Hier haben wir mal wieder ein Beispiel dafür, was man an einem Inhaltstext alles falsch machen kann. Nicht nur, dass der Text jedes, aber auch wirklich jedes potenzielle Geheimnis dieser Geschichte schon verrät, nein er greift sogar Ereignisse aus dem Nachfolgeband vor, ganz nach dem Motto: „Wir erzählen dem Leser jetzt alles, was im Buch passiert, damit er nicht von irgendeiner Wendung überrascht ist und am Ende gar Spannung empfindet, das wollen wir ja mal gar nicht und noch besser: wir erzählen auch gleich die Hälfte vom zweiten Band, sicher ist sicher.“
Meine Meinung
Aber genug gemeckert, kommen wir zum Wesentlichem, dem Buch. Leider konnte mich dieses auch nicht Hundert Prozent überzeugen und ehrlich gesagt viel mir die Bewertung recht schwer, denn auf der einen Seite hat es mich neugierig auf den Nachfolger gemacht, auf der anderen Seite habe ich doch einige Kritikpunkte.
Eine interessante Idee
Was mir gut gefallen hat, war die Grundidee. Tirzahs Gabe die Stimme des Glases zu hören und so wunderschöne filigrane Kunstwerke erschaffen zu können fand ich faszinierend und auch die Pyramide und ihre Geheimnisse weckten meine Neugierde. Leider haperte es dann ganz schön bei der Ausarbeitung dieser gelungenen Ideen.
Bestes Beispiel sind hier die Magier. Ihre Magie basiert auf mathematischen Grundsätzen, was ebenfalls kein schlechter Einfall ist. Ich mag es, wenn Magie gewissen Regeln und „Naturgesetzten“ unterworfen ist. Leider wird weder beschrieben wie genau die Magie eigentlich funktioniert, noch was die sogenannten Magier damit machen können. Sie werden von allen ehrfurchtsvoll die Magier genannt, aber nirgendwo steht was sie eigentlich können und bis auf eine kleine Szene im Buch übt auch kein Magier seien Magie aus. Können sie Feuerbälle verschießen? Schweben? Wer weiß?
Auch die wenigen Beschreibungen der Grundprinzipien ihrer Weltanschauung waren für mich schwer zu begreifen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das an den mangelnden Details liegt, oder ob ich einfach zu doof war es zu verstehen. Mathe war noch nie meine Stärke.
Es fehlt die Liebe zum Detail
Leider ging es mit vielen Ereignissen, Hintergründen und Charakteren in diesem Buch so. Überall fehlten Details, vieles war unzureichend ausgearbeitet und manchmal wirkt es regelrecht so, als hätte die Autorin einfach keine Lust gehabt sich eine schlüssige Begründung einfallen zu lassen. Ganz besonders unrealistisch fand ich es zum Beispiel, dass Tirzah nachdem sie zwei Wochen lang in der Sklavenkarawane den Wärtern zugehört hatte plötzlich deren Sprache perfekt beherrscht. Nochmal um mitschreiben: Sie hatte bis dato noch nie ein Wort dieser Sprache gehört, und Wärter einer Slavenkarawane, die durch einen sagende Wüste reisen sind wohl weder besondere Plaudertaschen, noch ist anzunehmend, dass sie sich besonders wortgewaltig ausdrücken. Dennoch beherrscht Tirzah die Sprache anschließend nahezu perfekt und mit einem solch umfassenden Vokabular, dass sie sich sogar problemlos mit den gehobenen Magiern unterhalten und mit den Handwerkern fachsimpeln kann. Ist klar. Wenn Sprache lernen (Selbst mit einigermaßen ausgeprägten Sprachtalent) so einfach wäre, könnten alle Sprachschulen dieser Welt dicht machen.
Und diese Liste der mangelnden Ausarbeitung könnte ich leider noch eine ganze Weile weiterführen, besonders auch in der Liebesgeschichte, zu der ich zwar nicht viel sagen kann ohne zu spoilern, die aber definitiv ebenso fadenscheinig und nicht nachvollziehbar ist. Schade. Insgesamt wirkt es oft wie eine Fantasyversion eines Groschenromans.
Das klingt jetzt alles ziemlich harsch und lange Zeit tendierte ich auch eher zu zwei, statt drei Dreiecken. Doch dummerweise oder glücklicherweise, wie man‘s nimmt, hat mich die Geschichte als Ganzes und besonders das Ende doch so neugierig gemacht, dass ich trotzdem wissen will, wie es denn nun ausgeht mit der Pyramide und Tirzah.
Fazit
Die Glaszauberin ist ein sehr kurzweiliges, fast schon Heftroman ähnliches Buch, dass zwar mit einer interessanten Idee und einer relativ spannenden Geschichte aufwarten kann, jedoch unter mangelnder Ausarbeitung und der fehlende Liebe zu Details sehr zu leiden hat.