Lorraine Hart, kurz Raine, hat ihr Studium in Boston geschmissen, nur um mit ihrer Gitarre als Streetmusikerin durch Irland zu reisen. Doch als sie nach einem Auftritt in Cobh sie zusammenpackt, wird ihr ihr ganzes Hab und Gut gestohlen. In ihrer letzten Verzweiflung geht sie in einen Pub und während sie grübelt, ob sie nun doch nach Hause zurückkehren und ihren Eltern eingestehen muss, dass es doch nicht geklappt hat, lernt sie Jack kennen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und als Raine Jack erzählt, was passiert ist, bietet dieser ihr kurzerhand einen Job im Pub an, denn dieser gehört zufällig ihm und seinem Bruder. Das Raine sich allerdings zum ersten Mal richtig zu Hause fühlt und sich auch in Jacks blauen Augen verlieren kann, hätte sie nicht erwartet.
Ich fand dieses Cover so unheimlich schön und der Klappentext versprach eine leichte Liebesgeschichte, doch was sich hinter diesem Cover verbarg, damit hätte ich nicht gerechnet.
Autorin Sarah Grunder Ruiz erzählt mit unheimlich viel Gefühl eine Geschichte voller Tiefgang und erweckt zwei wundervolle Charaktere dadurch regelrecht zum Leben. Auch ihr Setting, das irische Städtchen Cobh, aber auch der Pub, von dem man deutlich mehr noch zu „sehen“ bekommt, wurden beim Lesen lebendig und passen wie die Faust aufs Auge zur Geschichte. Der Pub spielt hier auf jeden Fall eine ganz zentrale Rolle und ist ein wenig der Mittelpunkt der Geschichte. bzw. der Dreh- und Angelpunkt.
Die Handlung zieht sich hin und wieder ein wenig, zumindest für meinen Geschmack, denn im Grunde liegt der Fokus hier ganz klar auf den Charakteren, dadurch erleben wir vieles, was sie tun, sehr detailliert. Dafür kann man sich aber recht gut in die beiden Protagonisten versetzen, die beiden mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen haben. Wer also von solchen Themen schnell getriggert wird oder selbst betroffen ist, sollte die Triggerwarnung unbedingt beachten.
Aus dem Dual Point of View erleben wir die Geschichte abwechselnd durch Jack und Raine jeweils in der Ich-Perspektive. Wir erhalten dadurch einen tiefen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken, inwieweit diese hier realistisch dargestellt sind, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich weder betroffen bin noch jemanden kennen mit diesen Erkrankungen. Vom reinen Gefühl her würde ich durchaus sagen, dass es hervorragend gezeichnet wurde.
Raine war mir auf den ersten Blick sehr sympathisch. Sie ist lebendig, quirlig und chaotisch und zwar nicht nur nach außen hin, sondern auch mit ihren Gedanken. Ich denke, dass dies auch wirklich richtig gut Raines Psyche widerspiegelt. Nichtsdestotrotz ist sie ein unheimlich toller Herzmensch, den man einfach mögen muss. Aber auch Jack ist vom ersten Moment an umwerfend und auch ihn mag man sofort. Dabei kämpft er noch mit viel dunkleren Dämonen, die ihn immer wieder ausbremsen.
Die Nebencharaktere, von denen man viele in Verbindung mit dem Pub kennenlernen, fand ich ebenfalls sehr gut gezeichnet und vorstellbar.
Mein Fazit: Ein wundervolles, sehr emotionales Buch, dass aber trotz Ernsthaftigkeit einen gewissen Humor beinhaltet. Der Schreibstil ist absolut einnehmend und wundervoll und man hat hier direkt das Gefühl mittendrin zu sein. Insgesamt eine wundervolle Geschichte.