Wie menschlich ist ein Schimpanse?
Das Thema, dem sich dieser Roman widmet, ist zweifellos interessant: Ende der 1970er Jahre ist Sprachforschung mit Schimpansen ein aufsehenerregendes neues Forschungsfeld. Als die introvertierte Aimee ...
Das Thema, dem sich dieser Roman widmet, ist zweifellos interessant: Ende der 1970er Jahre ist Sprachforschung mit Schimpansen ein aufsehenerregendes neues Forschungsfeld. Als die introvertierte Aimee in einer Fernsehsendung zufällig Prof Guy Schermerhorn und seinen Schimpansen Sam sieht, ist sie sofort fasziniert und schließt sich dem Team an. Bald wird sie Sams engste Bezugsperson und das Zusammensein mit ihm ihr ganzer Lebensinhalt.
Doch von Beginn an ist klar, dass die Sache nicht gut enden wird. Nicht nur, dass Sam mit zunehmendem Alter immer schwieriger zu handhaben ist, auch widerruft sein Eigentümer, der Schimpansenzüchter Moncrief, seine Unterstützung für das Projekt.
Diese Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Aimee, Guy und Sam erzählt, wobei es immer wieder Zeitsprünge gibt und manchmal dasselbe Ereignis aus mehreren Blickwinkeln geschildert wird. Diese Vorgehensweise sorgt zwar für einige Abwechslung und es wird durchaus Spannung aufgebaut, andererseits ist durch die vielen Vorschauen aber auch einiges vorhersehbar. Auch der Schluss ist nicht wirklich überraschend.
Ich kann nicht beurteilen, wie realistisch Sams Passagen sind, also ob ein Schimpanse tatsächlich zu derartigen Gedankengängen in der Lage ist. Er ist aber jedenfalls der einzige einigermaßen sympathische Protagonist. Guy ist nur an seinen Forschungsergebnissen und seiner Karriere interessiert und für Aimee gilt wohl der Spruch „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.“ Beide missbrauchen und benützen Sam und teilweise auch einander auf die eine oder andere Weise.
Dazu kommt noch der übertrieben als Bösewicht gezeichnete Moncrief.
Dass er hier also kaum „Gute“ gibt, machte es mir während des Lesens bisweilen schwer, mich richtig in die Handlung einzufühlen, illustriert aber auch, dass die menschliche Sichtweise auf Tiere zwischen den Extremen einer zu starken Vermenschlichung einerseits und einer Betrachtung als wilde Bestien andererseits schwankt.
So kann dieses Buch doch sehr zum Nachdenken anregen, unter anderem über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier und darüber, wie wenig wir über das Innenleben auch unserer nächsten Verwandten im Tierreich wissen.