Cover-Bild Stella
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 11.01.2019
  • ISBN: 9783446259935
Takis Würger

Stella

Es ist 1942. Friedrich, ein stiller junger Mann, kommt vom Genfer See nach Berlin. In einer Kunstschule trifft er Kristin. Sie nimmt Friedrich mit in die geheimen Jazzclubs. Sie trinkt Kognak mit ihm und gibt ihm seinen ersten Kuss. Bei ihr kann er sich einbilden, der Krieg sei weit weg. Eines Morgens klopft Kristin an seine Tür, verletzt, mit Striemen im Gesicht: "Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt." Sie heißt Stella und ist Jüdin. Die Gestapo hat sie enttarnt und zwingt sie zu einem unmenschlichen Pakt: Wird sie, um ihre Familie zu retten, untergetauchte Juden denunzieren? Eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht – über die Entscheidung, sich selbst zu verraten oder seine Liebe.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2019

Stella, ein Roman

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Es ist wohl das am meisten diskutierte Buch des Jahres, auch wenn dieses noch jung ist. Dabei scheint mancher Journalist seine gute Kinderstube vergessen zu haben. Zum Glück lasse ich mich von Pressestimmen ...

Es ist wohl das am meisten diskutierte Buch des Jahres, auch wenn dieses noch jung ist. Dabei scheint mancher Journalist seine gute Kinderstube vergessen zu haben. Zum Glück lasse ich mich von Pressestimmen nur selten beeinflussen und bilde mir eine eigene Meinung.
Zunächst, die Geschichte ist fiktional und keine Biographie, auch wenn es Stella Goldschlag wirklich gab. Ich finde diese Mischung persönlich sehr gut - das macht den Einstieg in das Thema für den ein oder anderen sicherlich leichter - und vor allem gelungen. Das Einbringen der originalen Prozessakten führt einem vor Augen, dass diese Geschichte eben wirkliche Opfer hat. Namen, welche zum Teil einfach ausgelöscht wurden. Einzelne Schicksale, die nicht vergessen werden sollten.
Das Buch war gut. Nicht mehr und nicht weniger. Ich würde es Leuten die sich für diese Zeit interessieren jeder Zeit empfehlen. Und Herrn Würger möchte ich danken, dass er den Mut aufgebracht hat sich auf diese Weise mit der Person Stella und der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen! Diese Zeit wird immer mehr zu Geschichte, wie andere Epochen auch. Also dürfen Geschichten darüber geschrieben werden. Wichtig ist dabei die Schicksale dahinter nicht zu vergessen. Und dieser Balanceakt ist Takis Würger gelungen. Und der Hanser Verlag hat dies zum Glück erkannt.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Hinter der Maske

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Dass dieses Buch so polarisiert, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht. Ja, Takis Würger hat sich für seinen zweiten Roman ein wirklich schwieriges Thema ausgesucht, dem man sich mit Fingerspitzengefühl nähern ...

Dass dieses Buch so polarisiert, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht. Ja, Takis Würger hat sich für seinen zweiten Roman ein wirklich schwieriges Thema ausgesucht, dem man sich mit Fingerspitzengefühl nähern muss.

Dieses Buch zeigt eine (fiktiv abgeänderte) Momentaufnahme aus dem Leben einer jungen Berlinerin im Jahr 1942 und wird aus Sicht des jungen Schweizers Friedrich erzählt. Er trifft bei einem Besuch in Berlin auf die lebenslustige Deutsche Kristin, die sich von den Repressalien des Regimes nicht einschüchtern lässt und in Bars ihre Leidenschaft für Jazz, Zigaretten und Alkohol auslebt. Schnell verliebt er sich in sie und lässt sich von ihr in ihre (verbotene) Welt hineinziehen. Aus Liebe hält er auch weiter zu ihr, als sie ihm gesteht, dass sie eigentlich Jüdin ist, Stella heißt und von den Nazis vor eine unmögliche Wahl gestellt wird.

