Musikalität. Ein lesens- und hörenswertes Buch.


Veröffentlicht am 30.08.2024

Berührende Rückschau

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Sabin Tambrea kannte ich bisher nur als Schauspieler. Ein Buch von ihm war damit aber in jedem Fall Pflicht, weil ich von ihm als Schauspieler bereits fasziniert bin und gerne weiteres von ihm entdecken ...

Sabin Tambrea kannte ich bisher nur als Schauspieler. Ein Buch von ihm war damit aber in jedem Fall Pflicht, weil ich von ihm als Schauspieler bereits fasziniert bin und gerne weiteres von ihm entdecken wollte.

Sehr einfühlsam beschreibt er aus drei unterschiedlichen Perspektiven (Sein Vater, sein Großvater und aus seiner eigenen Sicht) das Leben seiner Familie.
Besonders berührt und ans Herz gegangen ist mir dabei die kindliche Sicht des jungen Sabin. Man spürt in jeder Zeile wie sehr sich sein Leben verändert und kann manchmal auch nur durch Andeutungen erahnen was gemeint ist.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, für mich ein Zusatzplus war, dass ich die Stimme von Sabin Tambrea bereits im Kopf hatte und so das Gefühl hatte, er erzählt mir alles selbst.
Sehr sensibel und einfühlsam wird auch der historische Kontext dargestellt.

Womit ich mich durchweg schwer getan habe (trotz Glossar, es liegt also an mir!) waren die vielen unterschiedlichen Namen und rumänischen Einsprengsel, hat aber dem Lesefluss keinen Abbruch getan.

Ein rundum gelungenes, berührendes und zum Nachdenken anregendes Buch. Kann ich nur weiter empfehlen!

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Bewegend gut

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Die große, tragische Geschichte Rumäniens hat die Familie des heute in Deutschland bekannten Schauspielers Sabin Tambrea nachhaltig beeinflusst. In seinem zweiten Roman hat er sich der schweren Aufgabe ...

Die große, tragische Geschichte Rumäniens hat die Familie des heute in Deutschland bekannten Schauspielers Sabin Tambrea nachhaltig beeinflusst. In seinem zweiten Roman hat er sich der schweren Aufgabe der Familienerforschung und der Darstellung seines Geburtslandes verschrieben.
Aufgeteilt hat er sein Buch in drei Teile, im ersten beschreibt er seine Kindheits- und Jugenderlebnisse, beschreibt die rumänische Familie und den Neubeginn in Deutschland, lässt den Leser/Hörer in ein verletzliches Kinderantlitz blicken und mit ihm an den karrierebewussten Künstlereltern zweifeln. Liebe zur verordneten Geige will sich nicht einstellen, auch manch anderer Versuch, ihn zu musikalischen Höhenflügen zu bringen, scheitert. Trotzdem sind ihm seine Eltern das Liebste und Wichtigste auf der Welt. Liebevoll berichtet er auch von seiner älteren Schwester Ai. Dass er sich in der Gemeinschaft schwertut, verwundert nicht, der sensible Junge ist auch durch den ständigen Musikunterricht ein Einzelgänger.
Im zweiten Teil sind es die nach dem Tod des Großvaters aufgefundenen Memoiren, die sich hauptsächlich mit den Securitate-Methoden der Jahre nach dem Krieg und im Verlauf mit den Nachwirkungen bis zum Tod des Diktators Ceaușescu und später auch des Großvaters befassen. Selbst wer wie ich Protokolle und Dokumente der Gestapo, der sowjetischen Gulags und auch des KGB und der ostdeutschen Stasi kennt, Bücher über die Diktaturen gelesen hat, wird bestürzt sein über die ungezügelte Brutalität der Securitate-Schwergen und das menschenverachtende System der rumänischen Justiz. Dass Ceaușescu das kurz nach dem Sturz des Regimes mit dem Leben bezahlte, verwundert angesichts der Memoiren von Tambreas Großvater nicht.
Der dritte Teil bleibt vorrangig den Eltern vorbehalten. Tambrea beweist eine große Beobachtungsgabe, selbst feinste Nuancen beschreibt er, als wäre er im Körper seiner Protagonisten. Auch Selbstkritik und Selbstironie beherrscht er gekonnt, so dass der Leser/Hörer sich bestens in ihn hineinversetzen und sich trotzdem gut unterhalten fühlen kann. Und hier schließt sich dann der Kreis der Ereignisse.
Dem Buch vorangestellt ist die Bemerkung, dass dieser Roman eine fiktive Darstellung sei. „Eventuelle Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden oder verstorbenen Personen, Orten und Ereignissen sind rein zufällig.“ Das hat mich etwas verwundert, denn ich sehe diesen Roman als Autofiktion, jedoch nicht als reine Erfindung des Autors. Dass autofiktionale Romane immer auch Verfremdungen und Erfindungen enthalten, weiß man eigentlich. Ob die Namen der außerhalb der Familie erwähnten Protagonisten echt oder erfunden sind, ist zumindest für mich unerheblich.
Das Hörbuch spricht der Autor selbst, er kann das als Schauspieler perfekt, und lebt jeden seiner Sätze noch einmal mit. Nicht nur ihm sind beim Lesen die Tränen manchmal anzumerken, auch beim Zuhören werden die Augen bisweilen nass. Trotzdem muss ich gestehen, dass mir der langsame und getragene Wortfluss manchmal etwas langweilig wurde. Etwas gestört haben mich auch die leichten Hintergrundgeräusche.
Fazit: eine interessante Familiengeschichte mit einem wachen Blick auf Hintergründe und geschichtliche Ereignisse. Gut gelesen. Gute vier Sterne.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Dramatische Zeiten

