Ein Buch wie eine rundum gelungene Filmkomödie
Diese turbulente Komödie ist wie ein erfrischender Sommercocktail, genossen in der bayerischen Voralpenlandschaft.
Hierzu braucht man folgende Zutaten:
Einen leicht verpeilten Hotelerben, einen uncharmanten ...
Diese turbulente Komödie ist wie ein erfrischender Sommercocktail, genossen in der bayerischen Voralpenlandschaft.
Hierzu braucht man folgende Zutaten:
Einen leicht verpeilten Hotelerben, einen uncharmanten Wiener Strietzel, eine toughe Höhenretterin, ein echtes Gemälde von Kandinsky und dessen Kopie, einen selbstverliebten Münchner Galeristen, ein schwules Einbrecherduo, eine Gin trinkende Tante, einen Venezianer aus Südtirol und noch allerhand herrlich stereotype Amtspersonen. Und natürlich einen hochintelligenten liebenswürdigen Marder, der sich an entscheidender Stelle ins Geschehen einmischt.
Das Ganze schüttelt man kräftig durch und serviert es auf der Aussichtsterrasse eines heruntergewirtschafteten Jahrhundertwende-Hotels in herrlicher Lage am bayerischen Kochelsee.
Der etwas langsame Leo erbt das verschuldete und renovierungsbedürftige Hotel seines Vaters am Kochelsee. Die zielstrebige und toughe Julia geht ihm zur Hand. Die Rettung des Hotels scheint in Sicht, als ein echter Kandinsky auftaucht. Doch hinter diesem ist auch ein Pärchen her, das sich auf Kunstdiebstahl spezialisiert hat und ein rotzig-uncharmanter Wiener der sich nicht nur den Kandinsky sondern gleich das ganze Hotel unter den Nagel reißen will.
Da es vom Kandinsky auch noch eine originalgetreue Kopie gibt, entspinnt sich eine turbulente Gaunerkomödie mit herrlichen Verwechslungen und wunderbar stereotypen Verwicklungen.
Ich bin kein ausgesprochener Fan des volkstümlichen Theaters, doch dieses Buch kann ich mir mit seinen Typen und den slapstickartigen Szenen und Verwechslungen wunderbar als Theaterstück oder noch besser als Filmkomödie vorstellen.
Allerdings wer, bevor er lacht einen Stuhlkreis bildet oder das erst einmal in der Gruppe besprechen möchte oder zum Lachen in den Keller geht, für den ist dieses Buch ganz sicher nichts, denn hier ist so mancher Schenkelklopfer dabei.
Für mich war dieses Buch meine Sommerlektüre, die ich in der Hängematte genossen habe, mit dem ein oder anderen Gin Tonic oder Martini on the Rocks. Durchgehend humoristisch, teilweise an der Grenze zum Klamauk ganz knapp vorbeischrappend, aber diese nie überschreitend, wird man hier vom Autorenduo Curtis Briggs und
Stefan Lukschy glänzend unterhalten, mit dem ein oder anderen interessanten Ausflug in die (Kunst-) Geschichte.
Das Buch hat aber auch ernsthafte Passagen in denen drei tragische und Leo prägende Todesfälle erzählt werden. Diese Schilderungen tun aber der turbulent-komischen Stimmung des Buches keinen Abbruch.
Der Schreibstil ist ein guter, flüssig und unaufdringlich und mit vielen versteckten Anspielungen und viel Komik gewürzt. Natürlich wird ein Einheimischer, also ein Bayer, ein besonderes Vergnügen aus diesem Buch ziehen, doch unterhalten lassen kann man sich auch ohne ein Bayer zu sein, denn Humor hat ja bekanntlich auch viel mit Intelligenz zu tun. In früherer Zeit hätte man dieses Buch vermutlich als Schwank bezeichnet.
Der ideale Leser für dieses Buch wäre vermutlich männlich, über 50 Jahre alt und bevorzugt aus dem süddeutschen Raum stammend. Doch auch jeder andere, der sich noch an die Zeit des Dual-Plattenspielers oder der HÖRZU mit „Original und Fälschung“ erinnert, wird sich bei der Lektüre dieses Buches wohlfühlen.
Dieses Buch bekommt von mir 5 Sterne. Einen für den guten Stil, einen für den Humor, einen für die lustigen Charaktere, einen für die temporeiche Story und einen für die wunderschöne Umschlaggestaltung.