Stella Goldschlag, die (reale) Hauptfigur dieses Buches, steht stellvertretend für jüdische Einzelschicksale, die zu Zeiten des Naziregimes in Deutschland von der Gestapo dazu gezwungen wurden, versteckte Juden aufzustöbern und auszuliefern.

Mich zumindest hat das Buch sehr nachdenklich gestimmt. Wie weit würdest du selbst gehen, um deine Liebsten vor dem Tod zu schützen? Und können wir heute eine solche Entscheidung vor dem Hintergrund dieser 40er Jahre überhaupt realistisch bewerten? Können wir einschätzen, in welcher permanenten Angst die Menschen damals gelebt haben müssen?
Und was würde ich tun wenn meine große Liebe in Stella's Situation stecken würde? Könnte ich zu ihr halten oder würde ich sie verurteilen? Wie würde das unsere Liebe verändern? Ich zumindest kann und will diese Fragen nicht beantworten.

Allerdings zeigt dieses Buch nicht die ganze Person, die Stella ausmacht. Wenn man ein wenig recherchiert, eröffnet sich einem das ganze Ausmaß der Taten, die die Jüdin Stella Goldschlag begangen hat. Es gibt noch so viel mehr, was es über sie zu erzählen gibt.

Wenn überhaupt, dann gibt Takis Würger aber zumindest einen Denkanstoß, mehr über die Frau und auch die Zeit herauszufinden. Und es zeigt, dass das, was man über Stella zu wissen meint, vielleicht nicht mehr als ihre selbst gewählte Fassade ist. Ihre eigentlichen Beweggründe und Gedanken dazu hat sie mit ins Grab genommen, als sie sich 1994 selbst umgebracht hat.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Kein einfacher Stoff

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1942 trifft Friedrich, ein junger Mann aus der Schweiz, in Berlin eine junge Frau und verliebt sich in sie. Kristin bleibt zunächst geheimnisvoll, doch sie scheint ihm zugetan. Dann allerdings erscheint ...

1942 trifft Friedrich, ein junger Mann aus der Schweiz, in Berlin eine junge Frau und verliebt sich in sie. Kristin bleibt zunächst geheimnisvoll, doch sie scheint ihm zugetan. Dann allerdings erscheint sie eines Morgens bei ihm und gesteht ihm, dass sie Jüdin sei. Die Gestapo verlange von ihr, sie solle ihre Landsleute ausspionieren, um ihre Eltern aus dem Lager befreien zu können. Wozu wird sie sich entscheiden?

Es ist kein einfacher Stoff, den der Autor Takis Würger hier zu einer Geschichte verarbeitet. Er lehnt sich an die historische Gestalt der Stella Goldschlag an, wobei er die Realität etwas verändert, immerhin ist es ein Roman. Die Ereignisse werden in die Gegebenheiten der Zeit eingebunden, so dass eine sehr authentische Atmosphäre der Stadt Berlin im Jahr 1942 hergestellt wird. Allerdings habe ich mich mit dem nüchternen Schreibstil des Autors eher schwer getan. Wenig nachvollziehen konnte ich den Handlungsstrang um den jungen Friedrich, der mir sehr naiv und eher antriebslos erscheint. Er bleibt für mich bis zum Schluss sehr farblos. So bleiben mir am Ende zu viele offene Fragen übrig, die m.E. eher in einem dokumentarischen Sachbuch passen.

Letztendlich hinterlässt mich das Buch eher zwiegespalten. Das Thema selbst ist ohne Zweifel wichtig, doch Würgers Verarbeitung sagt mir sagt mir nicht besonders zu. Immerhin erreicht das Buch, dass über das Thema gesprochen wird.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Stella

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Friedrich wächst in reichem Haushalt in der Schweiz auf; eigentlich fehlt es ihm an nichts, außer an der Liebe seiner Eltern. Für seine Mutter ist er eine Enttäuschung, sein Vater bevorzugt es die Welt ...

