Cover-Bild Der Reisende
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 303
  • Ersterscheinung: 05.02.2018
  • ISBN: 9783608981230
Ulrich Alexander Boschwitz

Der Reisende

Roman
Peter Graf (Herausgeber)

Deutschland im November 1938. Otto Silbermanns Verwandte und Freunde sind verhaftet oder verschwunden. Er selbst versucht, unsichtbar zu bleiben, nimmt Zug um Zug, reist quer durchs Land. Inmitten des Ausnahmezustands. Er beobachtet die Gleichgültigkeit der Masse, das Mitleid einiger Weniger. Und auch die eigene Angst.

»Ein wirklich bewegender, aber auch instruktiver Text. Ein großer Gewinn! Für einen Dreiundzwanzigjährigen ein ganz erstaunliches Werk.«
Brigitte Kronauer

Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen. Noch nie hat man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklichkeit jener Tage.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2018

Beklemmendes Werk!

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Der junge Autor Ulrich Alexander Boschwitz berichtet aus unmittelbarer zeitlicher Nähe und persönlich betroffen über die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges.
Sein Werk "Der Reisende" hat er im Alter von ...

Der junge Autor Ulrich Alexander Boschwitz berichtet aus unmittelbarer zeitlicher Nähe und persönlich betroffen über die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges.
Sein Werk "Der Reisende" hat er im Alter von 23 Jahren unmittelbar nach den Novemberpogromen 1938 verfasst.
Beklemmend nimmt er den Leser mit auf die Erlebnisse des Juden Otto Silbermanns, der mitansehen muss, wie nach und nach Bekannte und Freunde verhaftet werden und der sich nun selbst auf der Flucht befindet und verzweifelt versucht, Deutschland zu verlassen.

Boschwitz' Werk erschien 1939 in England, 1940 in den USA und 1945 in Frankreich. Es ist erstaunlich, dass es so lange brauchte, bis Boschwitz' Werk in Deutschland veröffentlicht wurde.

Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.02.2018

Gegen das Vergessen

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Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz wurde erst jetzt 80 Jahre nach dem Entstehen des Romans in Deutschland veröffentlicht. Wenn ich dann noch von dem Schicksal dieses Autors lese, bin ich erschüttert.

Der ...

Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz wurde erst jetzt 80 Jahre nach dem Entstehen des Romans in Deutschland veröffentlicht. Wenn ich dann noch von dem Schicksal dieses Autors lese, bin ich erschüttert.

Der Roman fängt im November 1938 in Deutschland an. Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann hat seinen Prokurist als Sozius eingesetzt. Aus der Geschichte wissen wir, das das nichts rettet.
Der Autor lässt die Gedankengänge des Mannes bildhaft werden. Aus seinen eigenen Erfahrungen kann er alles so intensiv beschreiben. Er zeichnet eindrucksvoll das Ergehen Otto Silbernanns, besonders treffend hat er das Wesen eines etwa 60jährigen Mannes getroffen. Dessen Gespräche im Zug sind manchmal erschreckend und dann mal humorvoll. Mit der Zeit verliert Silbermann immer mehr von seiner Persönlichkeit. Mit dieser bedrückenden Ungewissheit und der ewigen Angst vor Entdeckung kann keiner leben. Die Konflikte mit anderen Personen sind geprägt von dem politischen Klima.

Dieser Roman ist ein wichtiger Klassiker, den man lesen sollte, damit nichts in Vergessenheit gerät.



Veröffentlicht am 09.02.2018

Gejagt im eigenen Land

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Ulrich Alexander Boschwitz ist mit diesem Zeitdokument ein Werk gelungen, das einen in seiner Schlichtheit fesselt und von jedem von uns gelesen werden muss. Das Buch gibt die Geschichte vom judischen ...

