Kurzgeschichten mit alltäglicher Handlung, die plötzlich ins Obskure abdriften und zum Nachdenken anregen
"JAB" ist eine Sammlung von acht sehr lesenswerten Kurzgeschichten des südkoreanischen Autors Un-Su Kim, der in seiner Heimat bereits mehrfach mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet wurde und international ...
"JAB" ist eine Sammlung von acht sehr lesenswerten Kurzgeschichten des südkoreanischen Autors Un-Su Kim, der in seiner Heimat bereits mehrfach mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet wurde und international seit Jahren als "koreanischer Henning Mankell" gefeiert wird.
In den acht Kurzgeschichten dieses Bandes geht es allerdings weniger um blutrünstige Thriller-Action, sondern vielmehr um unaufgeregt, aber sehr anschaulich erzählte Alltagssituationen im Korea fernab der glänzenden K-Pop-Fassaden oder des glamourösen Nachtlebens der Metropole Seoul. Ja, auch in Südkorea, einem aufstrebenden asiatischen Land, das in vielen Facetten den westlichen Werten nacheifert, gibt es Probleme wie Mobbing in der Schule, wütende Schüler, die sich nicht verstanden fühlen und deshalb ein Ventil suchen. Es gibt Drogenprobleme, Kriminalität, physische und psychische Gewalt, Manipulation, Korruption und Selbstmord.
Viele dieser alltäglichen Probleme behandelt Un-Su Kim in seinen Geschichten, aber er verzichtet dabei auf klar vorgegebene und eindeutig zu interpretierende Gesellschaftskritik - worauf auch explizit hingewiesen wird. Kim regt den Leser mit seinen Geschichten und seiner Erzählweise vielmehr dazu an, sich - bewußt oder unbewußt - selber ein subjektives Bild von den dargestellten Problemen zu machen und diese für sich selbst zu bewerten.
"Jab" ist eine spannend zu lesende Kurzgeschichtensammlung die den Leser zum tiefgreifenden Nachdenken einlädt, die aber auch einfach als Zusammenstellung interessanter Erzählungen ohne größere Hintergedanken genossen werden kann. Der Leser ist in seiner Bewertung und Intention völlig frei - sicher ist nur: er wird Spaß an der Lektüre haben.