Friedrich wächst in reichem Haushalt in der Schweiz auf; eigentlich fehlt es ihm an nichts, außer an der Liebe seiner Eltern. Für seine Mutter ist er eine Enttäuschung, sein Vater bevorzugt es die Welt zu bereisen statt sich um die Familie zu kümmern. Im Jahr 1942 beschließt er, das Nest am Genfer See zu verlassen und sich selbst ein Bild von den Gerüchten zu machen, die man über die deutsche Hauptstadt hört. In Berlin angekommen, will er wieder malen und lernt so an der Kunstschule Kristin kennen. Die junge Frau strotzt nur so vor Lebensfreude und mit Tristan haben sie einen Gefährten, der mit ihnen das schöne, süße Leben jenseits des Kriegs voll auskostet. Lange können sie ignorieren, was um sie herum geschieht, doch irgendwann platzt die Illusion, für Friedrich besonders hart, denn seine Geliebte ist nicht die Frau, für die er sie gehalten hat, sondern heißt Stella, ist Jüdin und schuldig unmenschlicher Verbrechen.

Das Jahr 2019 ist kaum zwei Monate alt und hat schon seit Wochen einen literarischen Skandal erster Güte: Tais Würgers zweiter Roman „Stella“. Nicht nur, weil man unmöglich der öffentlichen Diskussion um das Buch ausweichen kann, sondern vor allem, weil mir der Autor bereits mit seinem Debütroman „Der Club“ positiv in Erinnerung ist, war ich gespannt auf diese Geschichte. Enttäuscht wurde ich nicht, Würger ist ein überzeugender Erzähler, der hervorragend zu unterhalten weiß.

Ich mag auf die für mein Empfinden restlos dargelegten Argumente für und gegen diesen historischen Stoff nicht eingehen. Ob Takis Würger nur besonderes Aufsehen mit der Verarbeitung der Lebensgeschichte einer real existenten Person erheischen wollte, kann ich auch nicht beurteilen und die Frage nach dem rechtmäßigen Zugriff auf den Nachlass, entzieht sich sowieso meiner Beurteilungskraft. Von daher bleibe ich bei dem, wozu ich etwas sagen kann. Der Handlungsaufbau hat mir gut gefallen, insbesondere die Figur des Friedrich, um den es noch viel mehr geht als um die titelgebende Stella, ist ein interessanter Charakter, dessen Kindheitserfahrungen plausibel als prägende Erinnerungen auch einen Einfluss auf sein Dasein als Erwachsener hat. Verwunderlich, aber nicht minder glaubwürdig das Leben im Kriegsberlin derjenigen, die Geld und Macht hatten. Das Hotel Adlon kann den Schein der Unbekümmertheit und Normalität erstaunlich lange aufrechterhalten und bietet seinen Gästen den gewohnten Komfort. Die Atmosphäre ist dem Autor zweifelsohne authentisch gelungen.

Wie immer bei Literatur, die zur Zeit der Nazi-Herrschaft angesiedelt ist – und insbesondere wenn auf reale Ereignisse zurückgegriffen wird – drängt sich die Frage nach Schuld und Täterschaft auf. In diesem Fall ist sie einfach zu beantworten, nur kurz glaubt man wirklich an das arme Mädchen, das in einer moralischen Zwickmühle steckt, allzu lange nimmt man ihr das nicht ab. Allerdings war für mich fast noch entscheidender die Frage nach Friedrichs Position: er kommt letztlich als Kriegsgaffer nach Berlin, er sieht zu und versteht, was geschieht, aber als Schweizer hat er ja mit allem nichts zu tun: ist das nicht ebenso schändlich?

Veröffentlicht am 19.02.2019

ambivalente Meinung

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• Es fällt mir schwer, über dieses Buch eine Rezension zu schreiben, die all meinen Gefühlen und Gedanken auch nur annähernd gerecht wird.

Was mir gefallen hat?
Takis Würger nimmt die reale Person der ...

• Es fällt mir schwer, über dieses Buch eine Rezension zu schreiben, die all meinen Gefühlen und Gedanken auch nur annähernd gerecht wird.