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Sabin Tambrea legt mit ‘Vaterländer‘ seinen zweiten Roman vor. Er wagt sich an die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die geprägt ist vom brutalen Regime des rumänischen Nicolae Ceaușescu, ...

Sabin Tambrea legt mit ‘Vaterländer‘ seinen zweiten Roman vor. Er wagt sich an die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die geprägt ist vom brutalen Regime des rumänischen Nicolae Ceaușescu, von Angst, von Entbehrung und der Suche nach einer neuen Heimat. Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts flüchtet sein Vater Béla während eines Auslandkonzertes in den Westen. Erst zwei Jahre später durften seine Frau und seine beiden Kinder zu ihm kommen.
Während das Leben des Großvaters und seines Vaters von unglaublichen Repressalien der Securitate bestimmt waren, sind die Erinnerungen Sabins an seine Kindheit eher glücklicher Natur. Insbesondere der Großvater war der Willkür des rumänischen Geheimdienstes durch brutalste psychische und physische Folter ausgesetzt.
Der Roman ist emotional sehr berührend, in dem historische Gegebenheiten eines totalitären Staates mit den sehr persönlichen Erlebnissen der Familie verwoben werden. Er gibt Zeugnis ab über eine Zeit schrecklicher menschenverachtender Politik und gleichzeitig versucht er Zuversicht zu vermitteln.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Kleine Familien-Triologie

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„Vaterländer“ von Sabin Tambrea ist eine Mischung aus Biografie des Autors bis hin zur Familiengeschichte über drei Generationen. Aus den Augen seines Vaters und die die Geschichte seines Großvaters verbindet ...

„Vaterländer“ von Sabin Tambrea ist eine Mischung aus Biografie des Autors bis hin zur Familiengeschichte über drei Generationen. Aus den Augen seines Vaters und die die Geschichte seines Großvaters verbindet er mit seinen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Sabin stammt aus einer rumänisch-ungarischen Familie und hatte eine behütete Kindheit, die in den ersten Jahren geprägt waren durch Mutter und vor allen seiner Schwester Alina. Nach Ankunft in Deutschland beginnt auch das Erlernen der Violine, wie es die Familientradition vorschreibt. Sein Großvater Horea erzählt von seiner Vergangenheit und Jugend unter dem politischen System des Ceausescu-Regimes. Eine schwere Zeit voller Entbehrungen, Armut und trotzdem dem Streben nach Beruf, Familie und dem Leben an sich. Die Liebesgeschichte seiner Eltern Bela und Rodica, die auch durch Trennungen und starke Bande von der Familie unterstützt wurde. Bela trifft die Entscheidung während einer Konzertreise nach Deutschland zu flüchten. Es fiel ihm sehr schwer seine Frau mit Kleinkind und Baby in Rumänien zurück zu lassen; aber es hat sich der Einsatz gelohnt, denn die Familie durfte nach endlosen zwei Jahren dem Vater folgen.
Eine Geschichte über Generationen einer Familie, die zum Teil sehr traurig ist aber durch Liebe zueinander; zur Musik und zum Leben einen positiven Ausklang findet.
Mir hat die Geschichte gut gefallen und ich empfehle das Buch mit 4 Sternen weiter.

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