Ein hartes Leben
„...Ich sehe mich in meiner Heimat Blumental, Die Einwohner der Siedlung sind deutsche Umsiedler aus dm europäischen Teil Russlands, vor allem von der Wolga. Das Dorf, das meine Heimat und die meiner Kinder ...
„...Ich sehe mich in meiner Heimat Blumental, Die Einwohner der Siedlung sind deutsche Umsiedler aus dm europäischen Teil Russlands, vor allem von der Wolga. Das Dorf, das meine Heimat und die meiner Kinder wurde, liegt hier im flachen, leeren Land der Altai – Region...“
Diese Gedanken gehen der 90jährigen Olga an ihrem Geburtstag durch den Kopf. Zwar leidet die alte Dame an Demenz, doch die Vergangenheit wird vor ihren Augen lebendig.
Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Die Ereignisse basieren auf wahren Begebenheiten in ihrer eigenen Familie.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist stellenweise sehr poetisch, vor allem dann, wenn die Schönheit der Landschaft beschrieben wird. Ab und an verwendet die Autorin lokale Ausdrücke, die im Glossar erklärt werden, sich häufig aber auch aus dem Textzusammenhang ableiten lassen.
Olgas Geschichte beginnt im Sommer 1924. Das Leben auf dem Bauernhof ist hart. Der Tag beginnt früh. Die Kinder haben alle ihre Aufgaben, die zu erfüllen sind. Olga möchte gern die Schule besuchen, doch das wird ihr verwehrt. Sie wird als Arbeitskraft gebraucht. Das Gespräch mit dem Lehrer, ebenfalls ein Russlanddeutscher, zeigt die unterschiedlichen Einstellungen.
„...Und doch ist das Weib die erste Bildnerin der Nachwelt, die Regentin, die Gefährtin des Mannes auf den oft dornigen Pfaden des Lebens. Sie soll ungebildet bleiben?...“
Die Familie kann es sich allerdings auch leisten, einige Russen als zusätzliche Kräfte einzustellen.
Obwohl das Leben momentan noch ruhig verläuft, gibt es ab und an Gespräche über Auswanderer. Onkel Iwan warnt davor. Er zeigt die Stärken seiner Landsleute auf.
„...Einzig unsere Traditionen, unser Fleiß und das Können, uns jede Wendung des Schicksals zu fügen, sichern unser Überleben. Süße Brötchen auf der Kühe Hörner gibt es in keinem Land dieser Erde...“
Zwei Jahre später kommt der erste Schock. Egoraschka, der älteste Sohn, wid zum Kriegskommissariat bestellt. Ist es ein Abschied auf immer?
1938 ändert sich die Situation grundlegend. Nun ist Stalin an der Macht. Die Abgaben der Bauern werden kontinuierlich erhöht. Weigerungen werden nicht akzeptiert. Anstatt einzelner Bauernhofe wird auf Kolchosen gesetzt. Da die Arbeitskräfte gebraucht werden, wird allen eine Ausreise verweigert. Der Staat bestimmt, wer wo arbeitet. Probleme in der Familie werden unter den Tisch gekehrt.
„...Wir dürfen nicht zulassen, dass das ganze Dorf negativ über unsere Familie spricht. Das darf niemals geschehen! Man wäscht seine schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit...“
Man kann es auch anders formulieren: Man leidet klaglos. Gerade in dieser Zeit sorgen zusätzlich Wetterkapriolen dafür, dass es zu einer Hungernot im großen Stil kommt. Alles, was essbar ist, wird gesammelt, selbst wenn es mit Lebensgefahr verbunden ist.
Olga wird zur Feldarbeit in einer entfernten Region herangezogen. Dort lernt sie einen jungen Mann kennen, der als Traktorist arbeitet. Haben die beiden eine Chance und eine Zukunft?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.