Das ist kein Traum, dachte ich. Das ist die schreckliche Wahrheit, und sie brüllt dich an. Sie schreit dir ins Gesicht und zeigt dir den Ursprung aller Schmerzen.
[S. 163]
ACHTUNG! 2. Band - Könnte ohne Vorwissen des ersten Bandes SPOILER enthalten!
Erster Satz:
In den letzten Monaten hat er ein tödliches Versteckspiel gespielt, nun ist die Identität des "Augensammlers" geklärt [...]
Inhalt:
Er gab alles, um den Augensammler zu fassen. Spielte sein grausames Spiel, nur um am Ende selbst in seine Klauen zu geraten. Der Augensammler nahm ihm alles. Sein ehemaliger, sehr geschätzter Kollege, der grausame Mörder seiner Frau, der Entführer seines Kindes, setzte den Zeiger auf Null und startete das Spiel. Nun geht es für Alexander Zorbach um mehr: Um alles was er noch hat. Schneller, immer schneller dreht sich der Uhrzeiger, wird er seinen Sohn retten? Oder wird er das Spiel verlieren und zum Schatten seiner Selbst?
Ungefähr zur gleichen Zeit, treibt ein weiterer Augenfanatiker sein Unwesen: Dr. Zarin Suker, sitzt in Untersuchungshaft. Er soll Frauen erst die Augenlider entfernt und sie anschließend vergewaltigt haben. Doch die Beweislage ist zu dünn und somit kann man ihn nicht auf Dauer festhalten. Deshalb wird Alina Gregoriev, um ihre Mithilfe gebeten.
Und so nimmt das Grauen seinen Lauf...
Idee/ Umsetzung:
Das Ende mancher Bücher ist grausam - Offen, schockierend, gewaltig! Am Liebsten würde man den Autor anschreien, all seinen Gefühlen Luft machen, die so elend in der Luft verharren müssen und nicht wissen wohin. Aber auch wenn das Ende eines Buches noch so grausam ist und sein offenes Ende, unsere schlimmsten Phantasien anregt, sind es doch auch genau diese Bücher, die man nicht vergisst. Denn wenn das Werk wirklich gut war, lernt man damit zu leben und man akzeptiert seine Offenheit, eben weil es der Geschichte den passenden und auch nötigen Schliff verleiht - seine Einzigartigkeit.
"Der Augensammler", war in meinen Augen solch ein Buch - Beängstigend und spannend, selbst über die letzte Seite hinaus. Am Anfang habe ich sein Ende gehasst, welches keines war, aber nach und nach wurde mir klar, dass dieses Werk gerade dadurch, so ein "Leckerbissen" ist.
Deshalb war ich sehr skeptisch, als ich "Den Augenjäger" in meinen Händen hielt. Wollte ich über die Grausamkeit des ersten Werkes hinwegschreiten? Sich das Ende in Buchstaben, Wörter, Sätze und Handlungen kleiden lassen? Unschlüssig, bis zum Schluss, begann ich trotzdem mit dem Lesen und wurde erneut: Überrascht, geschockt, verängstigt, schockiert und vieles mehr! Und auch wenn mich dieses Werk gut unterhalten konnte, so muss ich zugeben, dass es seinem Vorgänger nicht das Wassser reichen kann.
Dabei hat es mich besonders gestört, dass Herr Fitzek, zwei Handlungsstränge gesponnen hat. Denn neben dem Augensammler, gibt es auch einen Augenjäger in dieser Geschichte. Diese zwei parallelen Handlungen, waren einfach Eine zu viel. Mir hätte es deutlich besser gefallen, wenn man hier entweder über den Augensammler oder den Augenjäger berichtet hätte.
Zudem muss ich weiter kritisieren, dass einige Ereignisse, wie auch viele schockierende Enthüllungen, teilweise etwas erzwungen wirkten. Ich spiele hier besonders auf das Ende des Buches an. Dadurch verlor die Geschichte, an einigen Stellen, deutlich an Glaubwürdigkeit.
