Zwei Männer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
„Mensch, Rüdiger“ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres, Sven Stricker hat sich hier mit viel Feingefühl aber auch Witz dem sensiblen Thema Depressionen gewidmet.
Rüdiger ist Lehrer, Vater von zwei ...
„Mensch, Rüdiger“ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres, Sven Stricker hat sich hier mit viel Feingefühl aber auch Witz dem sensiblen Thema Depressionen gewidmet.
Rüdiger ist Lehrer, Vater von zwei Kindern und ansonsten eher unscheinbar. Als selbst sein 40.Geburtstag von niemandem beachtet wird, reicht es ihm, mitten im Unterricht verlässt er die Schule - einfach so.
Tom hat vor einigen Jahren mit einem Buch einen Bestseller gelandet, Glück hat es ihm nicht gebracht, in seinem Leben ist im Gegenteil so einiges schief gegangen, aufgrund seiner Schreibblockade bestreitet er nun mit einem Job an der Supermarktkasse seinen Lebensunterhalt. Auch er hat eines Tages genug, und so sitzen Rüdiger und Tom plötzlich nebeneinander auf der Lembachtalbrücke, um ihrem Leben ein Ende zu bereiten.
Sie kommen ins Gespräch und zu dem Schluss, sich noch 5 Tage Aufschub zu geben um herauszufinden, ob sie ihren Leben vielleicht doch noch einen Sinn geben können. Ein paar folgenschwere Erlebnisse und Ereignisse stürzen in diesen Tagen Rüdiger und Tom in ein Wechselbad der Gefühle. Sie treffen in diesen Situationen immer wieder auf Menschen, denen das Schicksal auf unterschiedliche Weise über mitgespielt hat, und die ganz unterschiedliche Wege gefunden haben, damit umzugehen.
Eine Stärke des Buchs liegt für mich darin, dass es beides kann, witzig und ernst sein. Es gibt viele komische bis hin zu an Slapstick erinnernde Szenen und Dialoge voller Wortwitz, auf der anderen Seite aber auch tragische und nachdenklich stimmende Momente, ernste Dialoge über den Sinn und Ziele des Lebens, Szenen die zu Tränen rühren. Diese Gefühlsschwankungen passen zu der depressiven Grundstimmung der Hauptfiguren. Einiges ist sehr überspitzt dargestellt, aber gerade das lässt den Leser auf den realen Kern der Dinge schauen. Mit viel Liebe zum Detail schildert Sven Stricker die kleinen Widrigkeiten des Alltags, blickt seinen Figuren in die Seele, lässt sie mal stark sein, mal schwach.
Das Buch spiegelt glaubhaft die Facetten dieser Krankheit, dieses Gemütszustands wieder und gibt einen kleinen Anstoss, nicht aufzugeben sondern an dem möglicherweise dünn gewordenen Faden des Lebens festzuhalten und den Mut aufzubringen zu Veränderungen.