Frauenpower bereits 1892
Lydia hat den Tod ihrer Eltern zu verkraften. Im Nachlass ihres Vaters findet sie Aufzeichnungen und Entwürfe für den Bau einer Käsefabrik, zu dessen Umsetzung ihr Vater nicht mehr gekommen ist. Sie nimmt ...
Lydia hat den Tod ihrer Eltern zu verkraften. Im Nachlass ihres Vaters findet sie Aufzeichnungen und Entwürfe für den Bau einer Käsefabrik, zu dessen Umsetzung ihr Vater nicht mehr gekommen ist. Sie nimmt sich dem Thema an und zusammen mit dem Bauer Huib, der selbst Käse herstellt, lernt sie nicht nur viel über Käse, sondern kann ihn sogar als Partner (in mehrerer Hinsicht) gewinnen. Lydia bekommt eine Tochter, Nora. Lydia und Nora streiten sich und verlieren sich aus den Augen und die Wirren des 1.Weltkrieges tun ihr Übriges dazu.
Das Buch „Die Unternehmerin von Amsterdam“ stammt von der Autorin Simone van der Vlugt und die Geschichte hat mich sehr neugierig gemacht. Das Cover finde ich schlicht gehalten, aber es weckt das Interesse an diesem historischen Roman. Der Schreibstil ist sehr prägnant und sehr schnell kann man sich die Welt der Lydia vorstellen. Die Kapitel sind ziemlich kurz und die Geschichte schreitet sehr schnell voran. Das Buch teilt sich in zwei große Teile, der erste Teil beginnt mit Lydia und ihren Unternehmungen rund um eine Käsefabrik. Besonders der Unternehmergeist im Jahr 1892 aber auch die landwirtschaftlichen Strukturen und Voraussetzungen haben bei mir genau einen Nerv getroffen. Teil 2 handelt dann von Lydias Tochter Nora, die mitten im ersten Weltkrieg und den schrecklichen Ereignissen feststeckt. Obwohl mir Lydia als auch Nora nicht immer sympathisch waren bzw. ich nicht alle ihre Gedanken (vor allem ihre teilweise Arroganz) nachvollziehen konnte, so ist mir die Geschichte insgesamt doch sehr ans Herz gewachsen. Die Läuterung der Protagonisten kommt nämlich Stück für Stück und zwingt sie von ihrem hohen Ross ein wenig abzusteigen. Das Setting des Buches ist außergewöhnlich und es kombiniert historische Personen mit einer fiktiven Geschichte. Im 2.Teil des Buches, kommt zwar die Käsefabrik etwas zu kurz, allerdings sind die Schrecken von Flucht, Vertreibung, Bombardierung, Terror und Angst sehr anschaulich mit dem Rest der Geschichte verbunden worden und es ist sehr spannend. Ich habe das Buch fast an einem Abend komplett gelesen, weil ich doch wissen wollte, wie es weitergeht und endet. Leider kam das Ende sehr schnell und unverhofft und es bleiben noch einige Fragen offen, was ich sehr schade finde, denn ich hätte mir insgesamt ein allumfassenderes Happy End gewünscht.
Mein Fazit: Die Geschichte ist sehr unterhaltsam, der historische Hintergrund sehr gut dargestellt und auch im Nachwort erklärt. Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen und sehr genossen. Allerdings hat das schnelle Ende die 5 Sterne gekostet. Ich vergebe aber sehr gute 4 Sterne und empfehle das Buch gern weiter.