Sheena Kamal - Untiefen
Es ist ein schrecklicher Tag als die Vergangenheit die Privatdetektivin Nora Watts einholt. Vor einer gefühlten Ewigkeit hat sie ihre Tochter, die durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde, zur Adoption frei gegeben, in der Hoffnung das sie es mal besser haben werde. Doch nun scheint das Mädchen ihren Adoptiveltern davon gelaufen zu sein, und die wenden sich ausgerechnet an Nora. Vollkommen überfordert und mit anfänglicher Abscheu übernimmt die trockene Alkoholikerin den Fall, und ihre besonderen Fähigkeiten Lügen zu entdecken helfen ihr dabei. Doch je tiefer sie gräbt, desto mehr schlägt ihre Vergangenheit über sie zusammen und je mehr schlittert sie selbst wieder auf den Abgrund zu.
Wird sie ihre Tochter finden? Wird sie den Versuchungen wieder stehen können? Ist sie stark genug um ihren Weg zu gehen?
Ich habe die Leseprobe zum Buch gelesen und der Einstieg gefiel mir gut: spannend, temporeich, düstere Grundstimmung, interessante Idee.
Doch je weiter ich gelesen habe, desto öfter hat mich das Buch verloren und ich musste es zur Seite legen. Ich kann noch nicht mal genau sagen, woran es letztendlich gelegen hat, vielleicht an der sehr unsympathischen Hauptfigur, vielleicht an den etwas übertrieben wirkenden Aktionen, die ich nicht immer nachvollziehen konnte, vielleicht lag es aber auch einfach an mir, weil ich nicht zum Buch passe.
Der Schreibstil war durchgängig flüssig, manchmal war es arg ausschweifend, trotz der Schwere der Thematik fehlten mir oft emotionale Momente, und es gab Längen, die das Tempo aus dem Buch herausgenommen haben. Dann war es aber auch phasenweise wieder spannend und mitreißend.
Die Hauptfigur wurde detailliert und facettenreich ausgearbeitet, die Autorin hat ihr Leben eingehaucht, auch wenn sie nicht gerade "lebendig" wirkte. Ich wurde mit ihr nur schwerlich warm. Natürlich ist bei dem Hintergrund von Nora auch wenig anderes zu erwarten, denn Obdachlosigkeit, Missbrauch und Alkoholabhängigkeit hinterlassen ihre Spuren. Von daher hat die Autorin ein gutes Bild von ihr gezeichnet, aber ich konnte die Distanz einfach nicht überbrücken. Das sie mit ihrem Hund eine persönlichere Beziehung als zu den Menschen hat ist nachvollziehbar, passt aber für mich nicht unbedingt in die Handlung und zu ihrem Job.
Die anderen Charaktere blieben überwiegend blass, hier hätte ich mir vielleicht ein wenig mehr Ausarbeitung gewünscht.
Handlungsorte und Schauplätze sind gut ausgearbeitet.
Die Handlung selbst ist düster und beklemmend, die Grundidee ist interessant, aber mir fehlte hier das gewisse Etwas. Es gab ein paar gelungene Überraschungen, aber leider war einiges auch nicht nachvollziehbar und wirkte auf mich instruiert.
Dieses Buch hat es mir schwer gemacht, es gab einiges positives, aber auch einiges was mir nicht so besonders gefallen hat. Dennoch ist es eine solide Story, ob ich sie ins Thriller-Genre packen würde weiß ich nicht, dafür fehlte mir stellenweise die Spannung.
Manchmal passt der Leser nicht zum Buch, manchmal stimmt die Chemie dann doch nicht, das ist schade, aber leider nicht zu ändern.
Das Cover ist dezent und erst beim zweiten Mal hinschauen, hab ich die Frau darauf erkennen können.
Fazit: solide Story, zu wenig Thrill. 3 Sterne.