Düstere aber sehr lesenswerte Geschichte
In den 50er Jahren wächst die kleine Nina als Findelkind in einem von Nonnen geführten Waisenhaus in den italienischen Abruzzen auf. Das Leben ist geprägt von Eintönigkeit, Gehorsam und Lieblosigkeit. ...
In den 50er Jahren wächst die kleine Nina als Findelkind in einem von Nonnen geführten Waisenhaus in den italienischen Abruzzen auf. Das Leben ist geprägt von Eintönigkeit, Gehorsam und Lieblosigkeit. Jedes der Kinder hofft, bei einem einmal jährlich durchgeführten, wie eine Ausstelung wirkenden, Tag der offenen Tür von einer neuen Familie ausgesucht zu werden. Doch Nina hat dabei nie Glück. So kommt ihr Lucia als neues Waisenkind im Heim gerade recht, die Nina sofort als "Freundin" für ihre ganz eigenen Zwecke vereinnahmt.
Wir begleiten Nina in einem grossen Teil der Geschichte in ihrer Zeit im Waisenhaus, zum Ende hin auch als junge Erwachsene, die in einer Tabakfabrik arbeitet und dort auch beginnt, sich mit Streiks für die Rechte der Frauen zu engagieren.
Insbesondere den Teil im Waisenhaus habe ich mit Begeisterung gelesen. Die Autorin hat es hier meisterhaft verstanden, das düstere Stimmungsbild im Waisenhaus sowie die immer wieder aufkeimenden und dann doch wieder zerbrechenden Hoffnungen der Kinder darzulegen. Eine sehr traurige und hoffnugslise Athmosphäre schwebte für mich über der ganzen Geschichte, zu gerne hätte man die Kleinen in den Arm genommen. Dabei war gerade Nina hier für mich der herausragende Charakter, obwohl sie keine allzu grosse Entwicklung mitgemacht hat. Sie steht für mich stellvertretend für alle Kinder, die trotz liebloser Verhältnisse nach langer Durststrecke doch noch den Absprung in ein lebenswertes Dasein geschafft haben. Hierzu war sicherlich auch die Zeit in Ninas Erwachsenenleben wichtig, mich hat dieser Teil allerdings nicht ganz so mitreissen können..
Auch das Cover und der Klappentext passen nicht so wirklich gut zum Inhalt, daher ein Punkt Abzug für diesen sehr lesenswerten Roman.