Was mir gefallen hat?
Takis Würger nimmt die reale Person der Stella Goldmann als Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichte. Diese Frau war eine jüdische Denunziantin im zweiten Weltkrieg und ihr Schicksal und das Thema an sich ist durchaus wert, immer wieder erzählt zu werden.
Würger nähert sich der Hauptperson in Gestalt des jungen Friedrich, der sie als Kristin kennen und lieben lernt. So hat auch der Leser erst mal einen neutralen Blick von außen.
Der Autor bedient sich oft starker Metaphern und Gleichnisse. Und in kurzen Einleitungen der Kapitel schildert er, was auf der Welt und in Deutschland rundherum Wichtiges passiert. Da werden Kinder geboren, Erfindungen gemacht aber auch Gesetze und Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung Deutschlands erlassen, Städte bombardiert, Tausende von Juden getötet. Später kommen auch noch Gerichtsprotokolle von Denunziationen hinzu. Das alles gibt einen bedrohlichen und authentischen Rahmen für die Beziehung, die zwischen Stella und Friedrich entsteht. (Ich möchte es nicht Liebe nennen, denn von ihrer Seite aus ist es das sicher nicht und der junge Mann hat auf dem Gebiet noch keinerlei Erfahrungen und seine Gefühle und Handlungen waren für mich teilweise sehr pubertär.)
Ich mochte auch die Sprache des Autors und mir gefällt, wie er mit wenigen, wohldosierten Worten auch dramatische Szenen hautnah erzählen kann. Die Dialoge sind stark und wohlgesetzt.

Was mir nicht gefallen hat?
Erst mal ist das Buch mit gut 200 Seiten recht dünn. Dafür packt er aber so viele Informationen, Fakten und Geschichten hinein, dass man dreimal so viele Seiten ohne Probleme füllen könnte. Dementsprechend wird man von immer neuen Erkenntnissen niedergedrückt, hat keine Zeit zum Durchatmen. Und immer wieder mal waren Szenen für mich aufgesetzt (wie z.B. der jüdische Boxer und sein Auftritt.)
Die Geschehnisse und Fakten werden unreflektiert an den Leser weitergegeben. Szene reiht sich an Szene ohne dass Würger sich große Mühe mit Übergängen, Erklärungen oder Beschreibungen gibt.
Die Charaktere der Hauptdarsteller, neben Stella und Friedrich ist das vor allem der SS-Mann Tristan, sind nicht nur sehr ambivalent, sondern eigentlich zum Großteil vollkommen undurchsichtig beschrieben und durch die Kürze des Textes fand ich zu keiner einen wirklichen emotionalen oder auch nur intellektuellen Zugang.
Vor allem Stella bleibt nicht greifbar und da einige Fakten ihres Lebens, wie z.B. ein Ehemann, einfach weggelassen werden, ist man sich auch nicht sicher, wie viel überhaupt real war und ob nicht eigentlich alles an der Geschichte frei erfunden ist und nur die Protokolle und Fakten wahr sind. Das schwächte für mich zunehmend den Gesamteindruck.
Ich frage mich ständig, was will Takis Würger mir damit sagen? Ich mag es ja eigentlich, wenn der Autor den Leser fordert und ein Roman auch nachdem man ihn aus der Hand gelegt hat, noch eine Weile meine Gedanken beherrscht. Und das Buch regt sicher an, sich mit der realen Stella zu beschäftigen. Dennoch war es mir einfach zu viel Unklarheit und zu wenig eigene Stellungnahme von Takis Würger. Für mich scheute er es, sich zu positionieren. Er wollte eine Geschichte erzählen ohne sich und seine Meinung einzubringen. Aber dadurch verwässerte die Geschichte für mich zu sehr und die Charaktere blieben blass – vor allem Friedrich und seine Motivationen - und irgendwie unrealistisch überspitzt.

Mein Fazit:
Ein Buch, welches sich zu lesen lohnt. Aber vor allem deswegen, um das Thema aufzunehmen und mit anderen in Diskussion darüber zu treten. Für mich nicht unbedingt ein literarisches Meisterwerk, obwohl es berührt und beschäftigt und die Sprache und der Rhythmus der Geschichte mir sehr gefallen haben. Meine Gefühle sind so ambivalent wie die Charaktere in diesem Buch.