Ulrich Alexander Boschwitz ist mit diesem Zeitdokument ein Werk gelungen, das einen in seiner Schlichtheit fesselt und von jedem von uns gelesen werden muss. Das Buch gibt die Geschichte vom judischen Kaufmann Otto Silbermann wieder und enthält zugleich viele autobiographische Aspekte. Kurz nach den Pogromen im Jahre 1938 ändert sich für die Juden in Deutschland plötzlich alles und von geachteten Geschäftsleuten und Unternehmern werden sie zu Menschen zweiter Klasse. So ergeht es auch Otto, der sich gezwungen sieht sein Hab und Gut zu verkaufen und zu versuchen mittels finanzieller Möglichkeiten aus Deutschland rauszukommen. Doch vergebens, das Reich ist ein brödelnder Kessel für den armen Otto. Auf seiner Reise trifft er auf die verschiedensten Menschen und Geschichten und macht positive jedoch meist negative Erfahrungen. Seine aussichtslose Lage nutzen viele Menschen aus und wir sehen auch hier einmal mehr, was Macht aus einem Menschen machen kann.
Für mich was und ist dieses Buch ein Muss, denn wir dürfen einfach nicht vergessen was Menschen wie Otto damals wiederfahren wurde um die Geschichte aufrechtzuerhalten und daraus zu lernen, besonders in unserer heutigen, sensitiven Zeit.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Lesenswerter Roman über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte

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INHALT
Während der Novemberpogrome 1938 muss der wohlhabende jüdische Kaufmann Otto Silbermann aus seiner Berliner Wohnung fliehen und überhastet seine Frau und sein Geschäft zurücklassen. Aus Angst vor ...

INHALT
Während der Novemberpogrome 1938 muss der wohlhabende jüdische Kaufmann Otto Silbermann aus seiner Berliner Wohnung fliehen und überhastet seine Frau und sein Geschäft zurücklassen. Aus Angst vor einer Verhaftung durch die Nazi-Schergen begibt er sich auf eine ziellose Reise mit der Reichsbahn quer durch Deutschland. Nachdem sein Fluchtversuch ins Ausland misslungen ist, irrt Silbermann gehetzt und ohne vernünftigen Plan von Stadt zu Stadt. Schließlich hat er kaum noch Hoffnung, eine sichere Zuflucht zu finden, und verliert immer mehr seinen Verstand.
MEINE MEINUNG
Mit dem Roman „Der Reisende“ hat Ulrich Alexander Boschwitz ein wichtiges literarisches Zeitdokument hinterlassen, das nun erstmalig auf dem deutschen Markt erscheint. Der bereits 1935, nach Verkündung der Nürnberger Rassengesetze aus Deutschland emigrierte Boschwitz hat seinen Roman 1939 in nur wenigen Wochen verfasst, um die schrecklichen Ereignisse der Novemberpogrome und den Beginn der Judenverfolgung in Deutschland zu verarbeiten. Dass Boschwitz viele eigene Erlebnisse und die seiner Familie mit in seinen Roman hat einfließen lassen, trägt zur besonderen Authentizität und Intensität des Romans bei.
In seiner Geschichte um den gutsituierten, jüdischen Kaufmann Otto Silbermann portraitiert der Autor exemplarisch das Schicksal der jüdischen Deutschen, die als ehemals angesehene Bürger plötzlich Willkür, Demütigungen und Gewalt ausgesetzt waren, und denen nur noch die meist vergebliche Flucht ins Ungewisse blieb.
Sehr einfühlsam und eindringlich gelingt es dem Autor, dem Leser die anfänglich noch ungläubige, pragmatische Betrachtungsweise der Hauptfigur nahe zu bringen, die sich aber während seiner Flucht zunehmend in Aktionismus und panische Verzweiflung angesichts seiner Situation wandelt. Die Geschichte mit ihrer bedrückenden Atmosphäre und der Schilderung von Silbermanns planloser, gehetzter Irrfahrt durch das Land hat mich immer mehr in ihren Bann gezogen.
Auf seinen immer schneller wechselnden Etappen begegnet die Hauptfigur einer Menge Menschen, so dass man durch die geführten Gespräche sehr aufschlussreiche und beklemmende Einblicke in die Haltung und Gedankenwelt der damaligen Gesellschaft in Deutschland erhält. Die Bandbreite an Nebencharakteren reicht von überzeugten Nazis, dumpfen Mitläufern, unwissenden, passiven wie auch wohlwollenden Deutschen bis hin zu zahllosen flüchtenden Leidensgenossen. Man kategorisiert die Mitbürger nur noch in zwei Klassen: Arier oder Juden. Schockierend ist zum einen die Gleichgültigkeit und Unwissenheit vieler Mitmenschen, zum anderen aber auch die plötzliche Feindseligkeit, ja sogar Skrupellosigkeit vieler arischer Freunde, Geschäftspartner und Verwandter. Hervorragend hat der Autor vor allem den charakterlichen Wandel und seelischen Ausnahmezustand Silbermanns angesichts der Ausweglosigkeit seiner Flucht und der permanenten Gefahr, von den Nazis aufgegriffen zu werden, herausgearbeitet. Sein anfängliches Schwanken zwischen Selbstaufgabe und Kampfeswillen weicht immer mehr einem völlig irrationalen Verhalten und einer fortschreitenden Fahrigkeit, Zerrissenheit und Mutlosigkeit – all dies wird vom Autor sehr realistisch eingefangen und äußerst anschaulich umgesetzt. Man erlebt im Laufe der Handlung einen getriebenen Menschen, der schließlich seine Selbstachtung, sogar seinen Verstand verliert und sich willenlos in sein Unheil fügt.
Ein auch in der heutigen Zeit lesenswerter, wichtiger Roman gegen das Vergessen und ein Appell für mehr Toleranz und Menschlichkeit!
FAZIT
Ein sehr bewegender Roman über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, der mit seinen beeindruckend authentischen Schilderungen, die Geschehnisse jener Zeit dokumentiert.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Ein absolutes MUSS

