Ein unfertiges Krankenhaus und koloniale Pläne
„...Sofie hatte genug Erfahrung mit Tuberkulosepatienten und mittlerweile ein gutes Gespür, aber auch Gehör dafür entwickelt, ob jemand daran erkrankt war. Kolleginnen schrieben ihr schon einen siebten ...
„...Sofie hatte genug Erfahrung mit Tuberkulosepatienten und mittlerweile ein gutes Gespür, aber auch Gehör dafür entwickelt, ob jemand daran erkrankt war. Kolleginnen schrieben ihr schon einen siebten Sinn zu...“
Wir schreiben das Jahr 1914. Sofie arbeitet als Lungenärztin in Bremen. Doch ihre Erfahrungen aus der Schweiz und aus London werden von den männlichen Kollegen nur belächelt. Sie sind Neuem gegenüber wenig aufgeschlossen.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Dem liegt ein reales Geschehen zugrunde. Was sich anfangs wie eine lockerleichte Geschichte liest, wandelt sich schnell in Richtung Krimi.
Dann erscheint Richard Hauenstein bei ihrem Vater. Er bietet Sofie die Stelle der leitenden Lungenärztin im neu erbauten deutschen Krankenhaus auf Madeira an. Sofie sagt zu.
Die Schifffahrt mit einem Abstechern nach Lissabon wird sehr anschaulich beschrieben. Bei der Ankunft auf Madeira allerdings erwartet Sofie eine herbe Enttäuschung. Das Krankenhaus ist noch im Bau. Seine Fertigstellung liegt in den Sternen. Zwar will man Sofies Erfahrungen schon in der Bauphase nutzen, doch eine Anstellung hat sie noch nicht. Unterkunft erhält sie im Hause von Richards Familie. Das war schon mit ihrem Vater so vereinbart. Richard klärt sie über die Lage vor Ort auf.
„...Man respektiert und achtet uns, doch sie sehen es nicht gern, wenn auch noch Deutsche hier Fuß fassen und Einfluss gewinnen. Deren Geld nehmen sie. Touristen sind hochwillkommen...“
Richards Avancen lassen Sofie kalt. Irgendwie hat sie dabei ein ungutes Gefühl. Zum Geburtstag von Felix Hauenstein erscheint dann auch Ludwig, der jüngere Sohn. Er ist Schriftsteller. Da er Zeit hat, führt er Sofie über die Insel. So lerne ich als Leser eine Menge an Sehenswürdigkeiten kennen. Zwischen Ludwig und Sofie beginnt es zu kribbeln. Richard dagegen sieht ihr Zusammensein nicht gern.
„...Das Leben war Sofies Erfahrungen nach eine schier endlose Reihe an Kompromissen, um schwelende Konflikte bereits im Keim zu ersticken...“
Je mehr sich Ludwig und Sofie mit dem Krankenhausprojekt beschäftigen, desto deutlicher wird, dass dort eine Menge nicht stimmig ist. Außerdem stößt Sofie auf Geheimnisse, die ihre Vergangenheit angehen. Jetzt zieht der Spannungsbogen extrem an.
Ein inhaltsreiches Nachwort trennt zwischen Fiktion und Realität.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet ein wenig bekanntes Stück Geschichte von Madeira auf und verknüpft dies mit persönlichen Schicksalen.