Die Geschichte des Hirschgulaschs
Inhalt & Handlung:
Dies ist die Geschichte des Charlie Berg, die ungewöhnlicher nicht sein kann: sie beginnt mit dem Jagdausflug Charlies und dessen Großvaters, aus dem letztlich drei Tote resultieren. ...
Inhalt & Handlung:
Dies ist die Geschichte des Charlie Berg, die ungewöhnlicher nicht sein kann: sie beginnt mit dem Jagdausflug Charlies und dessen Großvaters, aus dem letztlich drei Tote resultieren. Danach wird in mehreren Abschnitten Charlies Leben geschildert, beginnend mit seiner Kindheit in der er mit einer lieblosen Mutter, einem stets bekifften Vater und einer autistischen Schwester aufwächst. Seine heimliche große Liebe ist Mayra, sie jedoch beabsichtigt den Ganoven Ramón zu heiraten.
Schreibstil:
Der Autor schreibt in einer sehr flüssigen, eingängigen Form, mit der er den Leser gleich zu Beginn in seinen Bann zieht. Leider bedient er sich jedoch ab Teil zwei einer sehr deftigen, vulgären Ausdrucksweise.
Charaktere:
Was hier alle Figuren eint, ist dass sie allesamt sehr skurril gezeichnet sind: Protagonist Charlie wird mit einem schwachen Herzen geboren, in seiner Kindheit erleidet er einen Unfall, der für ihn einen phänomenalen Geruchssinn zur Folge hat. Ab diesem Zeitpunkt ist er imstande, auch die geringsten Geruchskomponenten zu benennen und richtig einzuordnen. Die Figur des Charlie wächst bei den Schilderungen seiner Kindheit richtiggehend ans Herz, als er vergeblich versucht, Lob und Anerkennung von seiner lieblosen Mutter zu ergattern. Im Gegensatz zu seiner Mutter wirkt Charlies Großmutter wie die Traumoma schlechthin, sie verfügt über ungeahnte Fähigkeiten. Sehr schräg wirkt aber auch Charlies Schwester, die nur in Form von Zitaten zu kommunizieren scheint.
Cover:
Was an diesem Buch als erstes sehr positiv auffällt ist sein wunderschönes Cover von einer Waldlandschaft, welche thematisch das ganze Buch prägt. Die eigentliche Überraschung zeigt sich für mich erst nach dem Entfernen des Schutzumschlags, denn auch der eigentliche Umschlag des Buches ist mit demselben Waldmotiv bedruckt, was sehr edel wirkt.
Autor:
Sebastian Stuertz animiert hauptberuflich Grafiken für Film und Fernsehen. Selbst am Steinhuder Meer aufgewachsen, lebt er heute in Hamburg. Mit "Das eiserne Herz des Charlie Berg" gibt er sein Debüt als Romanautor.
Meinung:
Der Beginn der Geschichte ist bezeichnend für die ganze Geschichte, er ist wie der Rest äußerst ungewöhnlich: ein an sich harmloser Jagdausflug endet unbeabsichtigt mit drei Toten. Auch beim restlichen Roman ist man vor solch ungewöhnlichen Wendungen nicht gefeit: immer dann, wenn man sich mit einem Handlungsstrang abgefunden hat, biegt die Geschichte plötzlich in verrückter Weise ab, und man wird an völlig unerwarteten Schauplätze katapultiert. Selbst der ganze Roman als solcher lässt sich nur sehr schwer einordnen: hat man es hier mit einer Liebesgeschichte der besonderen Art zu tun, einem Thriller, ein Drama, eine Familiengeschichte oder doch einer zum Teil rabenschwarzen Komödie? – Man weiß es nicht so genau, denn man findet hier jedes einzelne Genre vor. Genau das macht für mich den Reiz dieses Buches aus!
Persönliche Kritikpunkte:
Phasenweise wirkt der Roman ein wenig langatmig, zu ausschweifend, einige Stellen hätten für meinen Geschmack durchaus ein wenig gekürzt werden können, ohne dass die Geschichte darunter gelitten hätte. Zudem greift der Autor zum Teil auf eine recht derbe, fast schon vulgäre Ausdrucksweise zurück, was ich beim Lesen als weniger prickelnd empfand.
Fazit:
Ein Buch, das sich in keinerlei Schubladen pressen lässt, das einen teilweise ob der oftmals grotesken Schilderungen laut auflachen lässt, das an anderen Stellen aber auch sehr betroffen macht.