Insgesamt muss ich aber auch sagen, dass ich das Buch gemocht habe. Im Bezug auf das erste Werk, ist es vielleicht nicht so brilliant umgesetzt, aber es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt und in seinen Bann gezogen. Denn trotz etlicher Grausamkeiten, die sich zwischen den Buchdeckeln verstecken, konnte ich meine Augen nicht von dem Geschehen abwenden.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Herr Fitzek ist: explosiv, spannend, mitreißend, beängstigend und einfach ein Suchtmacher! Sehr gekonnt, clever und mit ganz viel Irrungen, wie auch Wirrungen, spannt der Autor ein trügerisches Netz, welches den Leser nicht nur einmal zum Narren hält. Was kann man noch großartig sagen? Formulieren wir es so: Ich lese nicht oft Thriller, schon gar keine Psychothriller. Wenn es hochkommt, dann lese ich im Jahr, ein Buch dieses Genres. Ich kann mich einfach nicht mit den meisten Figuren und den Grausamkeiten anfreunden. Aber Herr Fitzek schafft es, jedes Mal aufs Neue, dass ich mich diesem Genre zuwende, all meine Ängste über Bord werfe, nur um in seiner Geschichte zu versinken, welche ich dann in kürzester Zeit, mit sehr viel Genuss verschlinge.
Charaktere:
Am Anfang, bevor die Handlung startet, schreibt der Autor an seine Leser eine kleine Warnung und erklärt unter anderem auch, dass "Der Augenjäger" unabhängig von "Der Augensammler" gelesen werden kann. Ich würde das so nicht unterschreiben wollen. Denn gerade durch sein erstes Buch, bekommt man ein Gefühl für die Figuren, die im zweiten Band, ganz neue Facetten zeigen, was auf Grund ihrer Erlebnisse wohl auch nachvollziehbar ist. Ich habe mir also ein paar Mal versucht vorzustellen, welche Gefühle ich den Charakteren gegenüber hätte, wenn ich sie denn nun nicht schon kennen würde und bin zu dem Schluss gekommen, dass gerade durch den ersten Band, ein Verständnis ihnen gegenüber fundamentalisiert wird. Deshalb habe ich sie gerne, auf ihrem weiteren Weg mit ihnen: mitgefiebert, gehofft, geträumt und geweint.
Cover/ Innengestaltung:
Kurz und knapp: Das Cover gefält mir gut, denn es passt zum Inhalt. Ebenso wie die Titelbilder der anderen Ausgaben.
Die Innengestaltung ist relativ schlicht: Kapitelnummer und eventuell der Name der behandelten/ begleiteten Person des Kapitels, leiten jeweils einen Abschnitt ein.
Fazit:
Lieber Herr Fitzek,
wissen Sie eigentlich was Sie mit meinen schlimmsten Ängsten anstellen? Sie kleiden Grausamkeiten in Worte, welche vorher nicht einmal am Rande meines Bewusstseins standen. Sie, ja SIE! sind der Grund meiner schlaflosen Nächte! Wobei Sie mich bitte nicht falsch verstehen, natürlich nicht wirklich Sie, sondern eher Ihre Buchideen und jene Feder, die diesen auf Papier, den nötigen Platz verschaffen, um ein solcher Psychothriller zu werden. Gekonnt und mit Mut zum Wahnsinn, schaffen Sie es mit einer fast ungesehenen Leichtigkeit, Leserherzen zu fesseln, ängstigen und schockieren nur um am Ende, eine noch verstörendere Wahrheit zu entkleiden. Dabei spritzen Sie, lieber Herr Fitzek, ihre blutigen Ideen, in die Venen ihrer Leser und kreieren eine dunkle, nie für möglich gehaltene Buchwelt, die schnell zur Realität wird. Vielleicht haben Sie es an einigen Stellen zu gut mit uns gemeint, uns eine kleine Überdosis gespritzt, zu viele Handlungen verwoben, zu viele Schlenker genommen, doch betrachtet man dieses Schauerspiel am Ende seiner Vorstellung, so vergibt man Ihnen, diese kleinen Fehler, nur allzu gerne. Also bitte, Herr Fitzek, behalten sie Ihren Mut: den Mut zum Wahnsinn, den Mut diesen Wahnsinn in Worte zu stecken und den Mut, diese Worte mit uns zu teilen. Denn auch wenn Sie Phantasien in mir wecken, die besser für immer in einem tiefen Schlaf geblieben wären, so muss ich gestehen, dass ich gerade wegen diesem Nervenkitzel, meine Nase zwischen die Seiten stecke.
Ich verbleibe mit grausamen, hoffentlich Buchideen - fördernden Grüßen!
Eine begeisterte Leserin