Interessanter Ansatz
Dieses sehr schöne im Cover schlicht gehaltene Buch präsentiert uns sozusagen die Vorgeschichte zum allseits bekannten Disneyfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“.
Weltbekannt sind nicht nur das ...
Dieses sehr schöne im Cover schlicht gehaltene Buch präsentiert uns sozusagen die Vorgeschichte zum allseits bekannten Disneyfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“.
Weltbekannt sind nicht nur das wunderschöne Mädchen, das Zuflucht bei den kleinen Männern findet, sondern auch ihre böse Stiefmutter, die Königin. Sie ist für viele einer der schlimmsten Bösewichte aller Zeiten. Schließlich möchte sie ihre Stieftochter umbringen lassen, nur weil ein verzauberter Spiegel ihr mitteilt, diese sei schöner als sie selbst.
Doch wie kam es überhaupt dazu?
Zwischen den Seiten erfahren wir nun genau das! Serena Valentino greift die bekannten Muster des Films auf und führt uns literarisch in den Kopf der noch jungen Königin zurück. Wir erfahren hier, wie ein junges Mädchen, plötzlich aus ihrer normalen Welt hinausgetragen wird. Wie eine Königin aus der Tochter eines Spiegelmachers wird.
Der einfache, aber dabei sehr bildhafte und detaillierte Schreibstil lässt uns das Königreich und Schneewittchens Vater kennen lernen. Wir erleben den Disney-Film auf eine neue Art und Weise, denn beim Lesen tauchen bei einem doch immer wieder die altbekannten Bilder auf.
Schneewittchen dabei als vierjähriges Kind kennen zu lernen und die böse Königin nur als Königin und liebende Stiefmutter hat etwas sehr besonderes. Ich hatte deutlich das Gefühl von sich füllenden Lücken in der Geschichte, von der ich annahm sie bereits zu kennen. Die Harmonie zwischen den beiden Figuren faszinierte und berührte mich sehr. Den Blick immer wieder beim Lesen in die Zukunft gerichtet, ist man natürlich sehr gespannt darauf zu erfahren, an welchem Punkt und warum genau, sich diese Mutterliebe so wandeln kann, dass die Königin später einmal so eifersüchtig auf dieses liebevolle Kind wird und letztendlich seinen Tod befielt.
Hierbei gibt es natürlich einige Ereignisse, die eine Rolle spielen, von denen ich keins wirklich vorwegnehmen möchte. Dennoch muss ich noch kurz erwähnen, wie glaubwürdig der Verfall der Königin und ihr Abstieg in den Wahnsinn dargestellt werden. Trotzdem fand ich es wirklich erschreckend, sich vorzustellen, wie man ein kleines Kind, das man einmal so sehr geliebt hat, komplett von sich stoßen kann. Ob und wie weit dieser Punkt realistisch ist, darüber lässt sich, denke ich, streiten. Aber auch das lässt sich wunderbar mit dem Einsatz von Magie und der Anwesenheit von drei anderen Komponenten, zu denen ich hier nichts sagen möchte, erklären.
Worauf die Geschichte an sich hinausläuft, werden die meisten Leser wohl wissen, hier fand ich es dann doch sehr schön vieles über den Hintergrund der eigentlich sehr traurigen Geschichte zu erfahren. Die Gefühle der Königin machen das Bild noch runder und besonders zum Ende hin, wenn wir erfahren, wie es zum vergifteten Apfel und zum Tod der Königin kam, finden wir ebenfalls heraus, wie die Königin doch noch mit sich hadert. Wie sie sich weigern möchte, ihrem geliebten Schneechen etwas anzutun. Dieser Kampf zwischen Gut und Böse in der Königin selbst, war für mich allerdings etwas zu schnell vorbei. Grade im Hinblick auf die liebevolle Beziehung zwischen ihr und der jungen Schneewittchen. Ein paar Seiten mehr und dieser Gedankengang wäre sicherlich etwas komplexer gewesen. So blieb ein wenig der Gedanke, dass man sich auf dem Wissen der Leser, wie die Geschichte endet, ausgeruht hat und sich eine größere Auseinandersetzung ersparte.
Nach dem Lesen sehe ich die Königin nun doch mit etwas anderen Augen und auch wenn ich den für mich erkannten Grund dieser Tragödie hier nicht nennen möchte, da ich niemanden darum bringen möchte, ihn selbst zu erfahren, gefällt mir persönlich die Personenkonstellation des Buches sehr gut. Wer manipuliert hier wen? Welche Intrigen stecken vielleicht zwischen den Seiten?
Findet es heraus!