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Bei dem Roman „Der Reisende“ handelt es sich um ein literarisches Zeitdokument, welches von Ulrich Alexander Boschwitz im Alter von 23 Jahren nach den Novemberpogromen 1938 verfasst wurde. Boschwitz, der ...

Bei dem Roman „Der Reisende“ handelt es sich um ein literarisches Zeitdokument, welches von Ulrich Alexander Boschwitz im Alter von 23 Jahren nach den Novemberpogromen 1938 verfasst wurde. Boschwitz, der selbst Jude war, wurde kurz vor Kriegsbeginn interniert und nach Australien gebracht. Auf der Rückreise starb er im Alter von 27 Jahren, da das Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert wurde und sank.

Es handelt sich um ein sehr ergreifendes und zugleich berührendes Buch. Wir begleiten den jüdischen Kaufmann, Otto Silbermann, auf seiner Flucht vor dem Naziregime. Er reist mit den Zügen durchs ganze Land, ohne ein Ziel, lediglich mit einer Aktentasche voll Geld. Dabei trifft er auf viele verschiedene Personen und macht sowohl positive als auch negative Begegnungen. Während der ganzen Geschichte ist mir Otto Silbermann total ans Herz gewachsen mit seiner nüchternen und teilweise sarkastischen Art.

Man muss diesen Roman einfach gelesen haben, da er auf eine sehr nüchterne aber dennoch einnehmende Art und Weise erzählt, wie man sich das Leben eines Juden 1938 in Deutschland vorstellen konnte. Man kann die Ungläubigkeit und den Schmerz des Autors mitfühlen, da der Roman auch einige autobiographische Aspekte hat.

Dieses Buch ist ein unglaublich besonderes Zeitdokument, das eine Menge Aufmerksamkeit gebührt und niemals in Vergessenheit geraten darf, vor allem nicht in unserer heutigen Zeit.